Opladen "Die Welle" überzeugte

Opladen · Die Volksbühne Bergisch Neukirchen brachte ein Jugendstück auf die Bühne. Es beschäftigt sich mit dem Thema Faschismus. Heftiger Applaus bei der Generalprobe.

Die Aufforderung, Handys auszuschalten sowie keine Speisen und Getränke in den Saal mitzunehmen, war bereits der erste Hinweis darauf, dass die Volksbühne Bergisch Neukirchen dieses Mal für eine neue Zielgruppe produziert hat. Zwischen Märchenvorstellungen zur Weihnachtszeit und Krimis, Komödien oder Musiktheater klafft bisher eine Lücke, die Dana Fischer nun mit dem ersten Jugendstück in der Geschichte des Vereins geschlossen hat. Als Vorlage wählte die Regisseurin einen Stoff, der in vielen weiterführenden Schulen gelesen wird, der verfilmt und in diversen Fassungen auf Theaterbühnen gebracht wurde: "Die Welle" (Roman Morton Rhue).

Faschismus-Gefahr

Gezeigt wird das ungewöhnliche Experiment eines jungen Lehrers, der seiner Klasse auf eindringliche Weise die Gefahren des Faschismus vermitteln möchte. Er will außerdem klarmachen, dass niemand sicher vor faschistoidem Denken und Handeln ist. Auch aufgeklärte Jugendliche von heute, die im Geschichtsunterricht nach einem Film über die NS-Zeit in Deutschland kopfschüttelnd und ernst die Frage stellten: "Wie konnte das passieren?" Die Antwort wird zwar nicht formuliert, aber sie liegt am Ende für alle klar auf der Hand.

Es ist kein grandioses Theater-Finale, sondern ein stiller, beklemmender Schluss, der die Zuschauer einen Augenblick in der Einsicht verharren ließ, dass sich absolut niemand freisprechen und über andere erheben kann. Nach kurzem Durchatmen brach bei der Generalprobe heftiger Applaus los. Wohl verdienter Beifall, denn diese Produktion ist etwas Besonderes. Die Vorgabe dazu hat Dana Fischer mit einer aktualisierten Textfassung geliefert, die das Geschehen von einer amerikanischen Highschool in einen typisch deutschen Schulalltag verlegte – ausgesprochen glaubhaft und in einer Sprache, die sich nicht beim jungen Publikum anbiedern will. Die genau gezeichneten unterschiedlichen Typen wie Intellektuelle, Flippige, Verklemmter oder Klassenclowns sind mit Sorgfalt und Bedacht besetzt. Alle haben ihre Rollen durchdrungen und spielen mit natürlicher Sicherheit.

Das trifft auch auf das Kollegium der Erwachsenen im Lehrerzimmer zu. Die meisten Mitwirkenden sind gestandene Mitglieder der Volksbühne Bergisch Neukirchen. Die Sprache ist deutlich und klar, trotz des erforderlichen Tempos. Und bei aller Ernsthaftigkeit gibt es zahlreiche Stellen zum Schmunzeln oder herzhaften Auflachen.

Schulklassen sollten sich diese Vorstellung nicht entgehen lassen, sie ist schon wegen der zeitlichen wie örtlichen Nähe packender und berührender als die gängige Verfilmung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort