Tanzende Samurai

Der TV Ratingen bietet „Aikido“ an – einen Kampfsport, der eher ein anmutiges Ausweichen ist.Obwohl auch mit Schwertern gekämpft wird, gilt stets die Maxime: „Wer angreift, hat schon verloren.“

Markus Rohde bewegt sich fließend über die weichen Matten in der kleinen Sporthalle am Karl-Mücher-Weg. Mit fast schon tänzerischer Anmut fasst er seinen Schüler am Arm, dreht sich an ihm vorbei und nutzt den Schwung, um ihn auszuhebeln und auf die Matte zu befördern.

Was auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Judo und Tanz aussieht, nennt sich „Aikido“ und ist eine Kampfsportart, die die Budo-Abteilung des TV Ratingen anbietet. Dabei wird nicht nur mit dem Körper gearbeitet, es kommen auch Stöcke und Schwerter zum Einsatz, denn der Ursprung des Aikido ist in den Fertigkeiten der Samurai zu finden.

Sieg über Gewalt

An die japanischen Ritter erinnern auch noch die weißen Kampfanzüge, doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: „Beim Aikido geht es nicht darum, den Gegner zu vernichten, so wie das die Samurai früher auf dem Schlachtfeld getan haben, sondern um Beherrschung und möglichst gar nicht erst anzugreifen. Es steht nicht der Sieg über einen Gegner im Vordergrund, sondern der Sieg über die Gewalt“, erklärt Trainer Markus Rohde. Denn Aikido verinnerlicht die Lehren des Zen-Buddhismus und in diesem fernöstlichen Glauben gilt die Maxime: „Wer angreift, hat schon verloren.“

So ist der Sport auch eher ein Ausweichen als ein Angreifen, die Bewegungen der beiden Kämpfer auf den Matten sind weich und anmutig ohne dabei langsam zu wirken. Rohde: „Die Grundidee ist, dass ich in dem Moment, wo mich beispielsweise das Schwert treffen würde, schon woanders stehe und selbst schneide. Es soll möglichst keine Zeitspanne zwischen der Aktion des Gegners und der eigenen Reaktion sein.“ Schnelle Reflexe gehören also neben aller Grazie zum Aikido wie zu jedem anderen Vollkontaktsport dazu, doch das Packen des Gegners wie beim Judo oder das Schlagen beim Karate, fehlen bei dieser Art der Selbstverteidigung nahezu völlig.

Die Sportler der Aikido-Gruppe des TV haben ihre eigenen Schwerter mitgebracht, doch diese sind nur der Form der Samurai-Schwerter nachempfunden, und nicht aus Metall, sondern aus Holz. „Metallschwerter werden nur ab und zu bei Vorführungen eingesetzt, beim Training sind es fast immer welche aus Holz, damit wir uns nicht verletzen“, erklärt Rohde. Und dann widmet er sich wieder seinen Schülern, die er mit tänzerischer Anmut sanft über die Matten wirbelt. Ein tanzender Samurai, der sich so verteidigen kann.

(RP)
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