Erkelenz Ehrenamtler protestieren

Erkelenz · Ehrenamtler in katholischen Büchereien wie Sigrid Neisius aus Beeck haben eine Petition an den Landtag gestartet. Damit wollen sie Zugang zu den Projektfördermitteln des Landes bekommen.

 Sigrid Neisius leitet die Pfarrbücherei in Wegberg-Beeck. Sie setzt sich für ihre ehrenamtlichen Kollegen ein.

Sigrid Neisius leitet die Pfarrbücherei in Wegberg-Beeck. Sie setzt sich für ihre ehrenamtlichen Kollegen ein.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)

WEGBERG/DÜSSELDORF Mehr als 200 Unterschriften hat Sigrid Neisius in Beeck gesammelt. Die ehrenamtliche Leiterin der Beecker Pfarrbücherei hatte die Unterschriften schnell zusammen. "Die Leute sind empört", sagt Neisius, "denn das Ehrenamt wird degradiert." Die Ehrenamtler in verschiedenen katholischen öffentlichen Büchereien (KÖBs) in Nordrhein-Westfalen haben eine Online-Petition an den Landtag in Düsseldorf gestartet.

Mit der Petition wollen die Verantwortlichen der ehrenamtlich betriebenen Büchereien erreichen, dass sie Zugang zu den Projektfördermitteln des Landes bekommen. "Tatsache ist, dass derzeit eine Bücherei oder auch ein Büchereiverbund nur dann Landesmittel bekommen kann, wenn es eine hauptamtliche Bibliothekarin mit mindestens 50 Prozent Beschäftigungsumfang gibt", erklärt Christine Salms, Leiterin der Fachstelle für Büchereiarbeit im Bistum Aachen.

Kein Durchbruch erzielt

Den kirchlichen Bücherei-Fachstellen ist das schon lange ein Dorn im Auge. Deshalb suchten sie das Gespräch mit den Verantwortlichen auf Landesebene. Einen Durchbruch erzielten sie nicht. Prof. Dr. Michael Ziemons, ehrenamtlicher Leiter der Bücherinsel St. Donatus in Aachen-Brand, hat eine Online-Petition initiiert.

Sigrid Neisius hat in Beeck ein Team von 15 ehrenamtlich arbeitenden Frauen aufgebaut. Regelmäßig ist Sigrid Neisius in Schulen zu Gast oder sie empfängt Schulklassen in der Bücherei. Auch anderswo werden die katholischen öffentlichen Büchereien mit sehr viel ehrenamtlichem Engagement betrieben. 1104 ehrenamtliche Mitarbeiter im gesamten Bistum Aachen haben 2010 insgesamt 117 637 Arbeitsstunden eingesetzt. Den Initiatoren der Petition geht es nach eigenen Angaben nicht um mehr Geld. "Das kostet das Land NRW keinen Cent", erklärt Ziemons, der im Hauptberuf Professor für Pädagogik an der Katholischen Hochschule NRW in Köln ist. "Es entstünde ein Wettbewerb der Ideen, bei dem Ehrenamtler und Hauptberufler mit den besten Konzepten um Fördermittel werben", sagt er. Qualität solle entscheiden, nicht eine sachfremde Formalie.

Die Fördermittel sollten nicht der Grundförderung dienen, sondern innovative Projekte unterstützen. Ziemons erklärt, dass derzeit mit Landesmitteln der digitale Verleih von Medien aufgebaut wird, es entstünden Leseförderprojekte für Kinder und mehr. Von solchen innovativen Projekten blieben Ehrenamtler in Nordrhein-Westfalen auch dann ausgeschlossen, wenn sie hochqualifiziertes Personal haben, tägliche Öffnungszeiten anbieten, oder in ländlichen Regionen tätig sind, wo ein Bibliotheksangebot anders nicht zu sichern wäre. Die Petenten aus allen fünf nordrhein-westfälischen Bistümern hoffen, mit der Online-Petition etwas erreichen zu können. "Spätestens, wenn der neue Landtag tatsächlich ein Kulturfördergesetz beschließt, muss die Hürde fallen", sagt Ziemons. Frage des Tages

(RP)
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