Benrath Die Benrather Bücherei ist die schönste

Benrath · Laut einer Umfrage der Stadt Düsseldorf hat Benrath die schönste Stadtteil-Bibliothek und die meisten Nutzer im Kindes- und Jugendalter. Kritik gibt es allerdings am Angebot fremdsprachiger Literatur.

 Bibliothekarin Christel Mewes in ihrer Benrather Bücherei.

Bibliothekarin Christel Mewes in ihrer Benrather Bücherei.

Foto: Göttert

Wie sieht der typische Benrather Büchereinutzer aus? Ist es ein Kind oder ein Erwachsener, eine Frau oder ein Mann, ist er berufstätig oder in Rente? Christel Mewes könnte das wissen, sie ist seit 2010 Leiterin der Benrather Bücherei.

 Niklas (10) und Max (9) gehen gerne in die Benrather Stadtbücherei. Zu ihren Lieblingslektüren zählen unter anderem Fantasy-Bücher.

Niklas (10) und Max (9) gehen gerne in die Benrather Stadtbücherei. Zu ihren Lieblingslektüren zählen unter anderem Fantasy-Bücher.

Foto: Oliver Streuer

Statistisch exakt und schwarz auf weiß geben jedenfalls die jetzt vorliegenden Ergebnisse einer Kundenbefragung Antwort: Der durchschnittliche Nutzer der Stadtbücherei ist eine voll berufstätige Düsseldorferin zwischen 31 und 45 Jahren, die einen Hochschulabschluss und einen eigenen Benutzerausweis besitzt.

Im vergangenen September wurden über vier Wochen hinweg stichprobenartig 4625 Kunden zu ihrem Nutzerverhalten und ihrer Zufriedenheit befragt. Um die großen Datenmengen überhaupt handhaben zu können, waren die Interviewer nicht an allen Standorten aktiv, sondern — ausgewählt nach geografischen Kriterien— nur in der Zentralbibliothek sowie in den Zweigstellen Benrath, Bilk, Derendorf, Flingern, Gerresheim und Oberkassel. unterwegs.

Die Befragung war repräsentativ und lässt den Vergleich mit einer Sondierung von 2007 zu. Die Benrather Filiale in der Orangerie ist in den zahlreichen Kategorien mal Spitzenreiter und mal Schlusslicht. So weist sie von allen Standorten den höchsten Anteil an Kindern und Jugendlichen auf (zwölf bis 18 Jahre).

Leiterin Christel Mewes erklärt sich das vor allem mit dem "gut genutzten" Freestyle-Bereich: Losgelöst von einem expliziten Bildungsauftrag finden Kinder und Jugendliche dort zum Beispiel die nach wie vor beliebten Vampir-Romane, aber auch Hörbücher und Videospiele.

"Das Freestyle-Konzept scheint aufzugehen", freut sich die Bibliothekarin. Ein interessanter Wert ist der weit überdurchschnittliche Anteil an Hausfrauen und Hausmännern in Benrath. Das müsse daran liegen, dass in der Umgebung viele Ältere und viele Mütter mit Kindern leben, vermutet die 58-Jährige. Eine besondere Nutzergruppe in Benrath seien die Eltern, die ihre Kinder eine Etage tiefer in die Ballettschule brächten und sich die Wartezeit in der Bücherei vertrieben.

Dass Benrath unter den Zweigstellen den höchsten Anteil ortsfremder Nutzer hat (elf Prozent), ist mit Kunden aus Monheim und Hilden rasch erklärt. Auch die besonders gute Bewertung für das Angebot an Veranstaltungen, Lesungen und Ausstellungen überrascht die Bibliothekarin Mewes nicht. "Benrath ist für sein großes Veranstaltungsprogramm bekannt", sagt sie nicht ohne Stolz. Rund 15 Veranstaltungen gebe es pro Jahr.

Kritik erhält die Zweigstelle vor allem für die geringe Auswahl an fremdsprachigen Romanen. Christel Mewes lacht kurz auf und wirkt ertappt, wenn sie zugibt: "Da müssen wir dringend 'was dran tun." Für die Zukunft sei eine deutliche Erweiterung etwa um polnische und spanische Literatur geplant.

Bekannt ist das Problem, dass die Benrather Bücherei nicht barrierefrei ist: Rollstuhlfahrern und Eltern mit Kinderwagen ist es kaum möglich, die Räume zu betreten. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, sehen die Verantwortlichen zurzeit allerdings keine Möglichkeit, durch einen Aufzug Abhilfe zu schaffen.

Trotz dieser Einschränkung erhält Benrath von allen Standorten die mit Abstand beste Note (1,6) für die Räumlichkeiten. "Das ist nicht verwunderlich, es ist wirklich sehr schön hier", schwärmt die Leiterin. Bewertet wurden unter anderem das Platzangebot, die Belüftung und die Helligkeit in den Räumen.

Grau ist alle Theorie, weit verbreitet der Spott über die Aussagekraft von Statistiken. So mag sich Christel Mewes denn auch nicht auf den einen prototypischen Büchereikunden festlegen. "Den gibt es eigentlich nicht", sagt sie. "Die Nutzer stammen aus allen Schichten und Altersgruppen." Und was die Spitzennote für die schönen Örtlichkeiten betrifft, da gibt sich die Benrather Büchereileiterin selbstbewusst: "Das stimmt."

(RP)
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