Uedem Rund durch die Geschichte

Uedem · Wer schon immer einen Spaziergang durch die Geschichte machen wollte, kann dies ab jetzt in Uedem tun. Am Samstag weihte Bürgermeister Rainer Weber den Historischen Rundweg feierlich ein.

 Bürgermeister Rainer Weber (l.) bei der Einweihung des Historischen Rundweges.

Bürgermeister Rainer Weber (l.) bei der Einweihung des Historischen Rundweges.

Foto: Gottfried evers

Im Jahr 866 ist der Name Uedem erstmals in einer Urkunde für das Kloster Lorsch erwähnt. Es gibt also viel zu erzählen über die Gemeinde, die sich bis 1798 auch Stadt nennen durfte. Auf insgesamt 15 Tafeln, jeweils zwei Meter hoch, können sich Uedemer und Touristen nun in Schrift, Bild und Ton über die wichtigsten historischen Punkte des alten Ortskernes im Schusterstädtchen informieren.

Start am Markt

Beginn des etwa 1500 Meter langen Rundweges, der am Samstag eingeweiht wurde, ist am Markt zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche. Die erste Informationstafel bietet einen Überblick über die Geschichte von Uedem und leitet weiter zur Station "Rathaus und Markt". Von dort aus führt der Weg einmal über die Wälle durch Uedem, bevor man an der letzten Informationstafel wieder am Markt ankommt.

"Der Historische Rundweg erfüllt gleich mehrere Zwecke", sagt Bürgermeister Weber. "Zum einen ist er ein wichtiger Beitrag zur Heimatgeschichte, zum anderen soll er Uedem für Touristen noch interessanter machen." Führungen entlang des Weges sind in Planung. Ausgearbeitet wurde das Konzept für den Historischen Rundweg in echter Teamarbeit: Der Archivar Franz-Josef Hetjens und der Geschichtskreis des Heimatvereins sichteten Bilder und andere Archivalien, unterstützt von dem Burgenforscher Dr. Joachim Zeune aus Zell und dem Bürgermeister selbst. Bei Klaudia Gärmer, Fachbereichsleiterin für Kultur und Tourismus, liefen dann alle Fäden zusammen.

Dabei entdeckte selbst der erfahrene Archivar Hetjens noch Überraschendes. Lange Zeit konnte er auf einer Zeichnung des alten Rathauses von 1744 nicht genau erkennen, was da auf dem Dach des Gebäudes montiert war. Hetjens vermutete einen Balken oder eine Statue, doch erst als er nun für den Historischen Rundweg Akten aus dieser Zeit sichtete, erfuhr er, was da vom Dach blickte: "In der Abrissakte über das Rathaus schreibt der damalige Bürgermeister, dass auf dem Dach eine Meerkatzenstatue angebracht war, die das Uedemer Stadtwappen trug." Wie die Statue einer Meerkatze, einer afrikanischen Affenart, allerdings auf das Rathausdach kam, darauf hat auch der Archivar noch keine Antwort gefunden.

Die Informationstafeln erinnern nicht nur an historische Gebäude, Mauern und Türme, sondern auch an Landwirtschaft und Schuhherstellung, an Kirchen und an Tragödien: Die Informationstafel an der Pastoratsstraße behandelt die großen Stadtbrände, die Uedem gleich dreimal in Schutt und Asche legten, die Tafel am Turmwall die Kriegsereignisse seit dem 15. Jahrhundert. Eine andere Tafel erinnert an die jüdische Gemeinde von Uedem, die während der NS-Zeit ausgelöscht wurde.

"Fast zwei Jahre lang haben sich viele Menschen sehr für das Projekt Rundwanderweg engagiert, über alle Parteigrenzen hinweg", betont Bürgermeister Weber. Bei Kosten von etwas unter 35 000 Euro hofft er, dass die Informationstafeln nun pfleglich behandelt werden und nicht Vandalismus zum Opfer fallen.

(RP/jul)
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