Diskussionsreihe Blauer Montag mit Niermeyer

Düsseldorf (RP). Gedränge im Theatermuseum. Generalintendantin Amélie Niermeyer war gestern zu Gast beim "Blauen Montag", Gelegenheit für die Freunde des Schauspielhauses, der neuen Chefin einmal direkt zu begegnen. Und so drängten weit mehr Menschen in den schmalen Bühnenraum des Museums als dieser eigentlich fassen kann und erlebten eine hellwache Amélie Niermeyer, die ihre Positionen mit gewohnter Frische vertrat, ohne sich die Anstrengungen der vergangenen Premierentage anmerken zu lassen.

Mit einer netten Provokation eröffnete Winrich Meiszies, Leiter des Theatermuseums, das Gespräch, indem er den Düsseldorfer Schauspielhausgründer Gustav Lindemann zitierte. Der habe den Rheinländer nachgesagt, sie seien als unliterarisch bekannt. Was Niermeyer trotzdem verleitet habe, nach Düsseldorf zu kommen, wollte Meiszies wissen.

Niermeyer nahm die Vorlage geschickt auf, um auf die ihrer Meinung nach besondere Herausforderung einer Intendanz in der Landeshauptstadt hinzuweisen. Sie habe es schwerer, so ihre These, als Kollegen etwa in Bochum oder München. Dort gingen die Leute ins Theater, egal, was zu sehen sei. In Düsseldorf hingegen müsse man sein Publikum durch die Stücke erst überzeugen, und das Konkurrenzangebot sei groß.

Auch die folgenden Fragen des Theatermuseumsleiters nutzte Niermeyer, um charamant, aber bestimmt, ihren Einsatz für das Haus herauszustellen. Sie habe sich ein Jahr auf die Intendanz vorbereitet, um die besten Schauspieler verpflichten zu können, habe etwa alle Vorsprechen der 15 Schauspielschulen besucht, auch Inszenierungen in kleinen Theatern angeschaut und um viele Darsteller kämpfen müssen. Viele seien auch in niveauvollen Fernsehproduktionen zu sehen, was für ihre Qualität spreche. Die Zusammenarbeit mit den Geldgebern des Hauses, mit Stadt und Land, funktioniere gut. Die schwierigen Probenbedingungen am Haus würden bald verbessert, wenn der neue Standort, das Zentral am Hauptbahnhof, eröffnet würde. Alles bestens.

Das Publikum im Theatermuseum nahm den Enthusiasmus der Intendantin wohlwollend auf, wollte dann aber doch wissen, was sie denn zu den negativen Besprechungen in der Presse sage. Niermeyer antwortete darauf nicht inhaltlich, sondern äußerte Vermutungen, wonach die Presse sich erst positionieren müsse und dies durch Verrisse besser könne, als durch positive Besprechungen.

Auch einige praktische Fragen kamen zur Sprache. Die Abschaffung der Theatercard will die Intendantin überdenken, das rote Plakat am Schauspielhaus soll einer höher gehängten Anzeigetafel weichen.

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