Lampenfieber gehört dazu

Claudia Tiller und Julia Bremm, zwei junge Flötistinnen der Robert-Schumann-Musikhochschule, vertreten Düsseldorf an diesem Wochenende beim Bundeswettbewerb der deutschen Musikhochschulen.

Lampenfieber? "Na, klar sind wir kurz vorher aufgeregt." Wochenlang haben Claudia Tiller (25) und Julia Bremm (24) diesen Moment vorbereitet, jeden Tag viele Stunden geübt. Nun werden die beiden Flötistinnen Düsseldorf beim Wettbewerb der 24 deutschen Musikhochschulen vertreten. 134 junge Musiker reisen dazu an diesem Wochenende nach Düsseldorf.

Foyer der Robert-Schumann-Hochschule: Gedränge vor dem Anmeldetisch des Wettbewerbs, große Schalen mit Gummibärchen stehen bereit. Eine junge Musikerin, die einen Kontrabass vor sich herschiebt, greift zu: "Nervennahrung!" Es herrscht eine Atmosphäre von fröhlicher Nervosität. Denn der Bundeswettbewerb der Hochschulen ist für viele der Höhepunkt ihrer bisherigen Laufbahn. Man kann sich um die Teilnahme nicht bewerben, man wird von der Hochschule vorgeschlagen – "das ist eine Ehre", sagt die Stimme hinter dem Kontrabass.

Claudia Tiller und Julia Bremm haben mittlerweile ihre Formalitäten erledigt, der Rest ist Warten. Beide haben längst ihre Rituale entwickelt, um die Aufregung zu beherrschen. "Ich mache Atemübungen", sagt Julia Bremm. Claudia Tiller wird kurz vor ihrem Auftritt wieder ihre Massage-Bälle kneten. Beide sind sich einig: Vorher weiß man nie, ob es gut läuft – oder nicht. Beide Musikerinnen spielen ihr Instrument seit frühester Kindheit. Julia Bremm: "Ich wurde quasi mit der Flöte geboren, denn meine Mutter ist Flötistin." Mit sechs Jahren begann ihr Unterricht, bis heute hat sie etliche Meisterkurse besucht, hofft, dass sie im nächsten Semester ihr Diplom schaffen wird. Aber eine Stelle als Orchestermusikerin hat sie jetzt schon: Julia Bremm spielt als stellvertretende Solo-Flötistin beim Sinfonieorchester Wuppertal. "Man muss sich ranhalten. Es gibt so viele Flötisten, aber relativ wenig Jobs. Auf eine Stelle bewerben sich 300 Musiker." Auch Claudia Tiller griff schon als Kleinkind das erste Mal zur Blockflöte, wechselte später zur Querflöte – und blieb dabei. "Weil sie der Stimme so nahe kommt und man mit ihr Gefühle so gut ausdrücken kann", sagt die 25-Jährige. Sie unterbrach ihr Studium in Düsseldorf, um ein Austauschjahr am Royal College of Music in London zu absolvieren. Nun belegt sie den Studiengang Konzertexamen, "Sahnehäubchen" genannt – reserviert für die Besten.

Auch ihr ist der Sprung ins Berufsleben bereits gelungen mit einer Stelle am Saarbrücker Staatstheater. Das bedeutet für beide Musikerinnen: Es ist ganz normal, nach einem sechsstündigen Arbeitstag im Orchester noch zwei bis drei Stunden zu üben. "Man braucht viel Ehrgeiz und Disziplin", sagt Julia Bremm. "Und Talent und Glück", ergänzt Claudia Tiller. Talent bringen beide zweifellos mit, Glück können sie an diesem Wochenende bestimmt gebrauchen.

(RP)
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