Alle Gesundheit-Artikel vom 02. Januar 2004
Goldfisch als Gesundheits-Vorsorge?
Goldfisch als Gesundheits-Vorsorge?

Das Beobachten von Tieren baut Aggressionen und Stress abGoldfisch als Gesundheits-Vorsorge?

Berlin (rpo). Der tierische Freund des Menschen ist eine gute Gesundheitsvorsorge. Das Beobachten von Tieren, Streicheln und Körperkontakt baut Aggressionen ab und hilft bei der Stressbewältigung. Die Stressverminderung ist messbar in Form eines niedrigeren mittleren Blutdrucks im Vergleich zu Menschen unter ähnlichen Lebensumständen ohne Tierkontakt, stellen die Autoren Albert Weber vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und Andreas Schwarzkopf, Sachverständiger für Krankenhaushygiene aus Bad Bocklet, im Themenheft des Berliner Robert-Koch-Instituts „Heimtierhaltung - Chancen und Risiken für die Gesundheit“ fest. Danach konnte auch gezeigt werden, dass bei chronisch Kranken, die Heimtiere haben, der Medikamentenverbrauch sinken kann. Bei einer Analyse der Langzeitauswirkungen auf die Gesundheit wurden im Durchschnitt zehn Prozent weniger Arztkontakte im Vergleich zu den Studienteilnehmern ohne Heimtiere beobachtet. Allerdings bergen Haustiere auch Gefahren für die menschliche Gesundheit. Das sind neben allergischen Reaktionen insbesondere Infektionen. Einerseits ist es möglich, dass die Tiere selbst an Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten erkranken, die auch bei Menschen Krankheiten auslösen können. Andererseits können auch scheinbar gesunde Heimtiere Dauerausscheider oder Träger von Erregern sein, die den Menschen krank machen. Zur Verringerung von Infektionsrisiken sollten Tierhalter über die Bedürfnisse der Tiere und mögliche Infektionsrisiken Bescheid wissen, empfehlen die Experten. So können zum Beispiel Landschildkröten ein Salmonellenreservoir sein. Ungenügendes Händewaschen erleichtert die Übertragung des Erregers auf den Menschen. Die Autoren mahnen außerdem eine ausreichende Gesundheitsfürsorge für das Tier an, unter anderem die Durchführung empfohlener Impfungen, eine artgerechte Haltung sowie die regelmäßige Reinigung des Aufenthaltsbereiches.

Der Depression davon laufen

Sport hilft aus tiefem Tal der Niedergeschlagenheit herausDer Depression davon laufen

Frankfurt/Main (rpo). Depressive Menschen können ihrem Stimmungstief davon laufen. Joggen hilft mehr als andere Sportarten wie Gymnastik, Krafttraining oder Volleyball bei tiefer Niedergeschlagenheit. Das berichtet Ulrich Bartmann von der Fachhochschule Würzburg in der "Apotheken Umschau". Dies sei auch wissenschaftlich belegt: "Die Mehrzahl der Forschungsarbeiten weist eine deutlich depressionssenkende Wirkung nach." Ein depressiver Mensch glaube, keinen Einfluss auf seine Umwelt zu haben. Funktioniere etwas gut, schreibe er es den günstigen Umständen zu, erklärt der Wissenschaftler. Gehe es schief, sei er es selbst gewesen, der es vermasselt habe. Beim Laufen nun stelle der Patient bereits nach kurzer Zeit fest, dass er selbst etwas könne, und dies nicht an glücklichen Umständen liege. Das gebe ihm enormen Auftrieb.

Kinderlose bei Baby-Schreien gelassen

Weinen läutet bei Müttern und Vätern die AlarmglockenKinderlose bei Baby-Schreien gelassen

London (rpo). Das Weinen und Schreien von Babys lässt bei Müttern und Vätern die Alarmglocken läuten. Kinderlose Erwachsene bleiben eher gelassen. Sie reagieren auf fröhliche Laute. Gehirnmessungen ergaben, dass Eltern stärker auf Schluchzen von Kindern reagieren als auf Lachen. Kinderlose sind dagegen eher empfänglich für die Geräusche fröhlicher Babys. Forscher der Universität Basel hatten Eltern und kinderlosen Erwachsenen sowohl Klagelaute als auch Lachen von Kleinkindern vorgespielt. Dabei maßen sie die Gehirnaktivitäten mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie. Während die Eltern stärker auf Wehklagen reagierten als auf Lachen, verhielt es sich bei den Kinderlosen genau umgekehrt. Das zeige, dass diese Reaktion der Eltern erlernt sei, sagte Studienleiter Erich Seifritz dem Magazin "Nature". Weinen von Kindern aktivierte bei Eltern vor allem die Hirnregion Amygdala, die an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt ist. Dies macht aus evolutionsbiologischer Sicht Sinn: Die Babys signalisieren durch Klagen, dass ihnen etwas fehlt, und lösen damit Sorge bei den Eltern aus, die sich meist prompt um das Kind kümmern. Die Schweizer Studie ergab jedoch auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Weinen der Kinder löste sowohl bei den Müttern als auch bei den kinderlosen Frauen Veränderungen aus. Das Klagen senkte die Aktivität des so genannten präfrontalen Kortex, der unter anderem als Geräuschfilter fungiert. Wenn die Aktivität dieses Filters gedrosselt wird, reagieren Menschen empfindlicher auf Laute. Bei den Männern tat sich dagegen in dieser Hirnregion kaum etwas. Die unterschiedlichen Reaktionen in diesem Hirnareal wertet Seifritz als angeboren.

Substanz im Rotwein wirkt gegen Krebs

Stärkerer Effekt als Anti-Tumor-MedikamenteSubstanz im Rotwein wirkt gegen Krebs

Weinheim (rpo). Dass Rotwein das Herz vor dem Infarkt schützen kann, ist bekannt. Die darin enthaltenen Polyphenole wirken aber auch gegen Krebs - und zwar offenbar wesentlich stärker als Medikamente. Das zumindest ist nach Angaben der Gesellschaft Deutscher Chemiker das Ergebnis einer französischen Studie. Polyphenole sind eine große Substanzgruppe, zu der Gerb- und Farbstoffe vieler Früchte und Gemüse zählen, darunter Tannine und Flavonoide. "Etliche dieser Stoffe haben bereits Einzug in die Medizin gehalten, das Potenzial ist aber noch bei weitem nicht ausgeschöpft", sagt Stephane Quideau vom Europäischen Institut für Chemie und Biologie in Pessac Cedex. Der Professor entdeckte nun im Rotwein das so genannte Acutissimin A, das sowohl Tannine als auch Flavonoide enthält. Diese Substanz, die erstmals in einer bestimmten Eichenart festgestellt worden war, hemmt den Angaben zufolge die Aktivität eines Enzyms, das ein klassischer Angriffspunkt der Krebstherapie ist. Diese Antitumorwirkung von Acutissimin sei sogar 250 Mal stärker als das klinisch verwendete Krebsmittel Etoposid. Die französischen Wissenschaftler wollen aber deshalb dem Rotwein nicht eine krebsvorbeugende Wirkung zuschreiben, zumal übermäßiger Alkoholkonsum nicht nur ein hohes Suchtrisiko birgt, sondern selbst auch ein Risikofaktor für Krebs ist.

Wenn Gesichter ein Rätsel bleiben

Jeder 50ste leidet an GesichtsblindheitWenn Gesichter ein Rätsel bleiben

Frankfurt/Main (rpo). Eine unheimliche Vorstellung: Man sieht den eigenen Kindern, der Freundin oder dem Chef ins Gesicht und erkennt ihn trotzdem nicht. So geht es schätzungsweise zwei Prozent aller Deutschen. Sie leiden an der so genannten Gesichtsblindheit und können nicht spontan zwischen Bekannten oder völlig Fremden unterscheiden. Für Gesichtsblinde sei die Verknüpfung des Gesichts mit einer bestimmten Person deutlich erschwert, sagt der Mediziner Thomas Grüter, der selbst von der so genannten Prosopagnosie betroffen ist. Während für andere das Gesicht das wichtigste Kennzeichen einer Person ist und sie innerhalb von Sekunden wissen, mit wem sie gerade sprechen, fehlt Betroffenen diese Sicherheit. Selbst den Lebenspartner könnten Gesichtsblinde nicht ohne weiteres aus einer Menschenmenge heraus erkennen, erklärt Grüter. Sie können Gesichter demnach zwar wahrnehmen und aus ihnen ebenso gut wie andere Menschen Gefühle lesen sowie das Alter und Geschlecht einer Person erkennen. Schwer wird es für sie aber, verschiedene Gesichter voneinander zu unterscheiden. Vergleichen lässt sich Prosopagnosie am besten mit der Situation eines Europäers in Asien: "Das Modul für die Gesichtserkennung im Gehirn ist ganz genau geeicht, es kann Details bei anderen Rassen nicht auseinander halten", sagt der Wissenschaftler. Daher sähen Chinesen oder Japaner aus europäischer Sicht zunächst jedenfalls alle gleich aus. "Ähnlich geht es einem Gesichtsblinden mit seinen Bekannten und Verwandten". Unter 500 untersuchten Schülern und Studenten hat das Institut für Humangenetik in Münster laut Grüter elf Betroffene ausgemacht. Hochgerechnet trifft die Wahrnehmungsstörung damit etwa jeden 50. Deutschen, also mehr als eine Million Menschen allein in der Bundesrepublik. Während die erworbene Form der Gesichtsblindheit, beispielsweise nach einem schweren Unfall, schon länger bekannt ist, wird eine mögliche Vererbung der Krankheit am Humangenetischen Institut erst seit etwa eineinhalb Jahren erforscht. Erste Ergebnisse von DNA-Analysen erhofft Grüter in den kommenden sechs Monaten. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Münsteraner Forscher sind Kinder von Gesichtsblinden mit etwa fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls gesichtsblind. Und gerade Kinder werden wegen der Wahrnehmungsstörung schnell zu Außenseitern, weil sie in Kindergarten und Schule ihre Kameraden unter den anderen Kindern nicht bemerken. Sie finden in den ersten Wochen kaum Freunde und kennen außerhalb des Unterrichts auch ihre Lehrer nicht, sagt Grüter. Im Berufsleben kann ein Gesichtsblinder nicht entscheiden, ob er sich in der Kantine neben den Chef oder jemanden aus einer ganz anderen Abteilung gesetzt hat. Kommt eine Kollegin kurz ins Büro, um eine Nachricht abzugeben, kann ein Gesichtsblinder sie schon nach wenigen Minuten auf dem Flur nicht mehr ausfindig machen. Patienten gelten schnell als arrogantIhre Wahrnehmungsschwäche handelt Betroffenen außerdem häufig den Vorwurf ein, sie seien arrogant oder desinteressiert. Gesichtsblinde sähen anderen beim Gespräch nicht in die Augen und gälten daher schnell als unhöflich, sagt Grüter. Der Blickkontakt werde aber nicht bewusst vermieden, sondern schlicht vergessen, denn das Gesicht des Gegenübers sei für Prosopagnosie-Betroffene einfach nicht sonderlich wichtig. Ob angeboren oder erworben, geheilt werden könne die Wahrnehmungsstörung nicht, betont Grüter. Betroffene könnten sich aber ganz bewusst auf Merkmale anderer Personen konzentrieren und Ersatzstrategien für das Wiedererkennen entwickeln, indem sie sich auf Gang, Stimme oder Größe einer Person konzentrierten. "Auch das In-die-Augen-Sehen kann dem Gegenüber zuliebe antrainiert werden. Das kann man lernen wie mit Messer und Gabel zu essen", sagt Grüter. Frisur und Kleidung sind dagegen leicht veränderbar und helfen wenig - ein neuer Haarschnitt, und Gesichtsblinde sehen einen völlig fremden Menschen vor sich.