Lokalsport Der "Würfel" mischt die Dartwelt auf

Leverkusen/London · Bei der Dart-WM in London hatte Rene Eidams die amtierende Nummer 1 der Welt am Rande einer Niederlage. In Leverkusen war die Freude besonders groß - denn der 26-Jährige spielt in der A-Klasse der 1. Leverkusener E-Dartliga.

 Rene Eidams schreit seine Freude nach einem Satzgewinn hinaus.

Rene Eidams schreit seine Freude nach einem Satzgewinn hinaus.

Foto: Steve Paston

Die Stahlspitze seines Pfeils landet im anvisierten Doppelfeld. Da bricht es aus dem eben noch so aufgeregten Rene Eidams heraus. "Come on", feuert sich der 26-Jährige selbst an. Die Fans im altehrwürdigen Alexandra Palace in London sind aus dem Häuschen, rufen "Cube, Cube, Cube". Sie merken: Hier ist in der ersten Runde der Dart-WM bereits eine Sensation zum Greifen nah. Denn der unbekannte Debütant aus Deutschland, dessen Spitzname übersetzt "Würfel" bedeutet, und der sich in der Vorrunde noch reichlich schwer getan hat, ist plötzlich am Drücker. Und das gegen die amtierende Nummer 1 der Welt, den Niederländer Michael van Gerwen.

Ein echtes Dart-Märchen hat sich da aufgetan - obwohl es am Ende nicht gereicht hat in der Verlängerung des dritten Satzes. Besonders groß war die Freude in und um Leverkusen. Denn zahlreiche Spieler hier kennen den Hagener als einen der ihren. Im Trubel um Eidams ist untergegangen, dass er neben Steel- auch Automaten-Dart spielt - unter anderem in der A-Klasse der 1. Leverkusener E-Dartliga.

Ligaleiter Sven Konrad hat Eidams natürlich die Daumen gedrückt. Anders als beim Vorrundenspiel konnte er gegen van Gerwen nicht zuschauen. Er hat zu seinem Leidwesen verpasst, wie Eidams, mit dem er sich selbst schon mehrfach messen durfte, nach nervösem Beginn "richtig Spaß" fand und das begann, was englische Zeitungen als "den größten Schock" in der Karriere des Niederländers und "eine der größten Überraschungen der WM-Historie" feierten. "Ich war ein, zwei Spiele nicht da. Das hat er ausgenutzt. Und plötzlich wurde es enger und enger. Damit habe ich nicht gerechnet", gab van Gerwen zu und zollte der starken Leistung des Kontrahenten Tribut, der ihn trotz 0:2 nach Sätzen noch in die Verlängerung des fünften Satzes zwang. Zu den Gratulanten gehörten einige Spieler seines Teams "Lucky Darter", das in der Monheimer Gaststätte "Frankenheimstube" spielt und andere Spieler der Leverkusener Liga. Auch Konrad hat ihm geschrieben. "Aber das ist bei tausenden Nachrichten wohl untergegangen", vermutet er. Die Gelegenheit zu einer persönlichen Gratulation wird sich ohnehin vermutlich noch ergeben. Eidams ist nur einer von einigen richtig starken Spielern, die in der freien Liga spielen. Vorsitzende des Vereins ist die mehrfache deutsche Meisterin im Damendoppel, Claudia Papendick. Bei den "SnooPeace" in der "Schwelle" Opladen spielt sie in einem Team mit Wolfgang Meyer, 2013 Europameister in der Dart-Variante "Shanghai". Dazu kommen etliche aktuelle und ehemalige Bundesligaspieler - vereinzelt auch mit internationaler Erfahrung im Profiverband PDC wie Simon Priest vom "DC Whitesnake" aus der "Gaffelstube" (Opladen).

"Anders als viele andere Ligen gehören wir nicht dem Dachverband DSAB an und spielen noch dazu an anderen Wochentagen als anderswo. Das macht diese Liga so interessant für Darter, die höherklassig spielen und auf der Suche nach Wettkampfpraxis sind", so Konrad.

Und die starke Konkurrenz ist auch für die "normalen" Spieler eine tolle Sache. "Das ist eine wunderbare Herausforderung. Schließlich ergibt sich die Chance, solchen Top-Spielern mal einen Satz oder ein Spiel abzunehmen", schwärmt der Ligaleiter. Er erhofft sich von Eidams Gala-Vorstellung einen echten Schub für den Dartsport - und auch für die Leverkusener E-Dartliga, in der "the Cube" spielt.

(RP)
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