Duisburg Lustvolles musikalisches "Danebenbenehmen"

Duisburg · Der Schauspieler Ulrich Tukur ("Tatort") und seine Band "Rhythmus Boys" gastierten im Theater am Marientor (TaM).

 Schauspieler und Sänger Ulrich Tukur (links) begeisterte im Theater am Marientor mit seiner Band.

Schauspieler und Sänger Ulrich Tukur (links) begeisterte im Theater am Marientor mit seiner Band.

Foto: Christoph Reichwein

"Let' misbehave!" hieß das Bühnenprogramm, mit dem der Schauspieler (unter anderem hessischer "Tatort"-Kommissar) Ulrich Tukur und seine Band ihre 20-jährige Zusammenarbeit feierten. Einen Tag vor dem Ende der Tour in der Essener Lichtburg traten sie damit jetzt im Duisburger Theater am Marientor (TaM) auf. Laut Tukur ist der Titel - der auf Deutsch so viel heißt wie "Werfen wir den Anstand über Bord!" - "als augenzwinkernde Aufforderung gedacht, es sich gut gehen und fünfe gerade sein zu lassen. Auf der Bühne machen wir einen Haufen poetischen Unsinn, dekonstruieren die Swingklassiker von Cole Porter bis George Gershwin und interpretieren sie neu. Ein toller Spaß, ein großes Vergnügen." "Let's misbehave" (1927) ist zugleich der Titel von Porters erstem Hit.

Ulrich Tukur war an diesem Abend der albern-überdrehte Moderator, der als Erster einen Schluck aus der Flasche nahm und seinen Hosenschlitz schloss, dann Con Conrads Titel "The Continental" (1934) verdrehte zu "The Incontinental" - aber auch der stilsichere Sänger, vorzügliche Pianist am städtischen Bechstein-Flügel und lustvolle Akkordeonist. Seine drei "Rhythmus Boys", jeweils einen Kopf größer, sind mehr als Begleiter und Stichwortgeber: von dem laufenden Meter Kalle Mews (Gesang und vor allem Schlagzeug) über Ulrich Mayer (Gesang und vor allem Gitarre und Ukulele) bis zu dem 2,08 Meter langen Günter Märtens (Gesang und vor allem Kontrabass). Die drei schrecken vor keiner peinlichen Verkleidung und vor keiner schrägen Inszenierung zurück. Herrlich unbeschreiblich etwa, wie aus Porters Western-Song "Don't fence me in" hier die Galopper des Jahres wurden.

Zu Gershwins "Shall we dance?" (1927) wurde eine Dame aus der ersten Reihe eingeladen, natürlich mit den Worten "Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie Ginger Rogers ähnlich sehen?" Sie wurde aber dann doch nicht über die Bühne geschleudert, sondern durfte Tukurs Jacke halten - für seine grandiose Stepptanz-Einlage. Später steppte sogar der lange Märtens.

Deutsche Schlager gab es im TaM auch, vor allem "Von acht bis um acht" von dem aus Duisburg stammenden Komponisten Horst Kudritzki (Tukur: "Den kennen Sie sicher? - Schweigen im Walde, also vergessen"). Die Begeisterung war groß und verlangte nach Zugaben. Dazu zählte der Hans-Albers-Hit "La Paloma", hier als instrumentales Stimmungsbild mit Möwen (in der Gitarre) und tiefem Schiffs-Tuten (im Kontrabass).

(RP)
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