Korschenbroich Das kostet die Kultur

Korschenbroich · Gut 136 000 Euro gibt Korschenbroich im Jahr dafür aus, dass Kabarett, Orgelwoche, Kunstfrühling und andere Kulturveranstaltungen über die Bühne gehen. Da die Stadt sparen muss, steht dieser Posten auf dem Prüfstand.

Wie viel die Stadt Korschenbroich künftig noch für Kultur ausgeben kann, darüber müssen sich Korschenbroichs Politiker in den kommenden Debatten über den Haushalt für 2011 Gedanken machen. Zumindest, wenn sie einen Prüfauftrag ernst nehmen, den sie der Stadtverwaltung voriges Jahr erteilten, als sie über Kürzungen bei freiwilligen Leistungen aus der Stadtkasse berieten: Die Verwaltung möge doch einmal aufdröseln, wie viel Geld sie für welche Kultur-Posten ausgebe. Das Ergebnis liegt vor: 136 370 Euro waren es im Jahr 2010.

Hoher Anteil an Personalkosten

Interessant an der Kostenaufstellung ist: Veranstaltungen wie Kabarett, Kindertheater, Orgelwoche oder Kultursalon benötigten nur gut 16 700 Euro an Zuschuss – unterm Strich. Die stets im Handumdrehen ausverkaufte Kabarettreihe machte 2010 sogar 12 993 Euro Gewinn, weil Ausgaben von 28 482 Euro Einnahmen in Höhe von 41 475 Euro gegenüberstanden. Dieser Überschuss trug kräftig dazu bei, Defizite etwa beim Jazz Café (7056 Euro) oder bei der Jugendkult-Tour (3756 Euro) aufzufangen. Dass die Stadt für 2010 dennoch einen Kultur-Zuschussbedarf von 136 000 Euro errechnet hat, liegt vor allem an den Personalkosten. Denn die Gehälter der mit Kultur befassten städtischen Mitarbeitern müssen in die Rechnung mit einbezogen werden.

Der hohe Anteil von Personalkosten hat Konsequenzen fürs Sparpotenzial. Abgesehen davon, dass Beamten oder Angestellten des Öffentlichen Dienstes nicht so einfach zu kündigen ist, waren sich Stadtverwaltung und Politik bislang auch immer einig: Die Stadt Korschenbroich spricht keine betriebsbedingten Kündigungen aus. Heißt für den Kultur-Posten im Etat: Wollte man die Personalkosten an dieser Stelle senken, würden sie an anderer Stelle wieder auftauchen. Denn die Kulturmitarbeiter müssten auf andere Stellen versetzt werden. Wirklich sparen könnte die Stadt also nur, wenn der Mitarbeiter einen ausscheidenden Kollegen auf der neuen Stelle ersetzen würde. Bleiben als echte mögliche Spar-Posten die Zuschüsse zu den Veranstaltungen – mit der Konsequenz, dass einige nur noch in abgespeckter Form oder gar nicht mehr angeboten werden könnten.

Gleichwohl müssen sich die Politiker darüber Gedanken machen, sofern nicht eine neue, geniale und gewinnbringende Sparidee in die Runde geworfen wird. Denn der Stadtrat hat als Sparziel bei den freiwilligen Leistungen in 2011 immerhin 80 000 Euro festgelegt. Mit den bis heute gefassten Sparbeschlüssen sind gerade mal 27 055 Euro erreicht. Dazu gehört auch der Beschluss, den Korschenbroicher Vereinen die Zuschüsse um 20 Prozent zu kürzen. An dieser Stelle kann der Rat zwar theoretisch noch weiter sparen. Praktisch müsste er dann aber sein Wort brechen: Denn der im vorigen Jahr gefasste Kürzungsbeschluss war mit der Zusicherung verbunden, dass es bis 2014 keine weiteren Abstriche geben werde.

Festgelegt hat sich die Politik auch schon bei einem ganz dicken Posten in der Liste der freiwilligen Leistungen: Die eigene Feuerwehralarmierungszentrale, die jährlich mit 215 000 Euro zu Buche schlägt, soll bestehen bleiben.

(RP)
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