Krefeld Ziel: Neuer Name für die Herbertzstraße

Krefeld · Sie spiegelt Krefelder Sozialgeschichte: Die Herbertzstraße wird vom sozialen Brennpunkt zum schicken Wohnviertel. Oppumer Politiker wollen nun einen neuen Namen der Straße - auch als Symbol, dass ganz Oppum im Aufschwung ist.

 Die Wohnstätte will das 30.000 Quadratmeter große Areal an der Herberzstraße neu bebauen.

Die Wohnstätte will das 30.000 Quadratmeter große Areal an der Herberzstraße neu bebauen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

In Oppum gibt es starke Bestrebungen, den Namen der Herbertzstraße zu ändern, um den Neuanfang dort klar zum Ausdruck zu bringen und das alte Image vom Obdachlosen-Domizil endgültig abzustreifen. "Das können wir uns sehr gut vorstellen; da passiert etwas Revolutionäres", sagte der Oppumer CDU-Bezirkspolitiker Thilo Forkel auf Anfrage unserer Redaktion, "es ist unglaublich, was hier in Oppum passiert". An dem Namen Herbertzstraße hänge noch alter Muff, eine Änderung des Namens würde klarstellen: "Das ist Vergangenheit, das haben wir hinter uns."

Noch wird die Namensänderung diskutiert, das Projekt, so sagt Forkel augenzwinkernd, sei "im zweiten Monat". Grund für die Zurückhaltung: Die Oppumer Politik will sichergehen, dass das Neubauprojekt der Wohnstätte in einer unumkehrbaren Phase ist. "Erst dann wollen wir über die Umsetzung reden, damit nicht irgendwelche Probleme den neuen Namen gleich wieder belasten." Wie berichtet, hatte die Wohnstätte die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs vorgestellt. Rund um die Herbertzstraße soll demnach hochwertiger Wohnraum entstehen. Der Name Herbertzstraße könnte ein Handicap sein. Beiträge bei Facebook zu unserer Berichterstattung über den Architektenwettbewerb zeigen, dass dieser Effekt durchaus wirkt: "Wer will denn schon auf dieser Straße wohnen?", heißt es da etwa - obwohl ja der Bericht gerade besagt, dass die Straße vollkommen erneuert wird.

Das Viertel längst einen fundamentalen Wandel hinter sich. Überdeutliches Signal war die Selbstauflösung des Oppumer "Vereins gegen Obdachlosigkeit", der lange Jahre obdachlose Familien an der Herbertzstraße betreut hat. Das Aus geschah nicht aus Mangel an Unterstützung, sondern weil das Problem gelöst war: "Der Verein hat sich erfolgreich überflüssig gemacht", resümierte seinerzeit Arno Wildrath. Damit endete ein Engagement, das ein Stück Krefelder Sozialgeschichte widerspiegelt. Im September 1973 wurde der Verein gegründet. Er setzte sich zum Ziel, auf die Überwindung der Obdachlosigkeit einzuwirken. Auf der Herbertzstraße war die Not besonders augenfällig, der Name stand über Krefelds hinaus für Armut und soziale Probleme.

Forkel sieht nicht nur das Gebiet Herbertzstraße, sondern ganz Oppum in einem beispiellosen Aufschwung: "Ich kenne keinen anderen Stadtteil, in dem so viel passiert", sagt er und nennt neben der Herbertzstraße den Umbau des Bahnhofs, die Neubauten im Bereich Werkstätten-/ Maybachstraße, den Neubau an Stelle des "Alten Parkhauses" oder das Gebiet entlang der Straße Weiden: "Das gesamte Gebiet wird von hinten nach vorne aufgerollt", schwärmt Forkel, das werde "wunderbar" und "erstklassig". Er sieht Oppum in einer Phase, in der sich der Ortsteil neu als Wohngebiet für Familien profiliert - auch mit Blick auf die Neugründung der Gesamtschule.

Die Debatte um neue Straßennamen in dem Quartier Herbertsztraße schwelt schon seit einem Jahr - allerdings bislang bezogen auf neu entstehende Straßen. Im Februar 2015 hatte der damalige Oppumer Bezirksverordnete Jürgen Junginger (Die Linke) vorgeschlagen, neue Straßen in dem Bereich "Morgenland-" und "Abendland-Straße" zu nennen, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Der Vorschlag wurde mit einer Mischung aus Erheiterung und Empörung abgelehnt, vor allem deshalb, weil Junginger die Schreibweise für simpel und damit "fehlertolerant" hielt. Forkel hatte sich seinerzeit dafür ausgesprochen, mit neuen Straßennamen bekannte Oppumer Persönlichkeiten zu ehren.

(RP)
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