Leichlingen Trödel holt die Kindheit zurück

Leichlingen · Bereits zum 30. Mal organisiert der Leichlinger Georg Ott heute und morgen im Brückerfeld die "Leichlinger Trödeltage", die bis 2005 noch Marktfest hießen. Tausende Besucher werden erwartet.

Im Interview plaudert der erfahrene Veranstalter aus dem Nähkästchen — über die besten Schnäppchen, wie es sich schön und erfolgreich trödeln lässt und warum so viele Menschen sich so gerne inmitten schöner (manchmal auch kitschiger) alter Dinge aufhalten.

Herr Ott, die TV-Sender strahlen eine Trödel-Sendung nach der anderen aus. Dort werden Keller "entrümpelt" und der Wert des Gefundenen geschätzt. Die Trödelmärkte selber boomen. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Ott Nehmen wir die Fernsehsendungen mal aus, da wird nicht immer eins zu eins die Wirklichkeit abgebildet. Aber es stimmt: Trödelmärkte liegen voll im Trend. Einfach, weil sich durch sie oft ein Stück der eigenen Kindheit oder Familiengeschichte wiederentdecken, anfassen und sogar kaufen lässt. Eine Vase, wie sie die Großmutter immer auf dem Schrank stehen hatte, etwa. Wir hatten hier in Leichlingen vor einiger Zeit eine ältere Dame, die Sammeltassen besaß. Jahre zuvor war ihr eine ihrer Lieblingstassen kaputt gegangen. Bei uns hat sie das selbe Modell wiedergefunden. Das sind einfach schöne Glücksmomente. Und so etwas bieten die echten Trödelmärkte immer wieder.

Was heißt "echte" Trödelmärkte?

Ott Ich meine nicht die Trödel- und Kram-Märkte, wie man sie oft auf den Parkplätzen von Möbelhäusern findet. Da gibt es meist auch neue Sachen zu kaufen. Aber das ist kein echter Trödel. Handyschalen- oder Bratpfannenverkäufer werden Sie bei uns nicht finden.

Aber auch professionelle Trödler?

Ott Was heißt hier professionell? Wir haben sicher auch den einen oder anderen dabei, der mehrmals im Jahr auf Trödelmärkten zu finden ist, weil er sein Gehalt aufbessern möchte, oder der keinen Job hat und auf diese Weise zusätzlich Geld verdient. Aber das würde ich nicht Profi nennen. Wir haben aber auch jede Menge Leute, die einmal im Jahr zu Hause entrümpeln und versuchen, die Stücke zu verkaufen.

Wie kann ich Profis von solchen Amateuren unterscheiden?

Ott Schon anhand der Präsentation des Standes. Der Profi stellt sein Sortiment nach ganz bestimmten Kriterien aus, die schönsten Stücke als Blickfang platziert. Der Unerfahrene hat oft neben einem tollen alten Stück auch Krimskrams stehen. Und er fragt die Kunden eher, wie viel sie bezahlen wollen, als dass er einen Preis vorgibt.

Was unterscheidet die Leichlinger Trödeltage von anderen Veranstaltungen dieser Art?

Ott Die familiäre Atmosphäre: In der Zwischenzeit hat sich eine Gruppe von Trödlern zusammengefunden, die sich morgens um 7 Uhr erst mal zum gemeinsamen Frühstück im Brückerfeld trifft. Die bauen sich ein richtig tolles Buffet auf. Aber wir haben auch im Programm besonders Familien im Blick: Bei uns gibt es Ponyreiten, einen Streichelzoo, Karussell und vieles mehr. Sie müssen also nicht trödeln, um Spaß zu haben.

Aber das Salz in der Suppe sind doch sicher die Schnäppchen, oder?

Ott (lacht) Natürlich. Aber die lassen sich nicht planen. Wir hatten hier mal eine Trödlerin, die gleich zu Anfang an einem anderen Stand einen Ring für drei Euro erstanden hatte. Es stellte sich heraus, dass der aus 895er Gold bestand. Die hat ihren eigenen Stand gar nicht mehr aufgebaut. Sie hatte genug für ein ganzes Wochenende verdient.

Leichlinger Trödeltage heute 10 -18 Uhr, morgen 11-18 Uhr im Brückerfeld. Peter Korn führte das Gespräch.

(RP)
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