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Langenfeld Qualitätsoffensive Tagespflege

Düsseldorf · Seit Jahresbeginn müssen Tagesmütter Steuern zahlen. Für die Stadt Langenfeld nur ein Grund, den Stundenlohn pauschal anzuheben und die Tätigkeit durch Fortbildungen, Stammtische und eine Fachberaterin zu attraktivieren.

Der gelbe Telefonhörer, in den Julien so eifrig plappert, zieht auch Tjark magisch an. Der Einjährige zappelt so lang auf ihrem Schoß, bis Franziska Klein ihn mit einem Lächeln freigibt. Die 17-Jährige ist weder Babysitter noch Au-Pair, sondern angehende Kinderpflegerin. Bei der Tagesmutter Andrea Wahl lernt die Berufskolleg-Praktikantin derzeit gemeinsam mit ihrer Mitschülerin Fatma Zengin (24) den Umgang mit Kindern unter drei Jahren.

Monatliche Fortbildungen

Die Zusammenarbeit mit dem Maria-Lenssen-Berufskolleg aus Mönchengladbach ist nur eine Neuerung im Rahmen der Langenfelder Qualitätsoffensive für Tagespflegepersonen. 42 Tagesmütter sind derzeit bei Jutta Rechter registriert. Seit Juli vergangenen Jahres ist sie städtische Fachberaterin für Kindertagespflege und hat jetzt einen neuen Gesprächskreis eingerichtet, der sich an jedem ersten Dienstag im Monat in den Räumen des Kinderschutzbundes trifft. Während die Kleinen kompetent betreut werden, erhalten ihre Tagesmütter Fortbildungen und Gelegenheit zum Austausch.

"Im vergangenen Jahr hat sich viel Positives entwickelt", freut sich Andrea Wahl. Aus Frust über die mangelnde Anerkennung ihres Berufs und dessen drohende Besteuerung hatte die Reusratherin 2007 mit anderen Betroffenen die "Interessensgemeinschaft Langenfelder Tagespflegepersonen" gegründet, der inzwischen 13 Mitglieder angehören. Wesentlicher Pluspunkt: Seit die Tageseltern bundesweit besteuert werden, hat Langenfeld den Stundenlohn von drei auf vier Euro angehoben und zahlt jetzt eine Pauschale, was das Einkommen verlässlicher macht. Noch weiträumigere Vergleiche kann Wahls Kollegin Sabine Schmider anstellen: Die 36-Jährige, die ebenfalls zwei eigene Kinder hat, arbeitete bereits in München und Düsseldorf als Tagesmutter. Seit 2008 lebt sie in Langenfeld und lobt: "Hier wurde viel in Bewegung gesetzt."

Im Gegenzug wird von den Tageseltern, die sich beim Jugendamt registrieren lassen, viel erwartet: Ein Qualifizierungskursus bei der VHS ist ebenso obligatorisch wie ein Gesundheits- und ein polizeiliches Führungszeugnis sowie ein 20-stündiges Praktikum in einer Kindertagesstätte. "Da wir wissen, dass die Qualität stimmt, können wir auch selbstbewusster auftreten", erklärt IG-Sprecherin Wahl, die gleichwohl um schwarze Schafe weiß: "Wenn ich höre, dass jemand sich privat eine Tagesmutter sucht, mache ich ihn erstmal darauf aufmerksam, dass sein Kind dann nicht versichert ist." Deshalb plädiere sie auch für bundeseinheitliche Regelungen bei der Kindertagespflege: "Gleicher Lohn für gleiche Qualität."

(RP)
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