Mönchengladbach Junge Täter: Haft oder Heim?

Mönchengladbach · Die Kinder-Gang von Neuwerk wird Polizei, Jugendamt und Staatsanwaltschaft weiter beschäftigen. Der 15-Jährige, der zuletzt einen Jungen aus Korschenbroich über Wochen erpresste, soll auf die Liste der jugendlichen Intensivtäter.

Mönchengladbach: Junge Täter: Haft oder Heim?
Foto: Hans-Peter Reichartz

20 Kinder und Jugendliche stehen bei der Polizei zurzeit im besonderen Fokus. Denn sie gehören zu den "harten Fällen". Sie rauben, erpressen und prügeln — und das gleich in Serie. Deshalb stehen sie auf der Liste der jugendlichen Intensivtäter. Die könnte jetzt um ein paar Namen erweitert werden. Denn die Mitglieder der fast schon berüchtigten Neuwerker Kinder-Gang haben gute Chancen für einen Eintrag.

Beim nächsten Treffen von Polizei, Jugendamt und Staatsanwaltschaft soll entschieden werden, ob und wer von der Bande demnächst als jugendlicher Intensivtäter geführt wird. Dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten für die jungen Straffälligen: aufhören oder eingesperrt zu werden.

Minderjährige im Gefängnis

Die Aufgabe des Jugendamtes ist es, Kindern und deren Familien alle nur erdenklichen Hilfen zukommen zu lassen. "Aber wenn keine Maßnahme mehr greift, dann bleibt nur noch Strafe. Wir sind für die Betreuung zuständig, nicht für das Wegschließen", sagt Jugendamtsleiter Reinhold Steins.

Staatsanwälte und Richter tun sich aber zurecht schwer, Minderjährige hinter Gitter zu schicken. Doch manchmal sehen auch sie keine andere Möglichkeit. Im Dezember 2007 verdonnerten die Haftrichter beispielsweise drei 15, 16 und 17 Jahre alte Jungen zu Gefängnisaufenthalten. Alleine dem 15-Jährigen wurden 33 Straftaten vorgeworfen — begangen in nur einem Jahr. Die "Palette" der Vorwürfe reichte von Diebstahl, Sachbeschädigung über Betrug und Nötigung bis hin zu Bedrohung. Die kriminelle Karriere des Jungen hatte schon in der Kindheit begonnen.

Wenig Einsicht zeigte der 16-Jährige. Er war wegen zahlreicher Eigentumsdelikte schon zu einer Jugendstrafe von zehn Monaten verurteilt worden. Die Strafe war zur Bewährung ausgesetzt worden. Kurz nach dem Urteilsspruch raubte er munter weiter. Bei dem 17-Jährigen verhielt es sich ähnlich. Kaum hatte ihn das Jugendgericht zu Arbeitsstunden verdonnert, zog er einen Schüler in Rheindahlen ab. Alle Jungen standen auf der Intensivtäter-Liste. Der jüngste Fall, in dem Gladbacher Haftrichter einen Minderjährigen hinter Gitter schickten, war im Mai dieses Jahres. Der mutmaßliche Täter, 15 Jahre alt, hatte seine Freundin verprügelt und ihr dabei das Gesicht zertrümmert.

(RP)
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