Ratingen Extrovertierte Kunst aus Finnland

Ratingen · Die Ausstellung wird am Freitag im Stadtmuseum eröffnet. Vier Künstler zeigen dort ihre Arbeiten.

Ist Finnland nicht das Land, das die meisten Schulkinder Europas und deren Lehrer bei PISA regelmäßig in die Tasche steckt, das Land, in dem man sich ständig im Wald orientieren und dann Hütten bauen, im See angeln und zwischen Sauna und Natur auf den Ego-Trip gehen muss? Von wo aus vielleicht mal eine Städtepartnerschaft mit Ratingen angekurbelt wird? Mag ja alles sein.

Inzwischen hat Finnland aber - mal abgesehen von der reichlich vorhandenen Landschaft und den überaus ruhigen Einwohnern - elektrotechnisch ziemlich aufgerüstet. Und das nicht nur für interne Zwecke. Ziemlich extrovertiert kommt auch die Kunst daher.

So schreibt Ritva Röminger-Czako, freischaffende finnische Kuratorin, zur neuen Ausstellung im Museum Ratingen: "Im high-tech-Land Finnland verdrängten Fotografie und Video - die neuen Medien - in den 1990er Jahren die Malerei von ihrer traditionellen zentralen Stellung als die bedeutendste Kunstgattung des Landes. Sogar vom Ende der Malerei war die Rede. Aber inzwischen weiß man, dass sich die Malerei auch im hohen Norden behaupten kann."

Und die Kennerin der Kunst hat die nun in Ratingen vertretenen Künstler Ville Kylätasku, Jukka Rusanen und Janne Räisänen sowie die Malerin Kirsi Mikkola fest im Blick, wenn sie feststellt, dass ein Teil der jungen Künstlergeneration die traditionelle Malerei mit elektronischen, digitalen oder anderen neuartigen Ausdrucksmitteln ergänzt. Einer - Jukka Rusanen - lebt noch in Finnland, 100 Kilometer von Helsinki entfernt. Ihm geht es um die Ausdruckskraft der Farbe. Er setzt seine profunden Kenntnisse, die er über die Tradition der Malerei hat, in einem langwierigen Arbeitsprozess ein, wählt oft einen monochromen Hintergrund und ist unter anderem mit kleinformatigen Portraits und gegenständlichen Bildern vertreten.

In ihrer finnischen Heimat gibt es, mit Ausnahme der wenigen Städte, kilometerweit keine Nachbarn, man ist völlig einsam und kann gar nicht anders, als über sich selbst nachzudenken. Das Schöne an der Natur ist dann, dass sie auf die Fragen, die sich einem stellen, nicht antwortet. Also muss man sich selbst auf den Weg machen. Allen Künstlern sind weite Reisen gemein, bei denen sie auch künstlerisch Grenzen überschritten haben. Drei blieben, zumindest vorerst einmal, im Ausland hängen. Davon hat Kirsi Mikkola, die in Berlin gearbeitet hat und auch in New York, eine Professur in Wien. Sie ist unter anderem mit fast überdimensionierten Papierarbeiten - gemalt, geklebt, dynamisch - in der Ausstellung vertreten. Zur großen Freude von Museums-Chefin Alexandra König.

Ville Kylätasku schließlich schätzt das multikulturelle Milieu in Berlin, und das für seine künstlerischen Impulse. Und er wählt neben den traditionellen Materialien Leinwand und Öl eher kunstfremde Hightech-Werkstoffe wie PVC oder Makrolon als Bildträger und Farbspray. Eine Bilderserie heißt dann auch "electronic renaissance".

Die Besucher der Vernissage am Freitag, 17. Juni, 18 Uhr, erwartet eine spannende Schau. Bürgermeister Klaus Pesch wird sprechen und auch Kuratorin Röminger-Czako, ein Grußwort kommt von der Leiterin des Finnland-Instituts, Dr. Laura Hirvi. Aber mit gesetzten Worten soll es nicht getan sein: Das PopJazz Quartett des Mittel-Österbottnischen Konservatoriums Kokkola, seit längerem der städtischen Ratinger Musikschule verbunden, wird Musik machen mit Klavier, Gitarre, E-Gitarre und Gesang.

(gaha)
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