Serie Unterwegs in der "K-Bahn"

Meerbusch · Eine Bahnfahrt, die ist lustig. Eine Bahnfahrt, die ist schön...Hollahi, hollaho..." heißt es ja eigentlich. Der Ohrwurm jeder Klassenfahrt könnte einem einfallen, wenn man auf die K-Bahn wartet.

 Markus Klinger macht es nichts aus, dass er in der Bahn ein bisschen durchgeschüttelt wird. Er ist es gewohnt - Klinger pendelt zwischen Düsseldorf, wo er arbeitet, und Krefeld, wo er wohnt, durch Meerbusch.

Markus Klinger macht es nichts aus, dass er in der Bahn ein bisschen durchgeschüttelt wird. Er ist es gewohnt - Klinger pendelt zwischen Düsseldorf, wo er arbeitet, und Krefeld, wo er wohnt, durch Meerbusch.

Foto: Maike Billen

Ob in Düsseldorf, wo die Hektik am Hauptbahnhof ansteckend ist, in Osterath, wo Fußgänger an Schranken verzweifeln, oder in Krefeld, wo die Bahn wohl nie wieder die Rheinstraße erreicht - dank der scheinbar ewig vorhanden Baustelle.

Allerdings erinnert die Fahrt mehr an ein Fahrgeschäft auf der Kirmes, das miese Laune verbreitet. Statt der rot-weißen alten Bahn fährt ein anderer Bautyp, grau-rot lackiert. Obwohl laut Fahrplan ein Bistrowagen dabei sein sollte, gibt es keinen. Ausgeschenkt wurde in den Wagen ohnehin nichts mehr.

Die Sitze in den alten Bahnen sind gemütlicher, der Innenraum ist mit Holz verkleidet, nicht mit klapperndem Plastik. Sogar Armlehnen sind dort vorhanden. Eine solche Lehne könnte eine Frau gebrauchen, die sich mit ihren Ellbogen am Fenster abstützt und raus schaut. Während man auf dem Düsseldorfer Abschnitt Häuserblöcke oder den Tunnel sieht, sind es in Meerbusch Getreidefelder und grüne Waldstücke.

Plötzlich ruckelt es stark, alle Passagiere wackeln mit: "Die müssen mal die Schienen erneuern", sagt eine Frau. Ihr Gegenüber lächelt höflich und steigt an der nächsten Haltestelle aus.

Einen Vierer weiter liest eine Frau eine Zeitschrift. Es geht um Mode, Schönheitspflege, Wellness. Die Seiten flattern mit dem Wind, der durch das Fenster weht, und rascheln bei jedem Ruck der Bahn. "Das Lesen geht erstaunlich gut, obwohl es so wackelt", sagt sie. Anstrengend sieht es trotzdem aus.

In der Bahn fühlt es sich an wie in der "Raupe" auf der Kirmes. Man rutscht auf seinem Platz nach rechts, links, vorne oder nach hinten. Man wird durchgeschüttelt wie auf Achterbahnen. Aus den Lautsprechern werden die Haltestellen wie Lose - also Nieten - auf dem Jahrmarkt angepriesen. Es wäre schön, die Bahn würde mehr tuckern als durch die Landschaft sausen. Es wäre schön, wenn nicht das Licht an wäre. Der Tunnel ist seit 25 Minuten passé. Markus Klinger hört Musik, das giftgrüne Kabel der Kopfhörer baumelt herab. Klinger arbeitet in Düsseldorf und wohnt in Krefeld. Er pendelt häufig, das Ruckeln macht ihm nichts aus: "Ich merke keinen Unterschied zu den anderen Bahnen. Aber vielleicht sind die Alten besser gefedert." Bei der Endhaltestelle Krefeld Dießem ist die Bahn fast leer. Die restlichen Fahrgäste eilen zum Shuttle-Bus, der zum Hauptbahnhof führt, oder eilen in eine andere Richtung davon.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort