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Serie Countdown - Noch 109 Tage bis zur Wiedereröffnung des Clemens-Sels-Museum Restaurierung braucht Zeit und Geduld

Neuss · Die mehr als zwölfmonatige Schließung des Clemens-Sels-Museums hat das Team um die Direktorin Uta Husmeier-Schirlitz für diverse Projekte genutzt. Eines davon war die Begleitung der fachkundigen Restaurierung von wichtigen Exponaten.

 Bettina Zeman mit dem restaurierten "Selbstbildnis in Oberbayern" des rheinischen Expressionisten Heinrich Campendonk.

Bettina Zeman mit dem restaurierten "Selbstbildnis in Oberbayern" des rheinischen Expressionisten Heinrich Campendonk.

Foto: Lothar Berns

Neuss Für Bettina Zeman, am Clemens-Sels-Museum für die Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts zuständig, ist es eine "glückliche Fügung" gewesen. Die Ausleihe von drei Hinterglasbildern Heinrich Campendonks im vergangenen Jahr an das Penzberger Museum markierte den Auftakt zu einem umfangreichen Forschungs- und Restaurierungsprojekt, das das Neusser Haus niemals hätte allein stemmen können.

Die Penzberger Direktorin Gisela Geiger hatte als Spezialistin für Campendonk ein Kooperationsprojekt mit mehreren Museen initiiert, um den Malmitteln der Hinterglasbilder der "Blauen Reiter"-Künstler wie eben Campendonk, aber auch Franz Marc oder Gabriele Münter auf die Spur zu kommen. Die Siemens-Kunststiftung stellte dafür das Geld bereit; die Neusser nutzten die Chance, die Arbeiten restaurieren zu lassen - was sie allerdings auch selbst bezahlen mussten.

Campendonks Werke "Zwei Frauen mit Katze" (um 1922), "Frau mit Blume" ((um 1925) und "Selbstbildnis in Oberbayern" (1917) blieben nach Ende der Ausstellung in Bayern, wurden im Buchheim-Museum in Bernried zwischengelagert. "Damit ersparten wir den Bildern einen erneuten langen Transport", sagt Bettina Zeman, denn im Sommer wurden sie in eine auf Hinterglasmalerei spezialisierte Werkstatt in Garmisch-Patenkirchen gebracht.

Die Herausforderung bei der Bearbeitung lag indes in der bis dato unbekannten Zusammensetzung der von Campendonk genutzten Farben. "Die Künstler des Blauen Reiter waren allesamt sehr experimentierfreudig", erzählt Zeman, "aber welche Farbe wie und warum benutzt wurde - das konnte erst dieses Projekt zutage bringen." Den Campendonk-Bildern wurden Proben entnommen - und erst nach Bestimmung der Bindemittel und Auswahl der Konservierungsmittel konnte die Restaurierung beginnen.

Was sich so leicht anhört, war eine Arbeit von vielen Wochen. Jeder Schritt wird zwischen Restaurator und Kurator abgesprochen, am Ende eine umfangreiche Dokumentation erstellt. Für den Besucher ist eine Restaurierung meistens gar nicht sichtbar - und schon gar nicht der Aufwand, der dafür betrieben wird. "Das soll auch so sein", sagt Bettina Zeman bestimmt, "aber für uns gehört diese Arbeit untrennbar zur Bestandserhaltung."

Das trifft auch auf andere Kunstwerke zu, die das Clemens-Sels-Museum in der Schließungszeit in die Werkstatt von Restauratoren gegeben hat. Etwa zwei Aquarelle von Gustave Moreau und eines von August Macke. "Sie waren auf säurehaltigem Papier montiert", sagt Zeman, mussten vorsichtig gelöst werden und haben dann ein neues Passepartout bekommen. Und auch dabei gab es eine Überraschung. So vergrößerte sich nach der Restaurierung die Fläche eines Moreau-Bildes, weil ein Teil davon einst um den Papierbogen herumgelegt worden war.

Kriterium für die Platzierung auf der Restaurierungsliste des Museums ist laut Zeman die Frage "Ist das Werk präsentabel oder nicht?", denn wirklich schwer geschädigte Kunst gebe es im Museum nicht. Im Falle der Glasfensterentwürfe von Johan Thorn-Prikker, die der Künstler auf Pergamentpapier gezeichnet hatte, lautete die Antwort "Nein". "Die Farbe musste erst fixiert werden", sagt Zemann. Nun können auch die Entwürfe - zum ersten Mal überhaupt - ausgestellt werden.

Die Holzskulptur "Heilige Anna selbdritt" wurde gereinigt und an einer Stelle ausgebessert. Allerdings nicht an der auffälligsten: Denn dass einer der drei Figuren eine Hand fehlt, ist schon wieder ein Stück Zeitgeschichte: "Eine Beschädigung aus dem Zweiten Weltkrieg", sagt Zeman.

Und manches Mal stellt sich auch heraus, dass eine Restaurierung aufwendiger ausfällt als gedacht. Das ist bei einem Ölbild von Edward Jakob von Steinle aus dem Jahr 1883 so. Da sollten "nur" die kristallinen Ausblühungen früherer Retuschen überarbeitet werden. Stattdessen kehrt es nun intensiv gereinigt und in neuer Frische zurück.

(NGZ)
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