Viersen Blick ins Bergische Land

Viersen · Vor 110 Jahren wurde der Aussichtsturm am Hohen Busch zu Ehren des Reichsgründers Bismarck erbaut. Am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, werden ihn wohl viele Bürger zum ersten Mal sehen.

 67 schmale und sehr steile Eisenstufen – dann ist die Aussichtsplattform des Bismarcksturms erreicht.

67 schmale und sehr steile Eisenstufen – dann ist die Aussichtsplattform des Bismarcksturms erreicht.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Im Osten leuchtet die Skihalle von Neuss in der Sonne auf und dahinter am Horizont erblickt man bei klarem Wetter den Höhenzug des Bergischen Landes: Lohn für das Erklimmen von 67 schmalen und sehr steilen Eisenstufen.

Dann ist die Aussichtsplattform des Bismarcksturms erreicht, der mit seinen 18,22 Metern Höhe seit 1901 die Wilhelmshöhe krönt, den mit knapp 85 Metern höchsten Punkt von Alt-Viersen, mitten im Wald gelegen. Das ist auch der Grund, dass weder der Blick auf St. Remigius gelingt noch "über die gesegnete niederrheinische Tiefebene". Denn die Bäume, die es vor 110 Jahren noch nicht gab, versperren jetzt die Aussicht.

Aussichtsturm abgeschlossen

So ist der Turm, der damals zu Ehren Otto von Bismarcks, des Gründers des Deutschen Reiches und ersten Reichskanzlers, mit Spenden von 104 Viersener Bürgern in Höhe von mehr als 30 000 Reichsmark erbaut wurde, auch von keiner Straße aus zu sehen. Nur Wanderer kennen ihn — und sind enttäuscht, dass dieser schöne Aussichtsturm abgeschlossen ist.

Nur zu ganz besonderen Gelegenheiten schließt Dr. Ekkehart Köhler, der pensionierte frühere Fachbereichsleiter für Bauen und Umwelt, die schwere Eisentür auf: zum Beispiel am Tag des offenen Denkmals am 11.September. Dann wird er die Besucher, die neugierig auf dieses Relikt der gesellschaftlichen Revolution Ende des 19. Jahrhunderts sind, hinaufbegleiten und ihnen die Geschichte des Turms erzählen.

Errichtet hat den Turm der Viersener Bauwerksmeister Carl Schnitzler nach den Plänen des Dresdner Architekten Wilhelm Kreis, auf den rund 50 weitere Bismarcksäulen zurückgehen. Auch die Viersener brachten oben eine Feuerschale an, in der bis zum Ersten Weltkrieg zu Bismarcks Geburtstag am 1. April ein Feuer entzündet wurde.

Ende der 1970er Jahre schloss die Stadt Viersen den Turm, der aus Backsteinen der heimischen Ziegelindustrie erbaut und mit grob behauener Grauwacke aus den Steinbrüchen des Bergischen Landes verblendet wurde aus Sicherheitsgründen Ende der 1970er Jahre, erst zur Euroga 2002+ konnte er, für rund 190 000 Euro saniert, wieder geöffnet werden.

Zwischenzeitlich nutzten die Viersener Amateur-Funker den Turm und betreuten ihn und die Besucher. An der Ostseite grüßt außen ein Bronzerelief des Reichsgründers, vom Berliner Bildhauer Arnold Künne geschaffen. Heute gehört der Turm dem Verschönerungsverein Viersen, das Grundstück, auf dem er steht, ist Eigentum der Stadt Viersen. Doch der Verein sieht sich zurzeit nicht in der Lage, den Turm für Tagestouristen regelmäßig zu öffnen.

So wird die Viersener Fahne, die Ekkehart Köhler am Denkmaltag hisst, wohl nur an diesem einen Tag wehen und Wanderern, die durch den schönen Wald oder vom Parkplatz Hoher Busch kommen, den Weg weisen. Übrigens: Die von Denkmalpflegerin Ellen Westerhoff geführte Bustour hat dort keine Station.

(flo)
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