Solingen Brücke wird angehoben

Solingen · Bei der Instandsetzung der Müngstener Brücke werden die Fahrbahn- sowie die Gerüstbrücke in den nächsten Tagen angehoben. Ein erster, schwieriger Arbeitsschritt der 30 Millionen Euro teuren Sanierung des Stahlkolosses.

Idyllisch wirkt das grüne Tal mit der Müngstener Brücke. Natur pur, die von einem Industriedenkmal geprägt wird. Plötzlich durchschneiden laute Schleifgeräusche die Stille. Männer in signalorangefarbenen Arbeitsanzügen bearbeiten die Schienen — und das ausgerechnet an der höchsten, 107 Meter hohen Stelle über dem riesigen Brückenbogen.

Dies ist ein sichtbares wie auch von weitem hörbares Zeichen, dass die Grundsanierung der Brücke erfolgt. 30 Millionen Euro will die Bahn bis 2016 in den Erhalt des Stahlbauwerks investieren. Gut ein Dutzend Bahnarbeiter kümmert sich jetzt darum. Einige von ihnen schieben vom Bahnhof Schaberg aus einen kleinen Transportwagen mit Material über die Gleise zur Brücke.

Brücke im Originalzustand

Das Problem: Sie ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten, strenge Denkmalschutzauflagen sind zu beachten. Deshalb muss sorgsam wie bei einer Restaurierung vorgegangen werden; und dies bei einem Stahlkoloss von 5000 Tonnen, der für die nächsten 30 Jahre für den Bahnverkehr fit gemacht werden muss.

Bereits in den nächsten Tagen wird die Brücke an beiden Enden mit Schwerlast-Hydraulikpressen angehoben, um die Rollenlager, die die Ausdehnung des Stahls mit den Temperaturschwankungen ausgleichen, kontrollieren zu können. Dies berichtet ein Bahnsprecher unserer Zeitung. Dann kann jedenfalls entschieden werden, ob diese Rollen sowie die Auflagen der Träger aufgearbeitet werden können oder auszutauschen sind. Arbeiter bereiten derzeit das Aufsetzen der Hydraulikpressen an den Rollenlagern vor.

Dabei wird die Müngstener Brücke an diesen Stellen sogar zweimal um gut zehn Zentimeter angehoben: Zuerst die obere Fahrbahnbrücke mit den Schienen; anschließend die darunter befindliche Gerüstbrücke, die sich von einer Seite zur anderen spannt. "Das Anheben ist schwierig. Bei einer Brücke dieser Größenordnung ist dies in NRW noch nie gemacht worden", beschreibt die Bahn den ersten, heiklen Arbeitsschritt der Sanierung. Vorbereitende Arbeiten dafür haben gleich am vergangenen Samstag begonnen, dem ersten Brücken-Sperrtag mit dem Start des Schienenersatzverkehrs. Zunächst mussten die seitlichen Spannanker, die Fahrbahn- und Gerüstbrücke miteinander verbinden, gelöst werden. Das ist inzwischen bereits passiert. Ein Schnitt in den Gleisen vor der Brücke zeigt, dass diese fürs Anheben durchtrennt werden müssen.

Zudem ist die Auflage des weiten Stützbogens auf den Betonsockeln am Hang mit dem Erlebnispfad in den Brückenpark eingerüstet und mit weißen Schutzplanen verspannt. Hier werden Probeanstriche durchgeführt, um den geeignetsten Korrosionsschutz für den alten Stahl herauszufinden. Der neue Rostschutz soll im nächsten Jahr aufgetragen werden. Dann wird die Brücke voraussichtlich sogar von April bis November gesperrt sein.

Bahn ist im Zeitplan

"Wir sind im Zeitplan", ist die Bahn optimistisch, das in diesen Sommerferien geplante Arbeitspensum abwickeln zu können. Verzögerungen durch Gewitter werden nicht erwartet. Gleichwohl reagiert die Bahn auf Unwetterwarnungen, hat die Arbeiter angewiesen, die Brücke bei einem heranziehenden Gewitter sogleich zu verlassen. Erfahrungsgemäß ist ein Sommergewitter zwar eine heftige, aber eine vergleichsweise kurze Angelegenheit. Nach einer halben Stunde sei es doch meistens schon vorbeigezogen und die Arbeiten könnten wieder aufgenommen werden, sagt der Bahnsprecher.

Bei Eis und Schnee stellt sich dies allerdings ganz anders dar. Arbeiten auf der Müngstener Brücke ruhen dann aus Sicherheitsgründen mitunter über Wochen — so, wie im vorigen Jahr, als sich erste Verstärkungsarbeiten der Brücke verzögerten und Pendler bereits in die Schienenersatzbusse steigen mussten.

(RP/rl)
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