Moers Aus vor dem 80. Geburtstag

Moers · Die Buchhandlung Böckler in der Moerser City schließt am 30. Juni. Die Neukirchener Verlagsgesellschaft wird versuchen, die Böckler-Produkte zu ersetzen. Erika Riedel geht gleichzeitig mit der Schließung in den Ruhestand.

"Für die Moerser Geschäftskultur ist die Schließung der Buchhandlung Böckler ein Verlust", sagt Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein, Direktor des Neukirchener Erziehungsverein. Grund für die Aufgabe sind nach seinen Worten die dauerhaften Defizite.

"Buchhandlungen dieses Zuschnitts haben es schwer, haben kaum eine Überlebenschance", so Fricke-Hein. Die Neukirchener Verlagsgesellschaft — Tochterunternehmen des Erziehungsvereins — gilt als eine der führenden wissenschaftlich-theologischen Verlage in Deutschland. Seit 1986 ist sie Besitzerin der Böckler-Buchhandlung.

Azubi wird übernommen

Die Theologie und die christliche Literatur bildeten zwar auch hier den Schwerpunkt des Angebots, zum Sortiment gehörten aber ebenso Kinder- und Jugendbücher, gehörte Belletristik, gehörte Reise-Lektüre. Die Neukirchener Verlagsgesellschaft wird nun nach der Schließung am 30. Juni in die Bresche springen und versuchen, die Böckler-Palette zu ersetzen. Die langjährige Leiterin des Unternehmens, Erika Riedel, geht gleichzeitig mit der Schließung in den Ruhestand, der Azubi, Arthur Hitschrich, wird übernommen, genauso wie eine weitere Mitarbeiterin.

"Drei zusätzliche geringfügig Beschäftigte konnten nicht weiter beschäftigt werden", sagt Ulrich Schäfer, PR-Beauftragter. Eigentlich wollte die Buchhandlung Böckler in diesem Jahr ihr 80- jähriges Bestehen feiern. Denn Arthur Böckler, ehemaliger Pastor in Scherpenberg, der als der Gründer der Buchhandlung gilt, erwarb im Jahre 1931 — fast auf den Tag genau vor acht Jahrzehnten — in der Neustraße einen verschuldeten Schreibwarenladen, stellte seine Bestände an christlicher Literatur und einige Bücher aus seinem Bücherschrank dazu — und eine neue Buchhandlung war geboren.

Seine beiden ältesten Töchter, Dorothea und Johanna, ließen sich zu Buchhändlerinnen ausbilden und führten dann zusammen mit ihrer Mutter das Geschäft durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges. Nach dem Krieg bauten sie das Unternehmen weiter aus, wurden zu Lesungen in Kindergärten und kirchlichen Kreisen eingeladen, führten zusammen mit der Zentralbibliothek Veranstaltungen durch und arbeiteten in der Vereinigung Evangelischer Buchhändler, gehörten selbst dem Vorstand an.

1984 wechselten sie von der Neu- zur Kirchstraße und verkauften bald den Namen an den Erziehungsverein, bis 1986 fungierten sie noch als Geschäftsführerinnen, zogen sich dann ganz aus dem Buchhandel zurück.

(RP)
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