Hilden Feuerwehr Hilden wirbt um Freiwillige

Hilden · Mit "Schnupperdienst" und einem Schulprojekt mit der Sekundarschule will die Wehr Nachwuchs gewinnen.

 Stefan Kasper (l.) ist bereits seit 23 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. "Wir spielen nicht, sondern trainieren für den Ernstfall", beschreibt Feuerwehr-Chef Bernhard Janeck (hinten) das Besondere dieses Ehrenamts.

Stefan Kasper (l.) ist bereits seit 23 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. "Wir spielen nicht, sondern trainieren für den Ernstfall", beschreibt Feuerwehr-Chef Bernhard Janeck (hinten) das Besondere dieses Ehrenamts.

Foto: Olaf Staschik

Die Hildener Feuerwache ist Tag und Nacht an 365 Tage im Jahr einsatzbereit. Dafür sorgen 50 Berufsfeuerwehrleute in Wechselschichten. Doch ohne die 100 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr könnten sie bei größeren Bränden, Unglücken und Unfällen wenig ausrichten. Die Freiwilligen sind das Rückgrat der Feuerwehr. Was oft vergessen wird: Sie löschen, bergen und retten im Ehrenamt. Weil immer mehr Berufstätige auswärts arbeiten, stehen Feuerwehr-Chef Bernhard Janeck allenfalls 50 Freiwillige für Einsätze tatsächlich zur Verfügung.

Deshalb möchte er ihre Zahl auf 120, am besten auf 150 erhöhen - um die Belastung durch den Dienst auf mehr Schultern besser zu verteilen, erläutert er. Ein Alarmstufen-Konzept sorgt bereits heute dafür, dass nicht immer die selbe Gruppe als erste raus muss. "Die beste Werbung ist immer noch die persönliche Ansprache", hat der (hauptamtliche) Leiter der Hildener Feuerwehr festgestellt. Deshalb sei die Wehr beim Ehrenamtstag, Familientag oder der Hildener Ausbildungsbörse präsent: "Das bringt was. Auf diese Weise haben wir fünf junge Leute für die Freiwillige Feuer gewonnen. Das kompensiert aber nicht die Abgänge (7)."

Weil heute kaum jemand mehr einfach so der Freiwilligen Wehr beitrete, wird ein "Schnupperdienst" angeboten. Interessierte ab 18 Jahre können ein Praktikum machen und die Wehr dabei von innen kennenlernen. Jedes Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr hat vier bis sechs Stunden im Monat Dienst, der unter anderem für Schulungen, Unterweisungen, Ausbildung oder Übungen genutzt wird.

"Wir spielen nicht, sondern trainieren für den Ernstfall", beschreibt Janeck das Besondere an der Freiwilligen Feuerwehr: "Dann geht es um alles und jeder muss sich auf den anderen unbedingt verlassen können müssen. Das macht die besondere Kameradschaft bei der Feuerwehr aus." Viele ziehe aber auch die Technik-Vielfalt und die abwechslungsreichen Einsätze an. Genau so anspruchsvoll wie die Einsätze ist die Ausbildung. Die Grundausbildung dauert zehn Wochenenden Minimum. Janeck: "Wer mit Geräten arbeitet, erhält weitere Schulung und muss sich ständig fortbilden."

Stefan Kasper (35) ist bereits seit 23 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. Gemeinsam mit seiner Schwester Julia Toborg hat der Hildener schon bei der Jugendfeuerwehr angefangen. Die Rufzeit des angestellten Physiotherapeuten ist von 18 bis 6 Uhr. Wie oft er schon nachts raus musste, kann er gar nicht mehr sagen - so häufig war er schon im Einsatz: "Meine Frau dreht sich dann um und schläft weiter." Kasper leitet auch die Jugendfeuerwehr. Einmal die Woche treffen sich dort 20 Jugendliche ab 12 Jahren, darunter zwei Mädchen: "Wir machen nicht nur Feuerwehr-, sondern auch Jugendarbeit." Die Jugendfeuerwehr hat - genau so wie viele andere Vereine auch - mit den immer länger werdenden Schulzeiten zu kämpfen. Manche Kinder kämen direkt aus der Schule zum Jugendfeuerwehr-Dienst donnerstags um 18 Uhr.

Kasper: "Wir mussten schon Spinde aufstellen, damit die Kinder sich umziehen können." Andere Wehren erprobten bereits eine Kinderfeuerwehr für ab Sechsjährige. "Dafür braucht man pädagogische Erfahrung", ist Kasper skeptisch. Die Freiwilligen könnten das nicht auch noch leisten. Die Hildener Feuerwehr wird aber - gemeinsam mit der städtischen Sekundarschule - ein Projekt für die fünften Klassen starten, kündigt Janeck an: "Wir überlegen noch, wie wir dort was machen." Die beste Nachwuchs-Werbung für die Freiwillige Wehr sei die für gut fünf Millionen Euro sanierte und erweiterte Feuerwache, sind sich beide einig.

"Das war ein echter Quantensprung", meint Kasper. Auch die Arbeitgeber unterstützten die Arbeit der Freiwilligen Wehr. Janeck: "Wenn sie die Mitarbeiter entbehren können, stellen sie sie frei." Muss ein Freiwilliger während der Arbeitszeit in den Einsatz, wird dem Arbeitgeber der Verdienst-, aber nicht der Produktionsausfall erstattet. "Es gibt immer mehr Arbeitsprozesse, die nicht einfach unterbrochen werden können", sagt Janeck: "Darauf nehmen wir Rücksicht und verzichten auf diese Kameraden."

(RP)
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