Massen in Gassen Touristen drängen sich durch Dubrovnik

Dubrovnik · Wurstsemmeltouristen sorgten vor Jahren in Salzburg für böses Blut. So bezeichneten die Einheimischen die Tagesurlauber in der Mozartstadt. Jetzt schlägt die kroatische Urlaubermetropole Dubrovnik Alarm. Sie kann die Touristenmassen kaum noch bewältigen.

Massen in Gassen: Touristen drängen sich durch Dubrovnik
Foto: dpa, juc seg

Dubrovnik an der kroatischen Adria wird Opfer seines eigenen Erfolgs. "Die Touristenmassen lassen Dubrovnik langsam sterben", sagt der prominente Journalist Luko Brailo. Bürgermeister Andro Vlahusic will mit den Tagestouristen "abrechnen, die nur auf der Stradun (Hauptstraße) spazieren, ohne etwas zu verbrauchen", berichtet die Zeitung "Slobodna Dalmacija". Die mittelalterliche Altstadt ist beliebt, aber begrenzt: Ihr Durchmesser misst im Verlauf der Stradun-Promenade nicht viel mehr als 350 Meter. Wissenschaftler haben berechnet, dass sie 7000 Touristen am Tag verkraftet. Im letzten Sommer waren es täglich bis zu 25 000. Der Hafen wurde inzwischen auf eine Kapazität von 15 000 Gästen pro Tag ausgebaut. Im letzten Jahr legten nach Angaben des örtlichen Tourismusverbands mehr als eine Million Kreuzfahrturlauber dort an. Die heimische Bevölkerung der Altstadt ist von einigen Tausend Bewohnern auf heute 900 gesunken. "In der Stadt herrscht der allgemeine Kollaps", beschreibt Ariana Vela von der Organisation "EU-Projekte" in der Zeitung "Poslovni dnevnik" den täglichen Wahnsinn. "Dubrovnik wird im Hochsommer regelrecht besetzt. Vor Menschenmassen sieht man die historischen Gebäude nicht mehr. 300 Busse umkreisen täglich die Altstadt", sagt Djuro Capor von der bekanntesten Bürgerinitiative "Srdj gehört uns". Der Srdj ist der Hausberg der Stadt.

Die Folge der Buskarawanen: Den gut betuchten Touristen in den Luxushotels vor den Toren der Altstadt stößt der Massenansturm sauer auf. Dubrovnik hat eigentlich auf Qualitätstourismus gesetzt, doch "das ist kein Elitentourismus, sondern ein Massenansturm, schlimmer als wir ihn in Lloret de Mar oder in ähnlichen spanischen Urlaubsorten gesehen haben", kritisiert Vela eine ihrer Ansicht nach falsche Politik. Die Stadt denkt über saftige Gebühren für Busse nach.

Es kommt noch schlimmer

Doch die Lage dürfte sich noch verschlimmern. Auf dem Srdj stampfen Investoren ein neues Tourismusviertel aus dem Boden. Als die Planungen 2003 begannen, war von einer 100 Hektar großen Golfanlage die Rede. Inzwischen stehen 310 Hektar im Plan. Gesetzeswidrig sei der Bebauungsplan geändert worden, erklärt der Geschichtslehrer Capor von der Bürgerinitiative. Das für Sport und Erholung der heimischen Bevölkerung vorgesehenes Gelände wurde in Bauland umgewidmet. Die Beschwerde beim Verfassungsgericht ist seit Jahren unbearbeitet. Die ursprüngliche Investitionssumme ist von 80 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen. Damit entstehen neben dem Golfplatz 2 Hotels, 240 Villen und 400 Apartments. "Das ist einfach nur Korruption und Spekulation mit Grundstücken und Immobilien", schimpft Capor.

Auch in der mitteldalmatinischen Urlauberhochburg Makarska nördlich von Dubrovnik haben sich die Behörden mit der aufsehenerregenden Baugenehmigung für einen neuen Apartmentblock an der Promenade selbst Probleme bereitet. Der Neubau nur wenige Meter neben dem besten Hotel "Park" erdrückt und entwertet das einstige Markenzeichen. Und der vorgelagerte kleine Strand kann schon heute bei weitem nicht alle Sonnenhungrigen aufnehmen. Die benachbarten Restaurantbesitzer und die Mitarbeiter des Hotels "Park" sprechen von einem "architektonischen Verbrechen" - und wie die Aktivisten aus Dubrovnik von Korruption.

(dpa)
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