Hilden Gute Eltern trotz Schwächen

Düsseldorf · Die Pädagogin Michaela Ziegeweid bietet eine integrative Spielgruppe für Kinder mit und ohne Behinderungen an. Mit einem Training für Väter und Mütter möchte sie beim Beziehungsaufbau helfen.

Viele Eltern mit behinderten Kindern verzweifeln gerade in den ersten Lebensjahren an ihrem Los. "Da baut sich viel Frust auf, sie schotten sich ab", weiß Michaela Ziegeweid, die in Solingen eine Familiengruppe mit drei behinderten Kindern betreut. Da das Jugendamt keine behinderten Kindern in die Tagespflege vermittle, sei der Bedarf an Betreuungsangeboten groß. Um diesen Eltern Raum für Gespräche und Austausch zu eröffnen, bietet Michaela Ziegeweid ab Freitag, 6. März, eine integrative Spielgruppe an, die dann jeden Freitag von 9.30 bis 10.30 Uhr im Familienzentrum Erlöserkirche zusammenkommen soll.

Kinder zu sehr behütet

Die Pädagogin, die sieben Jahre lang eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen geleitet hat, findet den integrativen Ansatz wichtig, weil die Eltern oft sehr ängstlich und von Schuldgefühlen geplagt seien und daher ihre Kinder zu sehr behüteten. Viele Verhaltensauffälligkeiten seien darauf zurückzuführen, dass sie ihre Kinder nicht altersgemäß behandeln. Das falle ihr auch selbst als Mutter eines 14-jährigen autistischen Jungen schwer, der für sein Alter recht klein ist. "Aufstehen – aufeinander zugehen – und voneinander lernen" ist daher das Motto der Spielgruppe. Ausgangspunkt ihres pädagogischen Konzeptes, das auch die Grundlage für ihr neues Elterncoaching bildet, ist die Annahme. "Wie oft loben Eltern ihre Kinder für ihr schlichtes Dasein?", lautet ihre rhetorische Frage. Ebenso wie Blickkontakte helfe das Lob, Beziehungen aufzubauen, der Baustein jeglichen Lebens. Aber diese Signale müssen authentisch, unverfälscht sein. Oft aber stimmten Körpersprache und sprachliche Äußerungen nicht überein. Das führt die ausgebildete NLP-Trainerin den Eltern gerne anhand von Videoaufzeichnungen vor. "Wenn die Eltern genervt sind, aber trotzdem freundlich wirken wollen, senden sie die falschen Signale aus. Das Kind bekommt die falsche Aufmerksamkeit", sagt sie. Das möchte sie den Eltern bewusst machen und sie dazu ermuntern, "sekundengenau auf das kindliche Verhalten zu reagieren". Das läuft auf eine bekannte Forderung hinaus: "Verbindliche Regeln setzen und konsequent einfordern". Denn das Respektieren von Grenzen und die Pflege von Beziehungen schließe sich gegenseitig nicht aus. Wenn es darum geht, Fehler zu korrigieren, müsse man dem Kind auseinandersetzen, dass nur sein Verhalten schlecht ist, nicht seine Person an sich.

Begleitung von Autisten

"Ich mache Beziehungen", sagt Ziegewind über ihre beruflichen Schwerpunkte, darunter die psychosoziale und therapeutische Betreuung und Begleitung autistischer Menschen. "Ich möchte den Eltern das Gefühl vermitteln, dass sie gute Eltern sind, die auch Schwächen haben."

(RP)
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