Solingen Polizei zum Abbruch bereit

Solingen · Finanzamt und Polizeigebäude an der Goerdelerstraße stammen aus den 60-er beziehungsweise späten 70-er Jahren. Vor dem Abriss ist eine umfangreiche Schadstoffsanierung im Inneren nötig. Ein Baustellenbesuch.

Eröffnung des neuen Polizeipräsidiums in Solingen
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Die Gebäude sind leer, die Bauzäune riegeln sie weiträumig ab, doch mit dem Abbruch kann erst in ein paar Wochen begonnen werden. Denn im Inneren von Polizeigebäude und Finanzamt an der Goerdelerstraße sind erst einmal jede Menge Schadstoffe zu beseitigten.

Asbestzement in Brandschutzplatten, Pechkork als Wärmedämmung in den Wänden oder Mineralwolle als Trittschallschutz in den Bodenplatten. All diese Stoffe müssen getrennt entsorgt werden, gehören auf Sondermülldeponien. Doch für Wolfgang Mergner von der Firma Geo Expert, die auf Schadstoffsanierung spezialisiert ist und für den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) auf der Baustelle derzeit mit 25 Mitarbeitern arbeitet, ist das alles nichts Ungewöhnliches.

"Der Schadstoffbestand ist für Gebäude aus dieser Zeit — das Finanzamt wurde 1960 gebaut, die Polizeiinspektion 1976 — völlig normal", sagt Mergner. Da wurde zum Beispiel Pechkork zur Wärmedämmung genutzt, ein Stoff, der heute nicht mehr zugelassen ist. "Man verwendet heute auch noch Kork, der wird aber mit Bitumen gemischt", erklärt der Schadstoffexperte, eine Tatsache, die auch BLB-Architekt Martin Krause bestätigt.

Mitarbeiter in Schutzanzügen

Die beiden Abbruchgebäude an der Goerdelerstraße wurden zunächst ausgeräumt, dann erfolgte das Entfernen der schadstofffreien Teile, derzeit werden die Schadstoffe entfernt, sortiert, entsorgt. Für die Mitarbeiter auf der Baustelle ist die Ausstattung mit Chemikalien-Schutzanzug, Schutzmasken mit bestimmten Filtern, Handschuhen, Helm und Arbeitsschuhen tägliche Pflicht. Auch hierfür gibt es wie für die Entsorgung der Schadstoffe klare und strenge Vorschriften.

Fit und gesund sollten die Mitarbeiter sein und auch ihre Maskentauglichkeit wird geprüft. Insgesamt, so sagt auch Bauleiter Ralf Schnellenkamp, ist die Baustelle aber kein Altenlastenstandort. Nach dem Abbruch der Gebäude wird der Untergrund aufgefüllt "damit verbessern wir die Tragfähigkeit für den Neubau, denn damit war es bei Bauten in der Nachkriegszeit nicht so weit her", weiß der Bauleiter.

Außerdem sind unter dem Finanzamt und der Polizeiinspektion noch Luftschutzbunker, die nach dem Krieg eingerichtet wurden. Doch auch das war wie die Vielzahl der Altlasten in den Gebäuden den Bauunternehmungen und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW bekannt.

Sprengung nicht erforderlich

Wenn der Abriss beginnt, kann er mit Longfrontbaggern vorgenommen werden. "Bei der Gebäudehöhe muss nicht gesprengt werden", erläutert Wolfgang Mergner. Das Finanzamtsgebäude ist 28 Meter hoch, die Polizeiinspektion gut 50 Meter.

In Sichtweite der beiden Abbruchgebäude ist ein weiteres Haus, das Geo Expert irgendwann vermutlich einmal abbauen wird. Der Karstadt-Komplex mit dem Turmhotel. "Der Turm würde allerdings gesprengt werden müssen", sagt Mergner. Doch bislang hat seine Firma noch keinen Auftrag von den künftigen Investoren bekommen, die auf dem Gelände irgendwann einmal das neue Einkaufszentrum Hofgarten errichten wollen.

(RP)
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