Ein Geschenk vom Kom(m)ödchen

Das neue Ensemble-Stück im Kom(m)ödchen heißt "Freaks. Eine Abrechnung", die Vorstellungen sind schon jetzt bis Ende März ausverkauft. Für alle, die "Freaks" noch nicht gesehen haben, und für alle, die gerne noch einmal lachen möchten, gibt es hier exklusiv als Geschenk eine Szene aus dem Stück, die Dietmar Jacobs geschrieben hat.

Christian, der Kabarett-Autor, ist alleine im Autorenbüro der Sammy-Boehme-Show, als Hubert und Uschi, ein Millionärs-Ehepaar aus Meerbusch, den Raum betreten.

Hubert Klasse, klasse! Dat ist ja klasse hier. Uschi, wo bist du denn? Komm doch mal gucken, hier ist der ... Christian ... Dingsbums ... Uschi, wo bist du denn, du blöde Nuss?

Uschi Backstage! Klasse, Klasse ...

Christian Ähm Entschuldigung... wer ... ähm ... wer sind Sie?

Hubert Och, sorry, dat wir hier so reinplatzen und stören. Aber jetzt kann man nix mehr machen, jetzt simmer schon drin. Haha. Kleiner Witz. Spaß muss sein. Und Lachen ist gesund. Man muss immer lachen. Dafür simmer ja Rheinländer. Der Sammy hatte uns sicher schon angekündigt. Ich bin der Hubert Köllekes vom Solaranlagenbau "The sun of Meerbusch", und dat ist meine Frau, die ... sach noch ...

Uschi Die Uschi.

Hubert Die Uschi... ich vergess immer den Namen ... haha ... Ne, kleiner Witz ... ich kann nicht anders. Ich bin ja Rheinländer. Ich han et Hätz op dr Zong, wie mer he säät. So und hier in dem Büro kritzelt ihr den ganzen Kiki, den ihr immer im Fernsehen macht ... Das wollte ich immer mal sehen, ne Uschi?

Uschi Unbedingt. Der Hubert ist ja auch ein Kreativer ...

Hubert Ja. Vor allem bei der Steuererklärung ... Haha ... Spaß muss sein! Ne ich mach auch so was wie ihr hier. Ich bin im Karneval aktiv. In Meerbusch. Bei der "KG Löstije Besserverdiener von 1943" Und da hab ich so ne Figur ... "Enne Jeck em Rään". Da trete ich mit ennem Schirm auf...

Uschi Das ist zum Schießen.

Christian Ja, kann ich mir gerade gut vorstellen. Das mit dem Schießen...

Hubert Der Sammy ist ja ein klasse Typ. Wir kennen uns schon von hier. Ich habe je früher in Toiletten gemacht. Also beruflich. Also Sanitär. (Er gibt Christian seine Karte) "Dampft die Kacke, tropft der Hahn, ruf Köllekes in Meerbusch an." Haha. Lache und die Welt lacht mit. Dafür simmer ja Rheinländer. Ne, aber der Sammy ist ein ganz alter Freund. Dem hab ich damals mal ein Designer-Bad verkauft. Nur das beste. Colani.

Uschi Das war so edel, das Klo war mit dem Bidet von Uschi Glas befreundet.

Hubert Aber jetzt mach ich ja in Solar. Und da find ich super, dass ihr hier bisschen Schleichwerbung für mich macht... in der Sendung vom Sammy ...

Christian Also eigentlich wollen wir das nicht machen ...

Uschi Wir haben auch was mitgebracht für die Schreiberlinge...Fläschchen Prosetscho. Von der Kö. Dat musste sein. Wenn wir in Düsseldorf sind, gehen wir immer als erstes auf die Kö. Ne, Hubert?

Hubert Ja. Gläschen Prosetscho, paar Tortellinos oder paar Gnotschis. Oder wie mer im Rheinland sagen: The Kö it's a must. Besser kannse nirgendwo einkaufen. Ich hab zum Beispiel Unterhosen von Burburry. Das ist eine Qualität! Das ist für den Schritt so wat wie et Phantasialand. Aber erst mal: Wie können wir denn helfen?

Christian Wieso helfen?

Hubert Ja, der Sammy meinte, ihr braucht hier mal son bisschen Nachhilfe von Leuten, die sich im Leben auskennen.

Christian Das hat er gesagt...?

Uschi Ne, der sagt, ihr hättet vom Tuten und Blasen keine Ahnung...

Hubert Dat hat der nicht gesacht! Uschi Jawohl hat er dat gesacht! Hubert Und ich muss auch sagen, wenn ich mir eure Kabarett-Texte so anhör hier ... also, dat meiste ist Kiki. Ihr Kabarett-Heinis wisst doch überhaupt nicht, was wirklich los ist draußen an der Front.

Uschi Da hat mein Mann recht.

Hubert In der Wirtschaft. Von wegen westliche Überlegenheit. Ich konkurrier mit meinen Solaranlagen mit der ganzen Welt.

Uschi Und die Welt ist verdammt groß...

Hubert ... vor allem wenn man sie von Meerbusch aus betrachtet. Früher hatte ich den Sanitärfachhandel. Da war das weiteste, was ich gefahren bin nach Übach-Pahlenberg.

Uschi Da hat mein Mann recht ...

Hubert Heute treib ich Handel mit China.

Uschi Mit China!

Hubert Und ich kann nur drei Sätze auf Chinesisch. "Guten Tag", "Wie geht's" und "Brauchen Sie eine Quittung?" Und ich konkurriere mit dem Chinesen, dem Inder und dem Koreaner... Das sind drei Milliarden Konkurrenten ...

Uschi Und der Hubert ist allein in Meerbusch.

Hubert Aber uns werden nur Knüppel zwischen die Beine geschmissen. Wir deutsche Mittelständler haben es am schwersten auf der Welt. Allein durch die ganzen Regeln. Arbeitsrecht, Steuerrecht, Gewerberecht. Hier ist doch alles überreguliert.

Uschi Da hat mein Mann recht.

Hubert Alles wird reguliert. Der Beruf. Das Privatleben. Ich hab jetzt gelesen: Deutschland ist zum Beispiel das einzige Land der Welt, in dem sogar die Staatsangehörigkeit von Nutzvieh geregelt ist.

Uschi Da hat mein Mann recht ...

Hubert Ja, Nutzvieh zur Fleischgewinnung braucht eine eingetragene Staatsangehörigkeit. Wenn ich ein Kotelett zum Grillen mit nach Holland nehm, braucht das einen Pass

mit Lichtbild. Alles wird reguliert.

Uschi Da hat mein Mann recht ...

Hubert Uschi, jetzt halt doch mal die Klappe, das hält doch keine Sau aus! Wobei ich ja zum Beispiel nichts gegen Steuern hab. Aber die müssen vernünftig eingesetzt werden. Aber das passiert doch nicht. Das fließt doch alles in die Zone und in das Sozialsystem.

Christian Aber man muss sich doch um Leute kümmern, die Hilfe brauchen.

Hubert Sicher. Aber ich sag dir mal eins als Rheinländer: Wenn man die Welt verbessern will, darf man das keinem System überlassen. Man muss die Welt selber verändern. Probleme unbürokratisch lösen. Rheinisch. Wie die Uschi, die macht ja seit Jahren Charity ...

Uschi Ja ... ich hab auch mit der Ute Ohoven zusammengearbeitet. Die kennen wir seit Jahren. Zumindest Teile von der. Und da machen wir wunderbare Sachen. Wir Frauen von den Rotariern machen oft Handarbeit und dann einen Flohmarkt mit Dixieland und bisschen Prosetscho, wo wir die Sachen verkaufen. Letztens habe ich einen ganzen Tag an einem Stand gestanden. Aber am Ende hatten wir auch 250 Euro zusammen.

Hubert Und wofür?

Beide Für Afrika!

Christian Für 250 Euro einen ganzen Besserverdienenden-Flohmarkt? Da kann man das Geld doch einfach spenden...

Uschi Das ist ja nicht der Sinn von uns Rotariern. Einfach Geld geben kann jeder. Aber es geht ja auch um die Menschlichkeit. Die 250 haben wir selbst nach Afrika gebracht.

Hubert Genau. Da waren uns die 3000 Euro für den Flug scheißegal.

Uschi Scheißegal!

Hubert Drissejal!

Uschi Drissejal!

Hubert Wir wollten einfach helfen. Und Afrika, das ist ein umwerfendes Erlebnis. Das sind ja Stämme, die leben wie vor 3000 Jahren. Die sind zum Teil noch Kannibalen und essen ihre toten Verwandten. Und die brauchen natürlich unser rheinisches Know How.

Uschi Genau. Der Hubert hat denen erst mal erklärt, wie man das als Geschäftsessen absetzen kann.

Hubert Und da haben wir auch unser Patenkind getroffen ...

Uschi Wir haben ja von "Plan International" ein Patenkind, die kleine...na dat kleine schwarze...Mc...Mc....Mgknogwene! Der überweisen wir jeden Monat 30 Euro. Und die hat uns erzählt, wie sie in Afrika lebt. Und dann hat der Hubert der erzählt, wie er als Unternehmer lebt ...

Hubert Ja, seitdem überweist das Patenkind uns 30 Euro im Monat. Aber die leben natürlich viel bescheidener als wir. Da können wir Deutsche noch was von lernen. Wie die sich da trotz Armut selbst organisieren. Ohne Staat. Ohne Steuern...

Uschi Ja ... Die sind arm, aber die haben eine unheimliche Würde im arm sein. Man braucht ja auch nicht viel, um zufrieden zu sein.

Hubert Und das brauchen wir in Deutschland auch. Dass man auch mal verzichtet. Das machen die Uschi und ich ja auch.

Uschi Ja, oft mach ich abends den Kühlschrank auf. Dann sind da nur eine Möhre, ein Brokkoli und eine Tomate drin.

Hubert Ja, dann sag ich: Uschi, Schätzelein, komm, holse bei Münstermann ein Pfund Hummerkrabben dazu. Mehr braucht der Mensch nicht.

Uschi Da sind wir einfach Rheinländer, unser Motto ist: Et kütt wie et kütt. Aber jeder muss gucken, wo er bleibt. Tschüß! (Beide gehen ab.)

(RP)
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