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Berlin Bei Schuppenflechte helfen Solebäder

Berlin · Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Psoriasis – und zwar nicht nur körperlich. Denn obwohl die chronische Hautkrankheit keineswegs ansteckend ist, reagieren Unwissende oft mit starker Ablehnung.

Eine Bankangestellte zählt das Geld für einen Kunden ab. Ihre Nagelbetten sind stark gerötet, wulstig und rissig. Die Oberfläche der Fingernägel hat kleine Dellen, die Nägel sind gelblich-braun verfärbt. Der Kunde rümpft die Nase und schaut pikiert zur Seite.

Solche Reaktionen erleben Patienten mit Schuppenflechte immer wieder. Sie leiden unter den Veränderungen ihrer Haut. Und unter der Stigmatisierung der Krankheit. Schuppenflechte gehört zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. Ansteckend ist die Psoriasis nicht.

Schätzungsweise zwei bis drei Prozent der Bevölkerung sind Thomas Rosenbach vom Berufsverband der Dermatologen zufolge betroffen. "Das wichtigste Symptom sind rote Flecken auf der Haut, die sich mit der Zeit verdicken", erläutert er. "Darauf bilden sich typische silbrige Schuppen." Im Extremfall könne der ganze Körper betroffen sein.

Ursache ist meist eine genetische Veranlagung, eine Fehlfunktion des Immunsystems. Sie führt zu einem gutartigen, schnellen Wachstum der Oberhaut. Bei einem gesunden Menschen brauchen die Zellen ab ihrer Entstehung in tieferen Hautschichten 28 Tage, um an die Hautoberfläche zu wandern und dort als Hornhautschüppchen abgestoßen zu werden. Bei einem Schuppenflechte-Patient dauert der Prozess sieben Tage oder weniger.

Bei der häufigsten Form der Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) ist vorrangig die Haut an Ellenbogen, Knien, am Kopf, hinter den Ohren, am Bauchnabel und im Intimbereich beziehungsweise in der Gesäßfalte betroffen. "Bei etwa der Hälfte derjenigen, die an Psoriasis vulgaris erkranken, sind auch die Nägel beteiligt", erläutert Rosenbach. Die Patienten empfinden nicht nur die Schuppung als unangenehm. Auch Juckreiz, Spannungsgefühle in der Haut und Blutungen sind möglich.

"Bei etwa zwei Drittel der Betroffenen beginnt die Erkrankung vor dem 40. Lebensjahr, prinzipiell kann sie jedoch in jedem Lebensalter beginnen, das heißt von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter", erläutert Sandra Philipp vom Psoriasis-Centrum an der Charité in Berlin. "Ob, wann und in welcher Form und Ausprägung die Krankheit zum ersten Mal ausbricht, ist nicht voraussagbar", ergänzt Hans-Detlev Kunz vom Deutschen Psoriasis Bund. Jeder habe seine eigene Schuppenflechte. Genau das mache die Therapie enorm schwierig.

Alle bekannten Therapien zielen darauf ab, die Symptome zu lindern, das Abheilen zu beschleunigen, akute Krankheitsphasen zu verkürzen und neue Schübe zu vermeiden oder hinauszuzögern. "Der erste Therapieschritt ist die Hautpflege", sagt Philipp. Dadurch lasse sich beispielsweise der Juckreiz lindern sowie das Aufkratzen der Haut und Entstehen weiterer Entzündungsherde vermeiden.

Salben sind in jedem Therapiekonzept unverzichtbar. "Der Goldstandard sind heute Cremes, die Vitamin D und Kortison enthalten", sagt Rosenbach. Sind mehr als zehn Prozent der Hautoberfläche betroffen oder die Patienten in ihrer Lebensqualität sehr stark beeinträchtigt, geht es weiter: Eine Möglichkeit ist die Therapie mit vorsichtig dosierten UV-Strahlen. Sie wird oft auch mit Solebädern kombiniert, bekannt als Licht-Bade-Therapie.

"Darüber hinaus kann eine innerliche Behandlung sinnvoll sein", sagt der Hautarzt. Sie ziele darauf, das vermehrte Wachstum der Hautzellen zu hemmen. Vergleichsweise neu auf dem Markt sind genetisch hergestellte Wirkstoffe (Biologika). Sie ähneln bestimmten körpereigenen Substanzen, werden meist gespritzt oder als Infusion verabreicht. "Die Kosten für Biologika sind extrem hoch. Sie dürfen erst angewandt werden, wenn alle anderen Therapien erfolglos sind", erläutert Rosenbach.

Schuppenflechte verläuft entweder chronisch oder in Schüben. Es gebe viele Patienten, die selbst etwas zur Therapie beitragen wollen, berichtet Philipp. Man müsse jedoch sagen, dass die Krankheit dadurch allein nicht heilbar, aber in ihrem Verlauf beeinflussbar sei.

Gemeinsam können Hautarzt und Patient ergründen, welche Auslöser infrage kommen und ob sie vermeidbar sind. "Ein häufiger Auslöser bei älteren Patienten sind Betablocker", nennt Rosenbach ein Beispiel. Bluthochdruck-Patienten können auf andere Medikamente umgestellt werden. Auch Übergewicht wirke sich ungünstig aus.

Die Psyche spielt ebenfalls eine Rolle. "Oft lösen einschneidende Erlebnisse wie der Verlust eines Partners oder auch ein Trauerfall den Ausbruch der Krankheit oder auch einen Schub aus", sagt Philipp. Auch die Krankheit selbst mit den als ablehnend oder ausgrenzend empfundenen Reaktionen anderer Menschen sorgt bei Patienten für Stress. Solche psychischen Belastungen lassen sich kaum vermeiden. Wichtig ist Entspannung.

(dpa)
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