Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
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"Kurios, ungewöhnlich und mysteriös” Rätsel um die Granate im Kinosaal

Die Polizei hat bisher keinen Verdacht, wer am Donnerstagabend den funktionstüchtigen Sprengkörper in einem Sessel des Kinos im Medienhafen abgelegt hat. Die Besucher schilderten den Abend als "verwirrend und beunruhigend”.

 Handgranate im Kino: Die Polizei sucht nach Zeugen.

Handgranate im Kino: Die Polizei sucht nach Zeugen.

Foto: rpo, Polizei

Die Spuren widersprechen einander. Ein Sprengkörper in einem Kino klingt zunächst nach einem Anschlag. Eine nicht gezündete Waffe deutet aber auf Erpressung oder Bedrohung hin, ohne ein entsprechendes Schreiben widerspricht dies wiederum der kriminellen Logik.

Die Düsseldorfer Polizei steht deshalb vorerst vor einem Rätsel, wer am Donnerstagabend eine Granate im Düsseldorf Kino UCI abgelegt hat und warum. Die erste Spur, die nach RP-Informationen gestern Nachmittag zur Durchsuchung einer Wohnung geführt haben soll, brachte anscheinend keine entscheidenden Hinweise. "Wir wollen dies weder bestätigen noch dementieren”, sagte Polizeisprecher Markus Niesczery.

Eine Mitarbeiterin war bei einem Kontrollgang auf einen "ungewöhnlichen Gegenstand” gestoßen und hatte einen Sicherheitsbeamten alarmiert. Der Mann brachte den Gegenstand sofort in ein Treppenhaus, das durch dicke Betonwände und eine Stahltüre gesichert ist. Die Polizeibeamten, die als erstes vor Ort waren, riefen ihre Kollegen vom Landeskriminalamt (LKA) hinzu. Der Sprengstoff-Experte stellte fest, dass der Splint der Granate nicht gezogen war und brachte sie in einer Plastiktüte aus dem Gebäude.

Zu diesem Zeitpunkt hatten Polizei und Kinobetreiber zwei Säle des Kinos evakuiert. Um sicherzugehen, dass keine weiteren Granaten im Gebäude sind, unterbrachen die Beamten anschließend auch die übrigen Vorstellungen und baten die rund 800 Besucher das Gebäude ruhig zu verlassen. 50 Polizisten und sechs Spürhunden stießen auf keine weiteren Waffen.

Polizei schließt Anschlagsversuch aus

Das Fundstück stammt nach den bisherigen Ermittlungen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Es handele sich um ein relativ neues Modell und sei voll funktionsfähig, erklärte Polizeisprecher Andre Hartwich. Viel weiter reichen die Erkenntnisse bisher nicht. Hartwich: "Der Fall ist kurios, ungewöhnlich und mysteriös.”

Einen versuchten Anschlag auf das Kino oder die Landeshauptstadt schließen die Beamten so gut wie aus, weil der Täter anscheinend keinen Schaden anrichten wollte. Als mögliche Motive gelten Erpressung und Bedrohung, aber auch der Versuch, eine Kriegswaffe zu entsorgen.

Für die Besucher des Kinos verlief der Abend "verwirrend und sehr beunruhigend”. Dominic Glabisch, der mit drei Begleitern den Michael-Jackson-Film "This Is It” sehen wollte, bemerkte zunächst nur, dass ein Polizeiwagen vor der Tür stand und die Rolltreppe in die erste Etage gesperrt war. "Wir haben gedacht, es habe vielleicht eine Schlägerei gegeben”, sagt Glabisch. Als der Mann mit der LKA-Weste die Treppe hinaufeilt und die mittlerweile vier Polizeiwagen die Straße absperren, wächst die Sorge bei den Zuschauern im Foyer.

"Um 20.20 Uhr liefen plötzlich die Rolltreppen wieder. Als wir gerade Popcorn gekauft hatten, kam die Durchsage, dass die Säle 1 und 8 aus polizeilichen Gründen gesperrt seien”, berichtet Glabisch. Die anderen Zuschauer zögern und diskutieren, ob sie überhaupt in die Säle gehen sollen. Die meisten wagen es, sehen aber kaum mehr als die Werbung, weil dann das komplette Gebäude geräumt wird. Die Betreiber des Kinos wollten gestern keine Stellungnahme abgeben. In ihrem Haus deutete am Abend nichts auf den Fund des Vortages hin: Es waren keine Polizisten zu sehen, der Andrang schien normal für einen Freitag.

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