Mutmaßlicher Brandstifter belastet „Kreditgeber“ „Die wollen mich umbringen“

Düsseldorf (dto). Mit Drehleiter und Rettungskorb musste ein 30-jähriger Tischler aus Düsseldorf in der Nacht zum 12. März dieses Jahres aus seiner Dachgeschosswohnung in Flingern geborgen werden. "Die wollen mich umbringen", erklärte der benommene Mann Feuerwehr und Sanitätern. Gemeint waren drei Russlanddeutsche, von denen er sich eigenen Angaben zufolge 5.000 Euro geliehen hatte. Die Staatsanwaltschaft präsentierte vor dem Amtsgericht eine gänzlich andere Version des Geschehens: Demnach hat der 30-Jährige das Feuer in seiner Wohnung selbst gelegt und bei der Polizei falsch ausgesagt.

Vor Gericht präsentierte sich der Angeklagte am ersten Verhandlungstag alles andere als schweigsam. Er habe sich wiederholt Geld von den drei Russlanddeutschen aus Werl, einem Vater und dessen zwei Söhnen, geliehen. So auch im November des vergangenen Jahres nach seiner Haftentlassung. 3.500 Euro Zinsen wollten seine Kreditgeber für den 5.000-Euro-Vorschuss sehen. Mit "Toni aus Frankreich" wollte der Angeklagte von dem Geld ein Auto kaufen, "aufmotzen" und dann gewinnbringend verkaufen.

Als er im Februar seinen Job verlor und seine Schulden nicht mehr abbezahlen konnte, machte das Russentrio Druck. Die drei hätten ihn sogar krankenhausreif geschlagen, behauptete der Angeklagte. Am Abend des Brandes lauerten sie ihm vor dem Hauseingang auf, im Fahrstuhl soll es zu einem lautstarken Streit gekommen sein. Die drei Männer sollen ihn dennoch alleine in seine Wohnung gelassen und das Feld geräumt haben.

Das war nicht die einzige Ungereimtheit in seiner Aussage. Trotz der Bedrohung verzichtete der wegen Betrugs mehrfach vorbestrafte Angeklagte darauf, die Tür abzuschließen oder - wie er es sonst tat — mit einem Holzbalken zu sichern und stieß damit auf erhebliche Zweifel beim Gericht. Er habe eben später noch in eine Kneipe gehen wollen, erklärte er sein Verhalten.

"Ich bringe keine Menschen in Gefahr"

Anders als geplant, sei er dann vor dem Fernseher eingeschlafen und erst aufgewacht, als seine Wohnung schon in Flammen stand. Aus dem Fenster seiner Dachgeschosswohnung habe er dann um Hilfe gerufen, bis die Feuerwehr eintraf und ihn vom Dach rettete. Er sitze unschuldig hinter Gittern, schloss der Angeklagte seine Schilderung. "Ich bringe keine Menschen in Gefahr, das wäre Mord". Außerdem sei er nicht versichert gewesen und nun durch den Brand ruiniert.

Eine kleine Wende brachten die Aussagen von vier Feuerwehrleuten. Beim Eindringen in die Wohnung sei ihm ein "ovales Holzstück" entgegengekommen, berichtete ein Feuerwehrmann. Ob das Holzstück glatte Ränder hatte und daher möglicherweise von einem anderen Brandstifter als dem Angeklagten selbst ausgesägt wurde, wurde jedoch nicht klar. Der vom Rauch benommene Angeklagte habe gestammelt "Man will mich umbringen". Drei Russen seien bei ihm gewesen, bei denen er 30.000 Euro Schulden habe, berichteten seine Kollegen dann übereinstimmend.

Eine Nachbarin wollte von dem wenig friedlichen Besuch der drei Russlanddeutschen jedoch nichts mitbekommen haben. Die 49-Jährige, eigenen Angaben zufolge psychisch krank, lag lange wach. "Ich fühlte mich unruhig und meditierte so vor mich hin", erklärte sie dem Gericht, "bis ich die Hilfeschreie hörte". Vorher sei ihr nichts aufgefallen.

Als letzter Zeuge des ersten Verhandlungstages trat einer der Geldverleiher in den Vernehmungsstand. Man habe dem Angeklagten lediglich 250 Euro gegeben, damit er einen "guten Fernseher" besorge, behauptete der 23-jährige Packer aus Werl. Von einem Kredit in Höhe von mehreren tausend Euro wollte er nichts wissen, schloss aber nicht aus, den Angeklagten wengen seiner Schulden bedroht zu haben. Ein Alibi für den Tatabend lieferte er gleich mit. Bei seiner Freundin und deren Eltern sei er gewesen, was die 19-Jährige im Zeugenstand dann prompt bestätigte.

Mit der Vernehmung von Vater und Bruder geht die Verhandlung am 1. August weiter.

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