Krefeld Insolvenz: Abfindung weg

Krefeld · 72 Mitarbeiter von Voss-Biermann, Lawaczek (VBL) wurden voriges Jahr gekündigt. Ein Teil von ihnen sollte jetzt eine Abfindung erhalten. Das Geld blieb aus. Weil VBL mittlerweile insolvent ist, muss nicht gezahlt werden.

Rolf Meusel ist verzweifelt. 46 Jahre hat er beim Textilveredler Voss-Biermann, Lawaczek geschuftet. Jetzt steht der 60-Jährige mit leeren Händen da. Im vergangenen Jahr gehörte er zu den 72 von 250 Beschäftigten, die entlassen wurden. Damals vereinbarten Geschäftsführung und Betriebsrat einen Sozialplan. 2,7 Millionen Euro standen zur Verfügung, um eine Transfergesellschaft zu finanzieren und den Mitarbeitern Abfindungen zu zahlen. Doch am 23. März dieses Jahres hat VBL Insvolvenz angemeldet. Meusel und seine Ex-Kollegen sollten am 31. März den ersten Teil ihrer Abfindung erhalten. Das Geld blieb aus.

"In der Auffanggesellschaft habe ich jeden Monat 20 Prozent unter meinem früheren Gehalt bekommen", sagt Meusel. Jetzt fürchtet er, dass auch dieses Geld nicht mehr kommt. Ihm bleibt das Arbeitslosengeld, 60 Prozent des letzten Lohns. "Jeden Monat habe ich das Konto ein bisschen überzogen, weil ich wusste, dass ich Ende März die Abfindung bekomme. Und jetzt?" fragt Meusel. Sein Ex-Kollege Hans-Erich Esser ergänzt: "Ich bin zur Bank gegangen und habe den Sozialplan als Sicherheit für meinen Dispo vorgelegt. Jetzt kann ich wieder zur Bank gehen und sagen, dass das nicht klappt."

360 Euro fehlen

Die Folgen werden Meusel sein ganzes weiteres Leben begleiten. "Ich bin jetzt arbeitslos und kann dann nur noch in Rente gehen. Dann habe ich jeden Monat 30 Euro weniger als ohne Kündigung. Das sind 360 Euro im Jahr." Enttäuscht sind Meusel und seine früheren Kollegen auch vom Betriebsrat, der ihnen den Sozialplan empfohlen habe. Die Insolvenz halten sie für ein taktisches Manöver: "Am 23. März wurde die Insolvenz angemeldet, am 31. wäre die erste Abfindung fällig geworden", sagt Meusel.

Betriebsratsvorsitzender Albert Koolen kennt die Probleme. Aber er weiß: "In der Insolvenz rückt das Recht des Arbeitnehmers weit nach hinten." Dass die Insolvenz kurz vor der Zahlung der ersten Abfindung angemeldet wurde, hat laut Koolen seinen Grund: "Für die Zahlung war kein Geld mehr da." Im Sozialplan sei vereinbart worden, die Zahlung der Abfindung auf zwei oder drei Termine zu vereinbaren. "Angesichts der finanziellen Situation von VBL war es nicht möglich, die Abfindungen sofort zu zahlen."

Seitens der DAA, die die Auffanggesellschaft führt, hieß es, die Mitarbeiter hätten Ende März ihr Geld bekommen. Sie geht davon aus, dass sie auch in den nächsten Monaten das Geld zahlen kann. Laut VBL-Geschäftsführer Rene Frank gibt es eine Sicherungsvereinbarung des Mutterunternehmens Devetex mit der Auffanggesellschaft. Frank wollte aber nicht sagen, dass die früheren Mitarbeiter auf jeden Fall ihr Geld bekämen. Denn zunächst müsse die Auffanggesellschaft das Geld vom Insolvenzverwalter einfordern.

Albert Koolen will die Hoffnung nicht verlieren: "Wir Mitarbeiter kämpfen, dass der Betrieb es schafft. Dann müssen auch die früheren Kollegen was bekommen."

(RP)
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