Mönchengladbach Kriminelle Kinder

Mönchengladbach · Wochenlang hat eine Kinder-Clique in Neuwerk für Unruhe gesorgt. Drei Jungen im Alter von 13 und 15 Jahren raubten, stahlen und prügelten. Zwei der jungen Straftäter wurden nun aus ihren Familien genommen.

 Die Polizei hat Haftbefehl gegen die Mutter zweier toter Mädchen erlassen.

Die Polizei hat Haftbefehl gegen die Mutter zweier toter Mädchen erlassen.

Foto: RPO/ Anne Weissschädel

Donnerstag, 17. September, 19.45 Uhr: Zwei Brüder verlassen am Peter-Schumacher-Platz ahnungslos den Bus. Plötzlich erhält einer der Jungen einen Faustschlag ins Gesicht. Der Täter: einer aus der in Neuwerk "berüchtigten" Kinderbande.

Der 15-Jährige stiehlt seinem Opfer das Schoko-Ticket und flüchtet. Zeugen können den Jungen zweifelsfrei identifizieren, Als die Polizei ihn am nächsten Tag in der Schule zur Rede stellen will, ist er nicht im Unterricht — wie so oft. Stattdessen wird er in der Gladbacher Innenstadt entdeckt. Just in dem Moment, als er einen Ladendiebstahl begeht.

Programm für Intensivtäter

Das sind nur zwei Straftaten aus einer langen Liste von Delikten des 15-Jährigen. Einfache und schwere Körperverletzung, Raub, Diebstahl. . . nichts von alledem ist dem Teenager fremd. Wie die Polizei mitteilt, zog der Junge auch mehrfach mit Komplizen von Schule zu Schule, um anderen Kindern in der Pause oder nach Schulschluss gewaltsam Handys und Geld zu rauben. Oft mit dabei: ein 13- und ein 15-Jähriger.

Auch sie kommen aus Neuwerk, auch sie sind keine unbeschriebenen Blätter. "Sie fielen immer wieder auf", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Was haben sie angestellt?

"Die ganze Liste", lautet die Antwort. Auch beim Jugendamt ist das Trio bekannt. Wiederholt hatten sich Mitarbeiter in die Familien eingeschaltet, weil diese ihren Nachwuchs offensichtlich nicht mehr bändigen konnten. Es gab Hilfsangebote. Ein paarmal landeten die Kinder auch in der Pädagogischen Ambulanz in Büttgen, eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche aus Problem-Familen. Gefruchtet haben die Maßnahmen nicht.

Das Jugendamt zog in zwei Fällen die Konsequenz. Zwei Kinder wurden jetzt aus ihren Familien herausgenommen. Der 15-Jährige, der zuletzt beim Ladendiebstahl erwischt wurde, kam zur Großmutter, der 13-Jährige wurde stationär untergebracht.

Noch zählen die drei Jungen nicht zu den so genannten Jugendlichen Intensivtätern, kurz JIT, die unter besonderer Beobachtung von Polizei, Jugendamt und Staatsanwaltschaft stehen. Seit Jahren wird in der Stadt eine besondere Liste für junge Straftäter zwischen 14 und 18 Jahren geführt. Zurzeit sind es 20 Jungen, die als besonders gewaltbereit und kriminell gelten und deshalb im Fokus der Polizei stehen.

"Wenn es mit den drei jungen Neuwerkern so weiter geht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie auch bald auf die JIT-Liste kommen", sagt Theveßen. Mit dem JIT-Programm soll verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche auf der kriminellen Laufbahn bleiben.

Die Prognosen besagen, dass es 30 Prozent schaffen, wieder ins geordnete Leben zurückzufinden. Bei vielen endet die "Karriere" aber auch im Knast. Erst im Juli dieses Jahres kamen vier junge Gewalttäter in Untersuchungshaft. Alle vier standen auf der JIT-Liste.

(RP)
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