Kempen Sonne lockt Radler an den Niederrhein

Kempen · Wer am Wochenende am Niederrhein radfahren, sich aber den lästigen Anreise-Transport des Zweirads mit dem Auto oder der Bahn ersparen will, kann auf eins von 1000 apfelgrünen Leihrädern ausweichen. Sie stehen an 53 Stationen bereit.

Sonnige 19 Grad am Samstag und ein fast ebenso warmer Sonntag: Dass die Ankündigungen solcher Wetterverhältnisse den Leuten so richtig Lust auf Draußen macht, merkt Hans-Peter Friedrich vom Kempener Sport- und Tagungshotel schon seit Tagen: "Ich bekomme viele Nachfragen, auch von der anderen Rheinseite, aus dem Ruhrgebiet und dem Bergischen Land", sagt der Hotelier. Allerdings wartet er auch mit dem perfekten Schönwetter-Angebot auf: Fünf blank polierte, apfelgrüne Räder stehen an seinem Hotel bereit, um tageweise für Touren am Niederrhein ausgeliehen zu werden. Abends können die Räder entweder bei Friedrich eingestellt oder an einer anderen "Räder-Ausleih-Station" abgegeben werden.

53 solcher Verleihstationen gibt es derzeit zwischen Emmerich und Dormagen. Wie Friedrich wollen auch die übrigen Betreiber in dieser Saison mit dem "Niederrhein-Rad" richtig durchstarten. 1000 der apfelgrünen Räder hatte die Niederrhein Tourismus GmbH im vergangenen Jahr für eine halbe Million Euro beim niederländischen Gazellen-Rad bestellt und ihren Partnern – Hotels, Touristen-Informationen und regulären Fahrradverleihern – in die Garagen gestellt. "Wir hatten immer wieder Anfragen von Gruppen und Busunternehmen, die am Niederrhein radeln, aber bequem ohne Rad anreisen wollten", sagt Martina Baumgärtner von Niederrhein Tourismus. Mit den Verleihstationen "haben wir nun einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen geschaffen, die inzwischen auch darüber nachdenken, das System einzuführen." Anfragen habe es bereits aus Limburg und Bocholt gegeben, mit beiden Städten führe man "regelmäßig Gespräche".

Denn am Niederrhein scheint sich das Angebot immer mehr durchzusetzen wie sich schon jetzt abzeichnet: Etwa 1000-mal wurden die Räder 2010 gebucht. In diesem Jahr liegen allein für die Monate Juli/August schon 600 Buchungen vor. "Für dieses Wochenende haben wir zwar noch Kapazitäten", sagt Martina Baumgärtner von Niederrhein Tourismus. Trotzdem sollten sich Ausflügler, bevor sie aufbrechen, auf jeden Fall bei "ihrer" Verleihstation erkundigen, ob noch Räder verfügbar sind. Je nach Buchungsstand können die Verleiher die 7-Gang-Räder, die es in dieser Ausführung nicht im Handel zu kaufen gibt, auch untereinander austauschen.

Tatsächlich scheint das Projekt neben den eigentlichen Radfans auch nicht-radelnde Besucher in die Region zu locken. Als Niederrhein Tourismus das Rad vor einem Jahr an den Start schickte, konnten laut einer Umfrage nur drei Prozent etwas mit der Region anfangen – den Kölner Dom verorteten die Befragten als wichtigste Sehenswürdigkeit am Niederrhein, berichtet der Kempener Hotel-Inhaber Friedrich und lacht. Heute kennen nach einer aktuellen Erhebung 15 bis 20 Prozent das Gebiet. "Das haben wir der Vermarktung des Niederrheinrades zu verdanken", sagt der Hotelier. "Das Rad wertet die gesamte Region auf."

Radreservierung und Preise Adressen und Kontaktdaten der Verleihstationen sind im Internet unter www.niederrheinrad.de aufgeführt. Auf dieser Seite kann man auch Räder reservieren, in dem man Abhol- und Rückgabestation sowie die dazugehörigen Daten angibt. Die Miete des Niederrhein-Rads kostet neun Euro pro Tag. Wenn das Rad an einer anderen Station zurückgegeben wird als abgeholt, wird ein Zuschlag von vier Euro fällig.

Tipps für Touren Individuelle Touren können im Internet unter "Mein Niederrhein Tourenplaner" geplant werden. Für fast alle niederrheinischen Städte bietet sich ein Abschnitt auf der Niederrheinroute an. Der Rundkurs durch die Kreise Kleve, Wesel, Viersen, Heinsberg, Neuss und die Städte Mönchengladbach, Krefeld und Düsseldorf ist etwa 1205 km lang. Mehrtagestouren bietet Zwei-Land-Reisen an (www.radroutenplaner.nrw.de).

Anreise mit der Bahn Viele der Radstationen liegen in Laufnähe eines Bahnhofes. Genaue Angaben gibt es bei der jeweiligen Verleihstation. Wer mit dem eigenen Rad anreist: Bei der Bahn kostet das Fahrrad-Ticket-NRW pro Geltungstag und Fahrrad in Verbindung mit allen Tickets des NRW-Tarifs 4 Euro. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr berechnet innerhalb seines Gebiets pro Strecke zusätzlich 2,60 Euro.

(RP)
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