Sprechstunde: Thilo Patzer Schmerzen im Ellenbogen sind oft chronisch

Der Orthopäde wird den Golfer- oder Tennisellenbogen zunächst mit Physiotherapie behandeln.

Unser Leser Axel B. (39) aus Düsseldorf fragt: "Ich quäle mich seit Jahren mit wiederkehrenden Schmerzen im Ellenbogen herum. Mein Arzt spricht von einem Tennisellenbogen und ließ den Fachbegriff Epicondylitis fallen. Wie lässt sich das Problem endlich mal grundsätzlich lösen? Langsam nervt es mich."

Thilo Patzer Schmerzen am Ellenbogen werden oft durch Reizungen der Muskel-Ursprünge der Unterarmstrecker (Tennisellenbogen) oder der Unterarmbeuger (Golferellenbogen) verursacht. Dabei sind selten weder der Tennis- noch der Golfsport für das Krankheitsbild verantwortlich. Es reichen häufig wiederholte Minimal-Tätigkeiten wie das Bedienen einer Computer-Maus oder das Spielen eines Musikinstruments aus, dass die Muskeln chronisch gereizt sind.

Diese Krankheitsbilder werden in der modernen Orthopädie nach einer klaren Abfolge behandelt. Zunächst erfolgt konservative Therapie wie passive Dehnungen der Unterarm-Muskulatur und manuelle Therapiemaßnahmen, die der Patient unter physiotherapeutischer Anleitung erlernen und auch selbst durchführen muss. Entlastet werden die Muskelursprünge zusätzlich durch eine spezielle Bandage, die die Kraft im Bereich der Muskel-Ursprünge umlenkt.

Bei Bedarf kann auch eine lokale Injektion erfolgen, um den Reiz zu lindern. Die Injektion sollte jedoch nur mit Vorsicht und nur in Ausnahmefällen erfolgen, da auch diese Schäden der Sehnen oder Infektionen verursachen kann.

Halten die Beschwerden an, empfiehlt sich eine minimal-invasive Spiegelung (Arthroskopie) des Ellenbogengelenks. Damit ist eine detaillierte Diagnostik aller Gelenkstrukturen möglich. Oft werden dabei eindeutige Ursachen für die Schmerzen erkannt wie eine verdickte oder eingerissene Gelenkinnenhautfalte, die im Bereich des Speichenköpfchens einklemmen kann. Die kann bei der Arthroskopie schonend entfernt werden.

Es zeigen sich oft auch Knorpelschäden, die ebenfalls sofort behandelt werden können, und Läsionen der Bänder, die eine Instabilität verursachen und in seltenen Fällen auch einmal rekonstruiert werden müssen. Gerade hierbei ist auch die Vorgeschichte des Patienten wichtig: Übt der Patient spezielle sportliche oder andere körperliche Tätigkeiten aus oder lag sogar ein Unfall im Bereich des Ellenbogengelenks vor? Läsionen der Bänder und folgende Instabilitäten sind häufig aber auch Folge fehlerhaft durchgeführter Operationen, bei denen die Muskel-Ursprünge und dabei auch die stabilisierenden Bandstrukturen eingekerbt, aber nicht wieder sorgfältig genäht wurden. Die Bänder müssen dann in einer weiteren Operation wiederhergestellt werden.

Zusammenfassend sind diese Ellenbogen-Schmerzen zunächst konservativ, also nicht operativ zu therapieren. Hierbei ist jedoch die aktive Mitarbeit des Patienten entscheidend. Bei therapie-resistenten Beschwerden kann die minimalinvasive Arthroskopie des Ellenbogengelenks zur Diagnostik und gleichzeitig zur Therapie notwendig sein, um den Schmerz zu beseitigen.

Thilo Patzer ist Oberarzt der Klinik für Orthopädie am Universitätsklinikum Düsseldorf.

(RP)
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