Remscheid Auf Streife mit dem Ordnungsdienst

Remscheid · Die Bergische Morgenpost hat zwei Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes auf ihrer Streife durch Remscheid begleitet. Die Arbeit der Ordnungshüter ist anspruchsvoll und abwechslungsreich.

 Die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes kontrollieren regelmäßig die Parcours-Anlage am Bahnhof.

Die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes kontrollieren regelmäßig die Parcours-Anlage am Bahnhof.

Foto: Moll

Die Acht-Stunden-Schicht von Martin Wieczorek und Frank Tietze beginnt gegen 7 Uhr morgens im Parkhaus des kommunalen Ordnungsdienstes. Die dunkelblau lackierten Fahrzeuge des Fuhrparks stehen ordentlich aufgereiht vor einer kahlen Betonwand. "Hallo Schätzchen", sagt Tietze, nickt dabei in Richtung eines betagten VW-Bullis und reibt sich die Hände. "Dann machen wir uns mal 'nen schönen Arbeitstag."

Einer der ersten Handgriffe der beiden Ordnungsbeamten ist die Kontrolle ihres Einsatzfahrzeugs. Wieczorek öffnet die schwere Seitentüre des VW-Busses. Die Scheiben sind von innen mit Metallgittern gesichert. In besonders schwierigen Fällen kann es passieren, dass die Beamten jemanden festnehmen müssen. Aus diesem Grund fehlt der Türe auch ein Griff. Sie lässt sich nur von außen öffnen. "Los geht's", ruft Tietze vom Fahrersitz aus seinem Partner zu, der gerade dabei ist, im Auto Ordnung zu schaffen. Einer der orangefarbenen Verkehrspylone hat sich im Türgitter einer Transportbox für Tiere verhakt. Außerdem hat sich eine Harke aus der für sie vorgesehenen Verankerung gelöst. Der Inhalt des Kofferraums lässt erahnen, wie vielseitig die Arbeit der beiden Männer ist.

 Auch die Kontrolle der kommunalen Parkhäuser gehört zu den Aufgaben des Ordnungsdienstes. In den Treppenhäusern treiben sich Fixer herum.

Auch die Kontrolle der kommunalen Parkhäuser gehört zu den Aufgaben des Ordnungsdienstes. In den Treppenhäusern treiben sich Fixer herum.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Streife beginnt in der Theatergasse. Der große Bulli rollt die schmale Seitenstraße im Schritttempo entlang. "Schleichfahrt" nennen die beiden das mit hörbarer Ironie. "Was meinst du?", fragt Wieczorek seinen Kollegen. "Ob wir hier heute Schulschwänzer erwischen?" Tietze verneint. Zu kalt sei es. "Bei dem Wetter treiben die sich woanders herum." Tatsächlich treffen die beiden niemanden an. Wäre es anders gewesen, hätten die Ordnungshüter die Schüler in ihre Schule bringen müssen.

Von der Theatergasse aus geht es im Schneckentempo weiter in Richtung Alleestraße. Die großen Lkw, die die Fußgängerzone verstopfen, dürfen hier stehen. "Ist ja noch früh", sagt Tietze. "Lass uns nach elf noch mal wiederkommen. Dann ist die Anlieferzeit vorbei." Auf dem Rathausplatz treffen die beiden schließlich auf den ersten Falschparker. Direkt vor dem Eingang des Alleecenters ist ein Lieferwagen abgestellt. "Die haben doch hinten 'ne Anlieferung", ärgert sich Tietze. "Da war wohl wieder jemand einfach zu faul." Sein Kollege steigt aus und nähert sich dem Fahrzeug. Noch bevor er das Kennzeichen aufnehmen kann, stürzt der sichtlich betroffene Besitzer aus dem Einkaufstempel. Nach einem kurzen Gespräch kehrt Wieczorek zum VW-Bulli zurück. "Der kommt nicht von hier", sagt er. "Und wenn einer einsichtig ist, kann man es auch mal bei einer Verwarnung belassen." Die Streife durch die Innenstadt verläuft im weiteren ereignislos.

Die beiden finden deshalb Zeit für einen weiteren Teil ihres Jobs: das Abarbeiten von Bürgeranfragen. Ihr Auftrag führt sie aus der Innenstadt heraus. "Da hat es eine Beschwerde über eine abgestellte Palette gegeben", erklärt Beifahrer Wieczorek nach einem kurzen Blick auf ein Klemmbrett seinem Partner. "Die soll da den Verkehr behindern." Das Problemgut ist schnell gefunden. Der Besitzer der Palette Bodenfliesen erklärt sich schnell dazu bereit, sein Material von der Straße zu schaffen. Auch hier bleibt es bei einer Verwarnung. Es beginnt zu schneien. "Schätzchen" - wie Tietze den Bulli nennt - hält die beiden Beamten warm.

Letzter Stopp vor der Mittagspause ist das Parkhaus am Hauptbahnhof. Das Treppenhaus wird von Drogenabhängigen genutzt und gilt als Treffpunkt der Autoschrauber-Szene. An diesem Mittag ist aber alles ruhig. Nur ein Haufen achtlos weggeworfener Nussschalen zeugt davon, dass das Parkhaus auch für andere Dinge als dem Abstellen von Autos genutzt wird.

Vom Bahnhof aus geht es zurück zum Ämterhaus am Friedrich-Ebert-Platz. "Ist unser Beruf nicht schön?", fragt Tietze als sich das Garagentor hebt. "Wer hat schon so einen abwechslungsreichen Job wie wir?""Ich weiß, was du meinst", antwortet Wieczorek. Auf dem Weg ins Büro dreht sich Tietze noch einmal um. "Machs gut Schätzchen", sagt er. "Nach der Pause geht's weiter."

(RP)
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