Remscheid Sonne tanken auf dem grünen Rathausplatz

Remscheid · Stadtplaner sehen viel Potenzial in der Innenstadt. Beim Auftakt des Revitalisierungs-Prozesses werden Probleme der Allee aufgezeigt.

 Oben- die Idee: Der Rathausplatz als Wohlfühlzone, die mit Blumen und Sitzbänken zum Verweilen einlädt. Unten - die Ist-Situation: Der Platz ist frei, die Arkaden am Allee-Center werden nicht genutzt.

Oben- die Idee: Der Rathausplatz als Wohlfühlzone, die mit Blumen und Sitzbänken zum Verweilen einlädt. Unten - die Ist-Situation: Der Platz ist frei, die Arkaden am Allee-Center werden nicht genutzt.

Foto: Stadtraum

Manchmal bedarf es des ungetrübten, von der alltäglichen Routine nicht gelenkten Blicks von Außen, um zu neuen Ideen zu kommen. Das hat die Regionale 2006 am Beispiel des Brückenparks Müngsten eindrucksvoll bewiesen.

Remscheid: Sonne tanken auf dem grünen Rathausplatz
Foto: Moll Jürgen

Der Düsseldorfer Architekt Bernd Strey könnte sich vorstellen, den Rathausplatz mit transportablen Pflanzenkübeln zu begrünen und ihm so mehr Aufenthaltsqualität zu verschaffen. An der Stirnseite neben der "Grünen Gans" könnte man Sitzbänke postieren, auf denen die Remscheider die Sonne genießen können und den Blick schweifen lassen. Sein Eindruck: Das Potenzial dieses tollen Platzes wird nicht voll genutzt, er hat mehr verdient als die abweisenden Fassaden des "nach innen gerichteten" Allee-Centers.

 Oben- die Idee: Die Blickachse von der Allee zum Rathaus wird mit Lichtsteelen betont, die Taxis sind weg, es gibt mehr Platz für Fußgänger. Unten: So sieht die Achse derzeit aus.

Oben- die Idee: Die Blickachse von der Allee zum Rathaus wird mit Lichtsteelen betont, die Taxis sind weg, es gibt mehr Platz für Fußgänger. Unten: So sieht die Achse derzeit aus.

Foto: Jürgen Moll

Strey, der am Donnerstagabend im Vaßbendersaal mit seinem Vortrag den Impuls für den von Stadt und Landesregierung angebahnten Revitalisierungsprozess gab, lobte die Schönheit von 50er-Jahre-Bauten wie dem Teo Otto Theater und hatte noch mehr Anregungen mitgebracht. Die Achse Fastenrathstraße - Rathaus möchte er durch Lichtsteelen und breitere Wege mehr betonen. Auch das grüne Band der Alleestraße will er mehr hervorheben, indem etwa im Bereich der Zange die Hinweiseschilder auf freie Parkplätze verschwinden, ebenso der Roller-Parkplatz.

Remscheid: Sonne tanken auf dem grünen Rathausplatz
Foto: Moll Jürgen

Damit war Strey beim Kernanliegen des Abends angekommen. Erste Aufgabe des auf mehrere Jahre angelegten Umgestaltungs-Prozesses in der Innenstadt soll die Erstellung eines Gestaltungshandbuchs mit "empfehlendem Charakter" sein. Die Einkaufsmeile soll entrümpelt werden. Es gebe zu viele vernachlässigte Sitzgruppen, ein wildes Sammelsurium an Pflastersteinsorten. Die zahlreichen Stromkästen, Kinder-Karussells, Windfänge von Cafés oder Werbeaufsteller machten den Fußweg über die Allee zum "Hindernislauf" und trüben das Gesamtbild.

Strey unterschied zwischen Sünden im öffentlichen Raum und jenen an den Häusern selber. Hier gab es in der Diapräsentation ein schaurig-schönes Potpourri überdimensionierter oder altmodischer Werbeschilder. Für Erheiterung unter den rund 50 Gästen sorgte auch Schreys Verwunderung über eine Imbissbude, die für ihre Gäste mitten auf der Allee ein Zelt aufgebaut hat, in dem sie essen können. So was habe er in seiner Heimatstadt Düsseldorf noch nicht gesehen.

Die Unterscheidung der beiden Bereiche ist wichtig. Die Regeln im öffentlichen Raum bestimmt die Stadt, hier kann sie steuern. Bei den Fassaden und Geschäften sind die Eigentümer gefragt. Für sie gibt es die Möglichkeit, für Modernisierungen Geld aus einem Fassaden-Programm zu erhalten. Ab 1. Mai stehen für solche Fragen im Büro Am Markt 13 zwei Ansprechpartner des Dortmunder Büros Stadt und Handel zur Verfügung.

Jonas Reimann von Stadt und Handel ermutigte die Besucher, sich mit ihren Ideen für die Umgestaltung einzubringen. Wie berichtet, stehen insgesamt 15 Millionen Euro für den Umbau zur Verfügung, 38 Projektfelder sind benannt, können aber von den Bürgern in den meisten Fällen mit Leben gefüllt und beeinflusst werden.

In der zweiten Hälfte des Abends konnten die Besucher auf Stellwänden Kärtchen mit Anregungen oder Reaktionen anbringen lassen (Eine Auswahl finden Sie im Kasten rechts). Die Aussagen zeigten, dass Schrey und sein Team gut beobachtet haben und alle Anwesenden großen Handlungsbedarf in der Innenstadt sehen. Bürgermeister Otto Mähler (SPD) etwa gefällt die Idee, die Achse von der Allee zum Rathaus zu stärken und zu verschönern. Vielleicht könne man den Verkehr dort ganz raushalten, sagte er.

Die Ideenskizzen des Architekten-Büros "Stadtraum" und die Stellwände mit Resonanzen sind ab Montag, 10. April, im Ämterhaus ausgestellt.

(RP)
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