Niederrhein TaM will Weltpremiere in die Stadt holen

Niederrhein · Das Theater am Marientor (TaM) in Duisburg ist schon lange kein reiner Aufführungsort mehr. Das Haus wird auch angemietet, um für Tourneen zu proben. So auch für das Wolfgang-Petry-Musical "Wahnsinn".

Das Theater am Marientor (TaM) in Duisburg wurde als Musicalhaus errichtet. Von 1996 bis 1999 lief dort Abend für Abend, aber mit ausschleichendem Erfolg, das Musical Les Misérables. Seitdem gibt es dort keine Ensuite-Vorstellungen mehr, also Produktionen, die monate- oder gar jahrelang laufen. Gerade auch deshalb ist die Vermarktung des TaM eine stete Herausforderung. Zurzeit scheint dies aber gut zu gelingen. Was in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, ist, dass das TaM nicht nur Aufführungsstätte für öffentliche Konzerte oder Kabarettabende ist, sondern dass das Haus zunehmend auch als Probestätte für bevorstehende Tourneeproduktionen genutzt wird.

Kurt Hrubesch ist Theaterleiter des TaM und bemüht sich darum, das Haus gewissermaßen doppelgleisig als Publikumsbühne und als Probestätte zu vermarkten. Möglich ist dies, weil das TaM, dessen Architektur allseits gelobt wird, die Möglichkeit bietet, beides zu leisten. Das Haus, so Hrubesch, verfüge über vier Etagen, die von mehreren Produktionen gleichzeitig benutzt werden können. Außerdem habe es eine perfekte Logistik. Dazu gehören viele Parkplätze, eine einfache (Lade-)Anfahrt und kurze Wege innerhalb des Hauses sowie ein umfangreiches Catering. "Service ist großzuschreiben", sagt der Theaterleiter.

Momentan probt das Musical "Boybands Forever" mit Thomas Hermanns im TaM, während abends Vorführungen von "Cats" laufen. Hrubesch freut sich darüber, dass immer mehr Prominente und Veranstalter auf das Angebot des Theaters eingehen. Beispielsweise hat Andrea Berg kurzfristig drei Tage Probezeit angemeldet und wird danach, am 7. Dezember, ihre Preview im TaM feiern. "Das Ziel ist es, Duisburg als Eventstandort wieder nach vorne zu bringen", sagt Hrubesch.

Aber wie läuft so eine Probenzeit eigentlich ab? Am Anfang steht der Aufbautag. Hier sind die Techniker des TaM gefragt, denn sie müssen Licht, Ton und Bühne für jedes Ensemble anders ausrichten: "Jede Bühne muss angepasst werden", erklärt Hrubesch. Darauf folgen die Probetage. Steht ein Ensemble am Anfang der Probenzeit, wie aktuell "Boybands Forever", müssen viele Koordinationsarbeiten geleistet werden, um schließlich Sänger und Tänzer auf der Bühne zusammenzubringen. Kommt das Ensemble am Ende seiner Aufführungszeit nach Duisburg, reicht, wie jetzt aktuell bei "Cats", ein einziger Probetag, da die Gruppe schon routiniert zusammenarbeitet. Steht abends eine Aufführung auf dem Programm, beginnt der Tag für die Techniker und Büroangestellten schon um sechs Uhr früh. Mittags ist das Theater dann mit allen Mitarbeitern besetzt. Abends sind jedoch nur noch die Bühnenakteure und das Service-Personal vor Ort. Aber dennoch sagt Hrubesch: "Jeder Tag ist anders, aber es macht unglaublich viel Spaß."

Mittlerweile werden im TaM sogar Fernsehproduktionen ermöglicht. Dann verwandelt sich das Theater in ein Studio. Etwas ganz Besonderes sei die Livesituation, weil aus technischer Sicht alles perfekt laufen müsse. Im August war beispielsweise die ZDF-Produktion "Versteckte Kamera" in Duisburg. Daraufhin hat Markus Krebs für seine RTL-Sendung auch Interesse an der Produktion in Duisburg gezeigt. Momentan werde mehr angefragt als abgearbeitet werden könne. Hrubesch: "Mittlerweile habe ich mehr Anfragen als freie Termine."

Der gute Ruf des TaM in der Branche sei hart erkämpft worden. Hrubesch hebt die professionelle Arbeit der Techniker des Hauses hervor. Sie machten alles möglich, ob Fototermine auf dem Dach, eine Liveübertragung oder ein kompliziertes Bühnenbild. Im Juli fand ein Workshop für das Musical "Wahnsinn" mit den erfolgreichsten Liedern Wolfgang Petrys statt, das bald im TaM zu sehen sein wird. "Wir konnten logistisch glänzen", sagt Hrubesch. "Wolfgang Petry hat die ein oder andere Träne vergossen". Deswegen wird das "Wahnsinn"-Ensemble ab Januar im TaM proben, gleichzeitig zu Aufführungen von "Grease". Die Theatermitarbeiter sind zuversichtlich, dass auch die Weltpremiere in Duisburg stattfinden wird. Denn das habe es noch nie gegeben, sagen sie.

(RP)
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