Zwischen Blüten und Blättern Eine Gartentour rund um den Bodensee

Salem · Das Klima am Bodensee ist besonders mild - mit viel Wasser, Wärme und Licht. Das gefällt Pflanzen und Gärten. Und davon gibt es viele: vom mittelalterlichen Kräutergärtchen über den barocken Schlosspark bis zum privaten Traumgarten.

Auf Gartentour um den Bodensee
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Foto: dpa, jah

Es ist ein eigenartiges Gefühl, den Irrgarten im Schlosspark Salem am Bodensee zu betreten. Die verschachtelten Gänge sind von übermannshohen Eiben- und Lebensbaumhecken gesäumt. Man verliert den Überblick, sieht nur noch grün. Wohin geht es? Komme ich da auch wirklich wieder heraus? Die spielerische Lust, durch die vom Menschen gezähmte Natur zu irren, ist ein typisches Motiv der barocken Gartenkunst. Und das passende Thema für eine Erkundung der reizvollen Gärten rings um den Bodensee.

Angefangen beim Schlossgarten Salem, dessen zentrale Motive Form und Symmetrie sind: Statt üppiger Blumenpracht beruhigen hier unterschiedliche Grüntöne und Blatttexturen das Auge. "Die Zisterzienser, die Salem 1134 als Kloster gründeten, waren ein asketischer Orden", erklärt die Schlossverwalterin Birgit Rückert. "Man beschränkte sich damals auf Grün, die Farbe des Wachsens, des Lebens und Symbol der Auferstehung. Daran haben wir uns orientiert."

Von Fleiß und gärtnerischem Ehrgeiz erzählt ein kleines Stückchen Acker auf der Bodenseeinsel Reichenau. Das mit einfachen Pfählen umzäunte Gärtlein ist eine originalgetreue Nachbildung des Kräutergartens Hortulus von Walahfrid Strabo. Der benediktinische Abt aus dem 9. Jahrhundert gilt als Begründer des abendländischen Gartenbaus. Seine Lehrgedicht "Hortulus" über 24 Heilpflanzen gilt als früheste Kunde vom Gartenbau in Deutschland.

Als gelernte Gärtnerin kennt die Inselführerin Ingrid Günther die Geheimnisse dieser Kräuter und so manchen Gesundheitstipp: "Schafgarbe im Leib - das hilft jedem Weib." Denn das auch "Augenbraue der Venus" genannte Frauenkraut wirkt krampflösend und lindert so Regelschmerzen.

"Wir sehen Reichenau als Wiege der europäischen Gartenbaukultur", sagt Karl Wehrle von der Tourist-Information Reichenau. "In den nächsten Jahren wird das ganze Klosterareal gärtnerisch umfangreich neu gestaltet." Die Pläne stehen vermutlich im Einklang mit Walahfrieds Absichten, der seine Leser ermahnte: "Wenn deine Pflege nur nicht ermattet in lähmender Trägheit ... und nur sich nicht scheut, die schwieligen Hände bräunen zu lassen in Wetter und Wind."

In diesem Sinne hat auch Karin Böhler mit ihrer Hände Arbeit einen ehemaligen Gemüseacker in ein blühendes Blumenparadies verwandelt - für sie ihr Eden auf Erden. "Ich habe stets nach Gefühl gepflanzt, ohne genaues Konzept", erzählt die Reichenauerin von der Entstehung ihres Blüten- und Blätterreiches und serviert dabei selbst gebackene Lavendelkekse. Zwischen den 150 Rosenstöcken, den Zypressen, Kartoffeln und drei Brunnen sitzt da und dort eine Engelsfigur im Laub. Vielleicht war bei der Gartengestaltung ja himmlische Eingebung im Spiel.

Verzückt von der Blumenpracht durchstreifen die Besucher ihr 2400 Quadratmeter großes, direkt am See gelegenes Pflanzenparadies. "Manche Gartenliebhaber kommen mehrmals und sind inzwischen Freunde geworden", berichtet Karin Böhler. Ihr Garten ist einer von 42 Privatgärten am westlichen Zipfel des Bodensees, die sich zur Initiative "Garten-Rendezvous am Untersee" zusammengeschlossen haben. Ihr gehören "vom Bauern- bis zum Künstlergarten die unterschiedlichsten Gartentypen" an, erklärt Lucia Kamp von Tourismus Untersee.

Eine etablierte Institution in Sachen Gartenbaukunst ist die Insel Mainau: Sie ist der Bodenseegarten mit den meisten Besuchern, ein Gartenort der Superlative und bekannt für seine aus bunten Blumen gestalteten Tierfiguren. Über 1,2 Millionen Gäste jährlich spazieren zwischen den von 60 Gärtnern aufwendig gepflegten Beeten und Bäumen umher.

"Man spürt hier, dass sich Gärtner seit 150 Jahren mit Liebe diesen botanischen Kostbarkeiten widmen", meint die Inselchefin Bettina Gräfin Bernadotte. "Viele der Pflanzen können auf der Mainau nur wegen des besonderen Inselklimas überleben." Die Wasseroberfläche des Sees gibt im Herbst noch lange die gespeicherte Wärme ab und schafft so das milde, pflanzenverträgliche Klima.

Einige der seltenen Gehölze, wie der Seiden-, Tulpen- oder Riesenmammutbaum, brachten die früheren Inselbesitzer bereits im 19. Jahrhundert von Reisen in ferne Länder mit. Und aus manchem wertvollen Baumriesen ragt sogar ein eigener Blitzableiter.

Die Inselgärtner beschäftigen sich unablässig mit dem Pflanzen, Beschneiden, Düngen und Wässern ihrer Schätze, damit die Blumenpracht üppig blüht. "Die Mainau ist ein Eldorado für Rosenfans", sagt Gärtnermeister Peter Schober. "Mehr als 1000 Sorten hegen wir." Am Ende des Sommers sind es die Dahlien, die ihre Verehrer anlocken. "Etwa 12 000 Stück haben wir gepflanzt", berichtet Schober. Und im Herbst kommen 500 000 Tulpenzwiebeln in die Erde. So kann der Kreislauf aus wechselnden Blüten und Farben im nächsten Frühjahr von neuem beginnen.

(dpa)
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