Mönchengladbach Gladbachs SPD rückt nach links

Mönchengladbach · Der neue SPD-Vorsitzende Hermann-Josef Krichel-Mäurer will die Genossen wieder stärker auf ihre „soziale Kernkompetenz“ zurückführen. In einer kämpferischen Rede griff der Polizeikommissar die Gladbacher CDU als „Blockierer“, ihren OB-Kandidaten Post als „nicht vertrauenswürdig“ an.

Wenn der Körperumfang ihres Vorsitzenden Beleg für das politische Gewicht einer Partei ist, dann kann die SPD beruhigt in die nächsten Jahre blicken.

Am Samstagnachmittag wählten knapp 77 Prozent der 100 Delegierten des Unterbezirksparteitags der Gladbacher SPD Hermann-Josef Krichel-Mäurer zu ihrem neuen Vorsitzenden. Der 45-jährige Polizeihauptkommissar mit der stattlichen Figur („Ich lege Wert auf große Konfektionsgrößen“) löst den bisherigen Parteivorsitzenden und Landtagsabgeordneten Hans-Willi Körfges ab, der sich nach zwölf Jahren an der Spitze der Gladbacher SPD verstärkt im Präsidium der NRW-SPD engagieren will.

Krichel-Mäurer, Bezirksvorsteher von Volksgarten, richtete in seinem Heimatbezirk, in der Aula der Gesamtschule Volksgarten, kämpferische Worte an die Genossen. „Das Soziale ist die Kernkompetenz unserer Partei“, rief er und nahm dabei unbemerkt das rhetorische Lieblings-Vokabular der Wirtschaftsexperten auf. Im Hinblick auf die geplante Auslagerung der Telekom-Angestellten, betonte er: „Das ist nicht mehr der Sozialstaat, den wir uns vorstellen. Diese Menschen werden rechtlos gestellt.“ Doch erst als Krichel-Mäurer verbale Attacken gegen die Gladbacher CDU ritt, erntete der Familienvater Beifallsbekundungen. Dem CDU-OB-Kandidaten Norbert Post sprach er die Vertrauenswürdigkeit ab. „Dem Mann kann man so viel trauen, wie man ein Einfamilienhaus werfen kann“, sagte Krichel-Mäurer rhetorisch etwas holprig. Als Vorsitzender der Christlich-Demokratischen-Arbeitnehmerschaft (CDA) sei Post nur „ein Feigenblatt“ der Landtagsfraktion. „Er hat jedem Abbau der Arbeitnehmerrechte zugestimmt“, kritisierte Krichel-Mäurer.

77 Prozent – „ehrliches“ Ergebnis

Vor der Gladbacher CDU müssten sich die Sozialdemokraten jedenfalls nicht fürchten, so der neue Vorsitzende. „Die CDU blockiert, verzögert und nimmt am Ende doch unsere Vorschläge an.“ Mit Norbert Bude habe man einen Oberbürgermeister, der „viel mehr als nur gut repräsentieren kann“.

Seine Rolle als Parteivorsitzender versteht Krichel-Mäurer als die eines „Mannschaftskapitäns“. Als eine der ersten Initiativen hatte der ehemalige Grünen-Politiker (er wechselte erst Anfang der 90er Jahre zur SPD) dafür gesorgt, dass die Zahl der stellvertretenden Parteivorsitzenden auf drei erhöht wird. Neu in den Vorstand wurde die SPD-Landtagsabgeordnete Angela Tillmann („das ist ein Herzenswunsch“) und der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, Uwe Bohlen, gewählt. Die Integrationsbeauftragte Gülistan Yüksel bleibt Vize-Parteivorsitzende.

Das mit 77 Prozent eher dürftige Wahlergebnis bezeichnete Krichel-Mäurer selbst als „Vertrauensvorschuss“. Andere sahen das etwas skeptischer. „Es ist ein ehrliches Ergebnis“, sagte eine Delegierte. „Er ist eben ein Mann mit Ecken und Kanten.“ Auch die grüne Vergangenheit mag eine Rolle gespielt haben. Ein Delegierter: „Er muss sich erst beweisen.“ KOMMENTAR

(RP)
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