Moers Der "Kö" in Zukunft ganz ohne Autos?

Moers · Die Prioritäten haben sich bei der Stadtplanung in den letzten fünf Jahrzehnten verschoben. Das machte Beigeordneter Thorsten Kamp am Samstagmorgen deutlich, als er vor der Planungswerkstatt "Kö und Neuer Wall" mit 20 Teilnehmern den Königlichen Hof, den Königsee und den Neuen Wall besichtigte.

"Der Verkehr dominiert die Situation", sagte Kamp - Ergebnis der autogerechten Stadtplanung der 1960er Jahre. "Am Königlichen Hof gab es einen Tunnel, den die Fußgänger benutzten mussten. Ich kenne ihn noch aus meiner Kindheit. Mit einem Eisenkette wurde verhindert, dass Fußgänger die Straße ebenerdig passieren konnten." Dieser Fußgängertunnel ist wie die autogerechte Stadtplanung längst Geschichte.

Das könnte bald auch der Neue Wall als Durchgangsstraße sein, der 1972 zusammen mit dem Fußgängertunnel und dem Königsee fertiggestellt wurde. Denn die 60 Teilnehmer der Planungswerkstatt "Kö und Neuer Wall", die nach der morgendlichen Besichtigung in der SCI-Volksschule in vier Arbeitsgruppen tagten, sprachen sich dafür aus, Autofahrern zu untersagen, die Innenstadt über den Neuen Wall und den Königlichen Hof zu queren. "Dort könnte ein Schild stehen, das für ein kurzes Stück nur Fahrrädern und Bussen die Durchfahrt erlaubt", sagte Martin Dabrock als Leiter der Stadtplanung. Die Parkplätze im unteren Deck des Parkhauses am Königsee könnten über den Neuen Wall erreicht werden, die am Kastell über die Uerdinger Straße.

Martin Dabrock leitete auch eine der vier Arbeitsgruppen, in denen die Teilnehmer Ziele und Ideen rund um den Königsee zusammentrugen. Alle wollten die Aufenthaltsqualität des Königlichen Hofes erhöhen. Neben dem Autoverkehr wollten sie den Busverkehr reduzieren, um das Passieren zum Königsee und zur Homberger Straße zu erleichtern. Dabei machten sie mehrere Vorschläge, beispielsweise den Busbahnhof von der Kö zu verlegen oder diesen Busbahnhof an zwei oder drei Punkten zu dezentralisieren. Einig waren sich die Teilnehmer außerdem, den einstigen Stadtgraben mit Wall "nachzuzeichnen" und damit sichtbar zu machen. Wie dieses Ziel umgesetzt werden kann, blieb noch offen. Die Teilnehmer sprachen sich dafür aus, um den Königsee eine grüne Lunge entstehen zu lassen. In der Nähe des heutigen Busbahnhofs wünschten sie sich ein Café mit Sitzplätzen am Wasser.

Im Herbst will der Fachbereich Stadtplanung dem Planungsausschuss einen Zielplan mit den Ideen rund um den Königsee vorlegen. Wenn der Planungsausschuss grünes Licht gibt, würde der Fachbereich die eigentliche Planung beginnen. "Wir bereiten alles für die Politik vor", versprach Thorsten Kamp am Samstag. Zu der Planung gehört auch, Rücksprache mit der NIAG zu halten, die für den Busverkehr zuständig ist, und mit der LINEG, die für den Wasserstand im Königsee und der gesamten Wallanlage verantwortlich ist. Im Jahr 2016 könnte die Planung abgeschlossen sein.

Dann hätte die Stadt Fördergelder beim Land zu beantragen. Im Jahr 2017 könnte die Stadt erste Maßnahmen realisieren. "Alles muss in kleinen Schritten umsetzbar und finanzierbar sein", sagte Thorsten Kamp mit Blick auf die Planungen rund um den Königsee, die 2008 eingestellt worden waren, weil Umsetzbarkeit und Finanzierung nicht gegeben waren.

(RP)
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