Mettmann Ganz großes Theater

Düsseldorf · Rund 100 Zuschauer verfolgten die Premiere des Stücks „Zu Gast in Mettmann“. Fast drei Stunden lang wurden die Gäste mit Bussen durch die Stadt gefahren. Darsteller berichteten eindrucksvoll über Geschichte der Zuwanderung.

Freddy ist ein junger Schwarzer und lebt erst seit ein paar Monaten in Mettmann. Als es zu Unruhen in seinem Heimatland an der Elfenbeinküste kam, flüchtete er auf einem Boot. 41 Menschen sterben, als eine Welle den Kahn umreißt. Nach einer 400 Kilometer langen Flucht quer durch die Sahara landet er über viele Umwege in Mettmann.

Freddy ist einer von 70 Zuwanderern, die die Regisseurinnen Dorothea Schroeder und Nina Gühlstorff für ihr Stationen-Theater-Stück „Zu Gast in Mettmann“ interviewt haben. Erzählt werden an acht Spielorten die Lebengeschichten von Zuwanderern. Freddys Biografie wird von Schauspieler Laurenz Leky in einer alten Scheune auf die Bühne gebracht. So eindrucksvoll und wortgewaltig wie Laurenz Leky den Freddy spielt, so bunt und abwechslungsreich ging es an den übrigen sieben Stationen des Stückes zu.

Ausländerfeindliche Sprüche

Mit einem Rheinbahn-Bus durch die Freiheitstraße gefahren zu werden, erleben die Mettmanner auch nicht alle Tage. Wenn dann im Bus von einen gewissen Ottorino die Rede ist, dann müssen die meisten Zuschauer nicht lange überlegen, wer in Wirklichkeit gemeint sein könnte. Dass er früher im Fußballverein zwar nackt, aber dafür auch weil die übrigen Spieler aus religiösen Gründen Bedenken hatten, ganz alleine duschen durfte, quittierten die Zuschauer mit lautem Gelächter.

Doch die Regisseurinnen stießen bei den Recherchen zu ihrem Projekt nicht nur auf freundliche Mettmanner. Der Hausverwalter der Hochhäuser an der Berliner Straße – im Volksmund „Klein Moskau genannt – verhinderte mit ausländerfeindlichen Sprüchen, dass die dort lebenden Russen ihren Beitrag zum Theater-Stück am Original-Schauplatz in der Siedlung aufführten. Retter in der Not waren die Geschwister Margarete Papenhoff und Gabriele Rosslenbroich, die für die russische Musiker-Gruppe das alte Königshof-Theater an der Poststraße für einen Abend wieder eröffneten. Mit ihren Liedern wie „Alle Möpse beißen“ gewannen die Russlanddeutschen die Herzen der Zuschauer.

Türkischer Tanz

Für eine Zugabe im Königshof langte es nicht, denn die Zeit an den Spielorten war mitunter recht knapp bemessen. Zu einem Tänzchen im islamischen Kulturverein reichte es aber allemale. Da ließ sich auch MBV-Vorstand Horst Masanek nicht lange bitten und wippte rhythmisch zu orientalischen Klängen mit. Zuvor lernten die Zuschauer die Familie Gönen kennen, die sich in Mettmann eine neue Heimat geschaffen haben, aber ihre Traditionen und ihre Religion hier ausleben. Damit sich auch in Zukunft Zuwanderer in Mettmann wohl fühlen, gaben Schüler am Schluss einen Ausblick. Und Freddy schlug die Trommel.

(RP)
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