Willich Ärzte arbeiten Hand in Hand

Willich · Ministerieller Besuch zu später Stunde: Am Dienstagabend besichtigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Teilgemeinschaftspraxis Dr.Weber & Partner. Noch zahlen gesetzliche Krankenkassen nicht.

Ministerieller Besuch zu später Stunde: Am Dienstagabend besichtigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Teilgemeinschaftspraxis Dr. Weber & Partner. Noch zahlen gesetzliche Krankenkassen nicht.

Minister Laumann wollte sich über ein in Deutschland bisher nicht weit verbreitete Modell ärztlicher Zusammenarbeit informieren. Schiefbahn ist der Hauptsitz der „Teilgemeinschaftspraxis Dr.Weber & Partner“ (TPW) – ein Zusammenschluss von mittlerweile 47 selbstständigen niedergelassenen Ärzten aus dem Raum Mönchengladbach, Düsseldorf, Neuss, Kreis Viersen und Krefeld.

Ärzte arbeiten in bestimmten Bereichen zusammen, um Kosten zu sparen und Ergebnisse zu optimieren. Federführend bei dem Zusammenschluss waren der Willicher Orthopäde Dr. Volker Weber und die niederländische Unternehmensberatung Corporate Potential, die in Schiefbahn den deutschen Ableger Medizentral unterhält.

„Wir wollen das qualitativ beste und wirtschaftlichste ambulante Versorgungssystem entwickeln“, erklärte Andries Haaijima dem Minister bei der Vorstellung. Hierfür hat die TPW im ersten Schritt für alle Partner eine radiologische Praxis (MRT-Direkt) mit dem offenen Magnetresonanztomographie-Gerät „Aperto“ der Firma Hitachi in Deutschland eingerichtet, im Kesselhaus der früheren Verseidag.

Seit Anfang des Jahres gibt es dazu ein vernetztes Untersuchungssystem nach „Leitsymptomen“: Dieses wird eingesetzt, wenn Beschwerden eine Vielzahl unterschiedlicher oder gemeinsamer Ursachen haben können. Der Primärarzt (in der Regel der Hausarzt), zu dem der Patient kommt, veranlasst die Einstellung des Patienten in das Untersuchungsnetz bei den Fachärzten, in deren Gebiet die Ursachen der Beschwerden fallen können. Die Termine werden über eine Hotline so koordiniert, dass sie zügig hintereinander liegen, jeder Arzt schreibt sofort seinen Befund und händigt ihn dem Patienten aus. So kann jeder folgende Arzt sehen, welche Untersuchungen bereits gemacht wurden. Der Vorteil sei eine große Kostenersparnis, erklärte Dr. Anselm Stierstorfer vom Beirat der TPW: Es gebe keine Doppeluntersuchungen, alles erfolge ambulant.

Die Unterschiede in den Kosten machte er an dem Beispiel „Verdacht auf Multiple Sklerose“ deutlich: Eine zehntägige Untersuchung im Krankenhaus kostet 1980 Euro, dieselben ambulanten Untersuchungen lediglich 250 Euro. Die Mediziner schilderten Laumann auch ihr Problem: Die Leistungen der TPW werden bisher nicht von den gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) bezahlt, die TPW arbeitet nur mit Privatzahlern. Laumann war von den Erklärungen beeindruckt, er betonte jedoch, dass er die Interessen der GKV-Patienten (90 Prozent der Menschen in NRW) vertreten müsse. „Wenn so etwas üblicher werden soll, muss es über die GKV laufen“, sagte Laumann. Die TPW steht hier in den ersten Verhandlungen, um die Anerkennung zu bekommen.

(RP)
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