Solingen Misthaufen: Anwohner müssen mit Geruch leben

Solingen · Eine große Ladung tierischer Dünger auf einer Wiese am Rande der Innenstadt erregt den Unmut der Nachbarn.

Ein sommerlich warmer Morgen in der Ferienzeit, der Hausbewohner öffnet die Terrassentür - doch statt frischem Blumenduft steigt ihm beißender Güllegeruch in die Nase: Ein großer Misthaufen auf einer Wiesenfläche an der Hasseldelle ließ in den vergangenen zwei Wochen mehrere Anwohner zum Telefon greifen und die Nummer des Stadtdienstes Umwelt und Natur wählen. Doch der ist eigentlich gar nicht der richtige Ansprechpartner, wie Leiter Dr. Klaus Strehlau erklärt: "Mit dem Thema Gülleausbringung befasst sich die Landwirtschaftskammer NRW". Die überwacht unter anderem die Einhaltung der Düngeverordnung und geht möglichen Verstößen nach - zum Beispiel der Frage, ob Dünger ins Grundwasser gelangt.

Weil jedoch die Stadt Solingen Eigentümerin des landwirtschaftlich genutzten Geländes ist, rückten in den letzten Tagen dennoch Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde aus, um den Misthaufen zu vermessen. Dessen Volumen bezifferten sie schließlich auf 15 bis 18 Kubikmeter. Das sei prinzipiell nicht ungewöhnlich, sagt Abteilungsleiter Hans-Joachim Dorsch. "Organischen Dünger aufzubringen ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll", stellt Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer, klar. Die erlaubte Menge des Düngers auf dem Boden richte sich nach der "guten fachlichen Praxis": Die Bauern dürfen soviel ausbringen, wie die Pflanzen aufnehmen können. Sperrfristen gibt es in den Zeiten, in denen die Natur ruht. Für verschiedene Regelverstöße der Landwirte verhängten die zuständigen Behörden im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen etwas über 200 000 Euro an Bußgeldern. "Das ist ein kleiner Bruchteil dessen, was etwa an Zahlungen der Verkehrssünder zusammenkommt", ordnet Bernhard Rüb die Zahl ein.

Der Misthaufen am Rand der Innenstadt jedenfalls ist regelkonform - zumindest zunächst. Drei Monate darf der Berg aus organischen Düngemitteln auf der Wiese liegen, dann müssen die tierischen Produkte untergearbeitet werden. "Um darauf hinzuweisen", sagt Hans-Joachim Dorsch, "haben wir Kontakt mit dem Pächter aufgenommen." Dessen Kollegen haben keinen Zweifel, dass sich der Landwirt an die Regeln halten wird: "Er wird wohl den Mist korrekt bis zum nächsten Grasschnitt Mitte August vorlagern und dann ausbringen", erklärt zum Beispiel Bauer Knut Meisma, der das Gelände gut kennt.

Bliebe noch das Problem mit dem Geruch. Aber den müssen die Anwohner wohl gerade an warmen Tagen erdulden. "Das ist die Folge von Landwirtschaft in großstädtischen Gebieten", sagt Dr. Klaus Strehlau. Und Bernhard Rüb ergänzt: "Düngen ohne Geruch ist eben nicht möglich."

(ied)
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