Goch Mit dem Rad nach Marrakesch

Goch · Kleine Gepäck und große Abenteuerlust: Karl Graf aus Pfalzdorf startete wieder eine seiner außergewöhnlichen Radtouren. Ziel war diesmal Marrakesch, Grafs Traumstadt in Marokko. Schlecht...waren nur die Straßenkarten.

GOCH-PFALZDORF Karl Grafs Abenteuerlust scheint keine Grenzen zu kennen. Nach seiner Radtour im letzten Jahr entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer und weiter noch zu den Mönchen in Griechenland, startete der Pfalzdorfer jetzt am 21. Mai mit dem nötigen Gepäck allein mit dem Ziel der marokkanischen Traumstadt Marrakesch.

Mammutdistanz

Bereits am dritten Tag hatte er die französische Stadt Troyes erreicht, legte dabei die Mammutdistanz von 230 Kilometern zurück. Am fünften Tag stellte er endgültig fest, dass er mit veralteten und zu ungenauen Straßenkarten unterwegs war. Doch Graf blieb gelassen und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Planmäßig nach acht Tagen erreichte er sein erstes Ziel, den Pilgerort Saint Jean Pied de Port. Dort beginnt der Pilgerweg nach Santiago de Compostela, den er auch schon gegangen ist.

Bei der Durchfahrt durch Spanien erlebte er weiter viele Abenteuer, Langeweile kam beim "Weltenbummler" nie auf. Die Strapazen waren nicht gering, doch Karl Graf konnte nichts aus der Bahn werfen, auch die für die iberische Halbinsel im Juni ungewöhnliche Temperatur von 39,5 Grad nicht. Da überraschte nicht, dass er sieben kg an Gewicht verlor. Übernachtet wurde ständig in Jugendherbergen. Nach 17 Tagen erreichte der Mann aus dem Kreis Kleve nach 3000 km planmäßig Gibraltar. Mit einem Fährticket von 52 Euro konnte er nach etlichen Kontrollen afrikanischen Boden betreten, ehe er die Stinkstadt Tanger erreichte. Über Asilah und Souk-el-Arbadu-Rharb kam er einen Tag zu früh in der Hauptstadt Rabat an, wo er sich zwei Tage aufhielt. Schließlich war über Casablanca das Ziel Marrakesch erreicht, rund 3500 Kilometer waren zurückgelegt. Der Tachoempfänger war ihm inzwischen abhanden gekommen. Jetzt fehlte nur noch der Berg, der Djebel Toubkal der mit 4165 Metern höchste Berg im Atlasgebirge sollte erklommen werden. Nachdem er allein an einer 3200 Meter hoch gelegene Berghütte angekommen war, schloss er sich am nächsten Morgen einer geführten Gruppe an. Den Weg zum Ziel wusste nur der Führer. Oben angelangt, konnte Karl Graf voller Stolz auf die Wüste blicken. Er ließ die vier erlebten Wochen Revue passieren und erinnerte sich an die Worte derjenigen, die ihm prophezeit hatten: "In Marrakesch kommst Du niemals gesund mit deinem Fahrrad an."

Nachdem ihm bei einer Kanne Pfefferminztee zum Gipfelsturm gratuliert worden war und er eine Nacht bei einer Berberfamilie in Asni verbracht hatte, traf er sich am Flughafen Marrakesch mit seiner Ehefrau Hannie, die aus Weeze den Weg nach Marokko gefunden hatte. Im Hotel Amine verbrachte man die letzte Urlaubswoche. Wieder einmal hatte Karl Graf etwas geschafft, was ihm kaum einer zugetraut hatte.

(RP)
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