Düsseldorf Kirchen öffnen sich trotz Diebstahlsgefahr

Düsseldorf · Weil es mehr Einbrüche in Gotteshäuser gibt, bleiben viele außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen. Einige Kirchen wollen das ändern.

 Das Team um Dietgard Kittner, Reni Goebel, Christa Mombaur, Edith Thörner, Dieter Ratz (v.l.) kümmert sich um die Petruskirche in Unterrath.

Das Team um Dietgard Kittner, Reni Goebel, Christa Mombaur, Edith Thörner, Dieter Ratz (v.l.) kümmert sich um die Petruskirche in Unterrath.

Foto: Anne Orthen

Immer mehr Diebe brechen auch in Kirchen ein. Alleine 2015 wurden bundesweit 2589 Diebstähle und Einbrüche in christliche Kirchen und Kapellen registriert. Das führt dazu, dass immer mehr Kirchen außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen bleiben. Gläubige, die dort beten wollen, Touristen, die sich das Gebäude ansehen möchten, oder Menschen, die einen Rückzugsraum suchen, stehen vor verschlossenen Türen. Das wollen einige Gemeinden in Düsseldorf ändern und öffnen zumindest zu bestimmten Zeiten ihre Gotteshäuser.

"Das sollte eigentlich eine pure Selbstverständlichkeit sein", sagt Pastor Michael Dederichs von der katholischen Kirchengemeinde St. Antonius und Benediktus im Linksrheinischen. Er beruft sich dabei auf eine Aussage von Joseph Ratzinger, die dieser getätigt hat, bevor er zum Papst ernannt wurde. Ratzinger hätte gesagt: "Lieber die Kunstwerke aus den Kirchen nehmen, wenn man Angst hat, dass diese beschädigt werden, aber die Kirchen sollten offen bleiben."

Das wird in St. Antonius schon immer praktiziert. St. Benediktus steht seit eineinhalb Jahren den Besuchern offen. "Für mich ist es eine große Freude, dass die Gotteshäuser dann nicht nur von katholischen Christen, sondern auch von vielen anderen Menschen genutzt werden", sagt Dederichs. Darunter seien viele junge Menschen. Eine Aufsicht sei bislang nicht notwendig. Alle 14 Tage gibt es mittwochs ein besonderes Angebot: Dann finden ab 20 Uhr in St. Antonius ungewöhnliche Gottesdienste, Konzerte oder Gesprächsrunden statt.

Die evangelische Neanderkirche hat in Düsseldorf eine besondere Stellung. Sie ist nicht nur das älteste evangelische Gotteshaus, sondern liegt unmittelbar an der Feiermeile Bolkerstraße. Seit Herbst wird auch sie regelmäßig für Besucher geöffnet - allerdings aufgrund der besonderen Lage immer mit Aufsicht. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind aber vor allem Ansprechpartner für die Gäste, die aus der ganzen Welt stammen. Informiert wird beispielsweise über die Geschichte des Kirchenbaus und die Angebote der Gemeinde. Wer will, kann aber auch nur einfach die Ruhe genießen. "Uns ist es wichtig, dass jemand der Kirche ein Gesicht verleiht, die Besucher willkommen heißt", sagt Pfarrerin Antje Brunotte.

Das ist auch der Fall in der evangelischen Petruskirche. Diese öffnet seit Anfang des Jahres einmal im Monat ihre Pforten, dann wird häufig ein kleines Programm geboten, und Ehrenamtliche stehen für Gespräche bereit. "Bei Kaffee und Gebäck wollen wir eine Wohlfühl-Atmosphäre schaffen" sagt Gemeindemitglied Dietgard Kittner, der die "Offene Kirche" initiiert hat. Das Angebot soll unter anderem ermöglichen, einen Ansprechpartner zu finden, das Gebäude kennen zu lernen oder eine Auszeit zu nehmen. "Wir suchen noch Musiker, die einen Nachmittag gestalten wollen", sagt Kittner, der ein Team mit acht engagierten Helfern hat.

(brab)
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