Ratingen Von Macht und Machbarem

Düsseldorf · Wilhelm Droste kandidiert für die CDU zum vierten Mal im Wahlkreis Ratingen/Heiligenhaus für die Landtagswahl am 9. Mai. Trotzdem ist der Wahlkampf für den 49-jährigen Juristen keine Routine-Veranstaltung.

Heiligenhaus/Hösel Der Mann will am 9. Mai zum vierten Mal in Folge für die CDU ein Landtagsmandat erringen – und trotzdem gibt es in seinem Wahlkampf so etwas wie Premierenfieber. Auch wenn der Höseler Jurist Dr. Wilhelm Droste (49) das selbst vielleicht nicht so bezeichnen würde.

"Aber es ändert sich schon sehr viel", sagt er mit Blick darauf, dass er erstmals nicht als Oppositionspolitiker, sondern als einer aus der ersten Reihe der regierenden CDU-Fraktion antritt. "Oppositionsarbeit ist Regierungskontrolle und es werden auch bewusst Forderungen gestellt, die über das Machbare hinausgehen", kommentiert er rückblickend. In der Regierung, zumal in einer, die vor fünf Jahren mit dem Anspruch auf einen "Paradigmenwechsel" angetreten war, gehe es ums "akribische und präzise Arbeiten. Man muss Themen auf ihre Machbarkeit hin abklopfen". Die Nähe zur Staatssekretär- und Ministerebene habe neue Perspektiven möglich gemacht, sagt Droste, der als Justitiar der Fraktion dem geschäftsführenden Fraktionsvorstand angehört.

Das gilt für ihn besonders, was die Entwicklung der Stadt Heiligenhaus in den vergangenen Jahren betrifft. Hinter den Stichworten "Kiekert-Areal", "Campus", "Entflechtungsstraße" und "Alleenradweg" stehen nicht allein die 22 Millionen Zuschuss-Euro, die nach und nach in die Projekte gesteckt wurden. "Es geht auch darum, solche Prozesse von der Idee an zu begleiten", so Droste. Dickes Lob spendet er der Heiligenhauser Verwaltung: "Tief beeindruckend, wie sie den Strukturwandel in der Stadt angepackt hat." Solche Vorleistungen, das Selber-Anpacken – sei es, das es nicht zuletzt einem Landtagsabgeordneten leichter mache, Unterstützung für seinen Wahlkreis zu bekommen. "Die Mittel sind endlich – und da, wo Engagement gesehen wird, kommt eher Hilfe an."

Einen ähnlichen Erfolg verspricht sich der Jurist nach wie vor von seinem Einsatz für die Westbahn: "Es geht darum, alle Beteiligten immer wieder zusammenzuführen, das Vorhaben immer im Blick zu behalten." Immerhin gehe es darum, "für 60 000 Menschen auf der Strecke zwischen Ratingen und Duisburg einen S-Bahn-Anschluss zu schaffen. Das wäre ein echter Knaller".

Von der Doppelbelastung – Droste führt in Düsseldorf ein Notariat mit 20 Mitarbeitern – erholt er sich gern im heimischen Hösel. Zumal im Familiencafé, wo er sich gern von seinem Bruder die Welt aus dessen Sichtweise erklären lässt: "Da braucht es manchmal nur einen einzigen Satz – und schon werden Dinge auf neue Art klar."

Die Doppeltätigkeit als Jurist und Parlamentarier fülle ihn aus, so wie sie jetzt sei, antwortet er diplomatisch auf die Frage nach eventuellen Minister-Ambitionen nach dem Wahltag. Nur so viel noch, gut gelaunt: "Ich schlafe auch nicht bei offenem Fenster, bloß um eventuelle Rufe nicht zu verpassen." Und was, wenn es nach der Wahl wieder in die Opposition geht? "Damit beschäftige ich mich nicht, ich gehe sehr selbstbewusst in die Wahl." Daran hat sich seit dem ersten Mal vor 15 Jahren nichts verändert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort