Uedem Mit 87 aufs Motorrad

Uedem · Maria Tennagels aus Uedem erlebte einen unvergesslichen Geburtstag. Die lebensfrohe, agile Rentnerin war bei der Motorradwallfahrt in Kevelaer dabei. Nicht als Zuschauerin, sondern auf einer schweren Maschine.

Wie viele Hände sie geschüttelt, wie viele Gespräche sie geführt, wie viele Fragen sie beantwortet hat — Maria Tennagels von der Lohbergstraße aus Uedem kann es im Nachhinein gar nicht mehr sagen. Ganz sicher weiß sie aber: "Das war wieder mal ein wirklich unvergessliches Erlebnis!"

Stimmt. Denn Enkel Sascha Hentemann aus Asperden und der Rest der Familie haben mal wieder alles super organisiert. So wie vor einigen Jahren Marias erste Ballonfahrt, wie die Paddeltour auf der Niers. "Na, da würde ich gerne mal mitfahren", hatte Maria vor einigen Jahren gesagt. Motorradwallfahrt auls Zuschauerin — gut und schön. Nicht zugucken — mitfahren!

Seitdem ließ Sascha Hentemann die Idee nicht mehr los. Eine 87-Jährige auf dem Motorrad — das geht schließlich nicht ohne weiteres, aber das geht mit etwas Erfindungsreichtum und den richtigen Freunden eben doch.

Sascha telefonierte, organisierte über viele Monate das bis dato geheime Geburtstagsgeschenk. Und er fand viel Unterstützung. Befreundete Motorradfahrer holten alle gemeinsam Maria Tennagels daheim in Uedem zur Motorradwallfahrt ab, allesamt mit ihren Maschinen. Das war schon mal klar. Nur: Auf welchem Motorrad würde seine Oma sitzen? Sascha Hentemann nutzte Kontakte zur Firma Rewaco, einem Motorrad-Veredler, der Spezialfahrzeuge baut — unter anderem ein traumhaft schönes Trike: vorne eine ganz normale Maschine, eine Triumph Rocket II, und hinten mit einer Achse, mit zwei Rädern.

Dieses geradezu kostbare Teil mit einem 2,3-Liter-Motor, 106 PS und einem gigantischen Drehmoment bekam Sascha Hentemann für Omas größten Tag geliehen, völlig kostenlos. Für Rewaco wird sich das dennoch gerechnet haben. Die Aufmerksamkeit, die Maria Tennagels als älteste Teilnehmerin der Motorradwallfahrt genießen durfte, die war nämlich gigantisch. Und das vom Start weg. "Zwei Tage vorher wusste ich, was kommen würde", erzählt Maria Tennagels. "Da brachte mir Sascha nämlich die Motorradkluft." Und die saß perfekt. Noch die große Schutzbrille auf die Nase, und los ging's: Schick und gut geschützt, unter dem Beifall vieler Motorradfahrer, stieg Maria Tennagels an der Lohfeldstraße auf die Maschine. Ein Paradeplatz hinter Fahrer Sascha. Ab ging's im Tross gen Kevelaer. Stopp vor der Stadt — und Applaus, Begeisterung für die betagte Uedemerin. "Ich habe jeden Moment genossen, vom Anfang bis zum Ende tief in der Nacht. Ein tolles Erlebnis, man kann es kaum beschreiben."

Kaffee und Kuchen gibt's später

Maria als Star der Wallfahrt — und zur Feier des Tages kam dann auch wieder die große, in der Republik weit verstreute Familie zusammen. Oma, Uroma, Mama Maria auf dem Motorrad — der Rest der Familie am Straßenrand, staunend, applaudierend, begeistert. War das alles nicht etwas viel? Sascha Hentemann: "Auf die Frage, ob sie immer so Geburtstag feiern würde, sagt Oma, mit Kaffee und Kuchen könne sie noch feiern, wenn sie alt ist!"

(RP)
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