Düsseldorf Asphalt wird zur großen Kunst

Düsseldorf · Flingern Wer durch die Stadt geht und sich moderne Architektur, grüne Parks und luxuriös gestaltete Schaufenster ansieht, dem entgehen viele interessante Eindrücke des urbanen Lebens. Auch mit gesenktem Blick gibt es viel zu entdecken. Christoph Honig hat das erkannt. Er hielt seine Kamera auf Straßen, Fußgängerüberwege und abgewetzte Fahrbahnmarkierungen. Unter dem Titel "Zu Fuß" zeigt er zurzeit seine Bilderserie im Aktionsraum "Ohne Titel".

 Was auf den ersten Blick aussieht wie Malerei oder Impressionen aus großer Höhe, sind tatsächlich Nahaufnahmen von der Straße. Christoph Honig zeigt die vergrößerten Bildausschnitte im Aktionsraum "Ohne Titel".

Was auf den ersten Blick aussieht wie Malerei oder Impressionen aus großer Höhe, sind tatsächlich Nahaufnahmen von der Straße. Christoph Honig zeigt die vergrößerten Bildausschnitte im Aktionsraum "Ohne Titel".

Foto: A. Endermann

Farbkleckse sehen wie Zwerge aus

Obwohl die graue Fahrbahn die Basis der Bilder liefert, erkennt der Betrachter zum Beispiel einen Vollmond am dunklen Nachthimmel statt einen dünngescheuerten weißen Farbkreis auf grauem Asphalt. Ein weiteres Foto täuscht vor, es zeige einige Zwerge, die hintereinander marschierend durch den Wald tapsen. Nüchtern betrachtet jedoch sind die Männlein nichts weiter als weiße Farbe, die durch hunderttausend Autoreifen verschoben und abgenutzt ist.

Ihre ganze Pracht entfalten Honigs Bilder von 150 mal 100 Zentimetern Größe. Völlig aus dem spröden Kontext gelöst könnte man meinen, die Fotos seien aus einem Flugzeug heraus geschossen. Man erkennt einen Fluss, der seine Wassermassen durch die Landschaft zu wälzen scheint. Eine weitere Nahaufnahme erweckt den Eindruck, sie präsentiere einen Blick aus der Vogelperspektive auf abgeerntete Kornfelder in intensivem Gelb.

Honig betont, er habe die Bilder weder künstlich gestaltet noch per Bildbearbeitungsprogramm verändert. Vielmehr hätten Autos, Witterung und Fußtritte der Passanten geschaffen, was nun in seiner Ausstellung zu sehen sei. Es ist Christoph Honigs Blick für das Detail und seinem Ideenreichtum zu verdanken, dass diese Kunst von der Straße ihren Weg in die Fotografie findet.

Honig hielt schon als Jugendlicher seine Kamera auf alles, was seiner Meinung nach ein gutes Motiv war. Sein künstlerisches Talent bildete er auf der Kunstakademie Düsseldorf aus und machte 1983 seinen Abschluss.

Ihn faszinierte auch die Frage, wie Kunst kommuniziert werden kann. Vor allem die Herausforderung, Kinder an die Kunst heranzuführen, nahm er in Angriff. Als Kulturpädagoge ist Honig einer der Mitbegründer von Akki, dem Haus für Aktion und Kultur mit Kindern. Seit mehr als 25 Jahren prägt er durch seine Arbeit das Kunstverständnis und die Kreativität junger Menschen. Wie prädestiniert Honig für diese Arbeit ist, zeigen seine Ausstellung und einige Bildbände, in denen er die "Zu Fuß"-Bilder sowie ältere seiner Werke der Serien "Schläuche" und "Schöner Schrott" darstellt.

(RP)
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