Solingen Junge Ideen für die ältere Stadt

Solingen · Solingens Bevölkerung wird bis zum Jahr 2020 um 3,5 Prozent sinken. Die Zahl der Hochaltrigen steigt allerdings stetig an. Und die jungen Senioren wollen künftig stärker als bisher Einfluss auf das öffentliche Leben haben.

Das Aufatmen war groß, nachdem die Stadtverwaltung beim zweiten Solinger Seniorentag aufgezeigt hatte, wo Solingen im Jahr 2020 stehen wird. Nur 3,5 Prozent weniger Menschen leben dann in Solingen, berichtete Hedwig Penger, Leiterin des Stadtdienstes Statistik. Nimmt die Zahl der unter 19-Jährigen zwar durch die rückläufigen Geburtenzahlen weiter ab, steigt vorerst die Zahl der Erwerbsfähigen im Alter von 19 bis 65. Die Zahl der über 65-Jährigen sinkt dagegen.

„Ganz so dramatisch scheint die Entwicklung nicht zu sein“, kommentierte Robert Günther, Vorsitzender des Seniorenbeirates, die Zukunft Solingens. „Wir werden zwar Bevölkerung verlieren. Aber dieser Entwicklung kann man hoffentlich Rechnung tragen.“

Das versicherte Hartmut Hoferichter den rund 150 Zuhörern im Walder Stadtsaal. „Wir diskutieren den Bevölkerungswandel ja schon seit einigen Jahren“, berichtete der Planungsdezernent. „Wir werden älter, weniger und bunter.“ Die Klingenstadt sei da als „stabile Großstadt mit hohem Familienanteil“ einzustufen. Schon bei der Diskussion des Leitbildes „Zukunft.Solingen“ habe man sich Gedanken über die künftigen Anforderungen gemacht, sei zu dem Schluss gekommen, dass die kleinräumige Mischung in Solingen stadtplanerisch erhalten bleiben müsse, der Nahverkehr eine echte Alternative zum Auto sein müsse, unterschiedliche Wohnformen und die generationenübergreifende Kommunikation gefördert werden müsse.

„Wir sind da auf gutem Weg“, erklärte Hoferichter. Die beiden neuen Bahnhaltestellen in Mitte und Grünewald sorgten beispielsweise für eine bessere Verknüpfung von Bus und Bahn. Die Korkenziehertrasse sei ein gelungenes Freizeitangebot für Jung und Alt, an dem auch die Senioren gehörigen planerischen Anteil hatten. Der Wohnungsbau an der Zietenstraße und die Siedlung Weegerhof trügen dem Trend Rechnung, dass die Menschen wieder nah im Stadtzentrum leben möchten, gegebenenfalls auch nah am alten Wohnumfeld, ebenso die Planungen für den Rathauskomplex in Wald. „Grundsätzlich müssen wichtige Angebote wie Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte konzentriert werden, um Wege zu vermeiden.“

Allerdings sei dies nicht nur für ältere Menschen von Vorteil. „Eine altengerechte Stadt wird auch eine familiengerechte Stadt sein“, sagte Bürgermeisterin Ulla Feldhaus „Abgesenkte Bordsteine sind zum Beispiel nicht nur für Menschen, die schlecht gehen können, einfacher zu bewältigen, sondern auch für Mütter mit Kinderwagen.“

Dass dieser Aspekt für Solingen ebenfalls wichtig ist, belegte Hedwig Penger anhand von Statistiken. „Bei den jungen Leuten bis 30 Jahren ziehen mehr nach Solingen als von Solingen weg“, berichtete die Stadtdienstleiterin. „Die über 65-Jährigen ziehen dagegen eher fort.“ Trotzdem müsse man die Älteren gut im Auge behalten. Denn die Zahl der 65- bis 75-Jährigen werde zwar um fast ein Viertel sinken. Dagegen werde die Zahl der über 75-Jährigen kontinuierlich zunehmen. „Und die geburtenstarken Jahrgänge der 60er-Jahre werden uns Mitte der 20er, Anfang der 30er Jahre noch Kopfzerbrechen bereiten.“

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort