Alle Gesundheit-Artikel vom 29. Januar 2004
Angst vor einem "Supervirus"

Die asiatische Geflügelpest breitet sich weiter ausAngst vor einem "Supervirus"

Düsseldorf (rpo). Die Vogelgrippe ist eine Krankheit, die erstmals vor 100 Jahren in Italien entdeckt und medizinisch beschrieben wurde. Mehrere Epidemien wüteten im vergangenen Jahrhundert, Millionen Tiere mussten getötet werden oder starben an der Erkrankung. Der neue Influenzavirus, der Geflügelpesterreger H5N1, breitet sich zurzeit weiträumig aus und könnte zu einer weltweiten Gefahr auch für den Menschen werden.Die Tiermedizin geht davon aus, dass potentiell alle Vogelarten mit dem Vogelgrippevirus infiziert werden können. Wie bei allen Erkrankungen gibt es leichte Krankheitsverläufe und andere, die zum Tode führen können. Der Typ der Highly Pathogenic Avian Influenza (HPAI), die hierzulande unter dem Namen Geflügelpest bekannt ist, ist gekennzeichnet durch einen plötzlichen Krankheitsausbruch, heftigen Symptomen und einem raschen Tod bei einer Sterblichkeitsrate der infizierten Tiere von 100 Prozent. Da es mehr als ein Dutzend Unterarten des Virus gibt, ist die Möglichkeit, durch Kreuzung neue Varianten und Mutationen hervorzubringen, sehr hoch.Das Heimtückische an diesen Viren ist, dass selbst anfänglich harmlose Varianten mit einer niedrigen Sterberate binnen Monaten durch Veränderung eine Sterberate von 90 Prozent erreichen können. Eine Epidemie, die zwischen 1983 und 1984 die Vogelwelt in den USA heimsuchte, entwickelte sich zunächst harmlos, mutierte dann aber und raffte letztlich 9 von 10 befallenen Vögeln dahin — rund 17 Million Tiere starben damals oder mussten getötet werden. Eine ähnliche Epidemie, die zwischen 1999 und 2001 die italienische Vogelwelt bedrohte, kostete rund 13 Millionen Tieren das Leben.Die Vogelgrippe bedroht den MenschenNormalerweise werden neben Vögeln nur Schweine von diesem Influenzavirus befallen. 1997 traten in Hong Kong erstmals Fälle auf, bei denen Menschen diesen Krankheitstypus zeigten. 18 Menschen wurden infiziert, sechs davon starben. Die Gesundheitsbehörden zeigten sich weltweit alarmiert, da dies der erste Fall war, bei dem ein Vogelgrippevirus mit hoher Sterberate auf den Menschen übertragen worden war. In der Folgezeit kam es sowohl in Südostasien als auch in Europa immer wieder zu Erkrankungen von Menschen, von denen einige starben.Die größte Sorge bereitet Wissenschaftlern die Tatsache, dass durch Kontakt menschlicher Grippeviren mit Vogelgrippeviren Mutationen entstehen können, die mit der hohen Sterblichkeitsrate des Tiervirus rasch von Mensch zu Mensch übertragen werden und damit eine Pandemie auslösen könnten. Pandemien sind Epidemien, die global — und nicht regional oder lokal beschränkt — Millionen von Todesopfern fordern. Die jüngsten Pandemien, die die Menschheit heimsuchten, forderten zwischen 1918 und 1919 weltweit 40 — 50 Millionen Todesopfer, die letzte Pandemie fand zwischen 1968 und 1969 statt. Der Ausbruch der nächsten Pandemie, so schätzt die WHO — die Weltgesundheitsorganisation -, ist nur noch eine Frage der Zeit. Modellrechnungen gehen davon aus, dass 57 bis 132 Millionen Menschen infiziert werden könnten, ein bis zwei Millionen stationär behandelt werden müssten und vermutlich zwischen 300.000 und 600.000 Tote zu beklagen sein werden. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Pandemie erhöht sich durch die Tatsache, dass neben dem Ausbruch der Geflügelpest in Südostasien, die mittlerweile sogar in Pakistan und Saudi-Arabien angekommen zu sein scheint, sich zeitgleich ein menschlicher Grippevirus von Europa und den USA aus Richtung Asien ausbreitet. Träfen diese beiden Erreger unmittelbar aufeinander, entstünde ein Virus, gegen das die Menschheit derzeit keinen Schutz hat.

Nahtoderfahrung: Nicht immer "Licht am Ende des Tunnels"

Wissenschaftler kritisiert unseriöse ForschungNahtoderfahrung: Nicht immer "Licht am Ende des Tunnels"

Stuttgart (rpo). Wer hat noch nicht davon gehört: Vom Licht am Ende des Tunnels, von einem unbeschreiblichen Gefühl der Wärme und Liebe im Angesicht des Todes. Forschungen zeigen allerdings zweierlei: Oft waren die Betroffenen nicht wirklich vom Tode bedroht, und die Nahtoderfahrungen sind wesentlich vielfältiger als die bekannten Klischees. Rund vier Prozent aller Deutschen hatten Schätzungen zufolge schon einmal eine so genannte Nahtoderfahrung. Das Phänomen wird bereits seit Jahrhunderten beschrieben ­ allerdings in sehr unterschiedlichen Bildern. Nach Ansicht des Berliner Soziologen Hubert Knoblauch sagt die Nahtoderfahrung deshalb auch mehr über das Diesseits als über das Jenseits aus. "Der Tod ist das Ende aller Dinge des menschlichen Lebens, nur des Aberglaubens nicht", befand der griechische Philosoph Plutarch vor gut 2.000 Jahren. Schon immer hatte sich die Menschheit auf ein Leben nach dem Tod gemacht. Forschung oft weltanschaulich geprägtKein Wunder also, dass Berichte über Nahtoderfahrungen auch heutzutage immer wieder Thema in der Öffentlichkeit sind. Mit einem Schönheitsfehler: "Dem öffentlichen Interesse entspricht keine im selben Maße betriebene wissenschaftliche Forschung", sagt Knoblauch. Vielmehr sei gerade auch die wissenschaftliche Forschung häufig in weltanschauliche und religiöse Interessen verstrickt: "Es wird sehr viel Schindluder getrieben ­ und gerade deshalb kommt auch kaum seriöse Forschung zu Stande." Denn zu gerne wüssten die meisten, was sie während des Sterbens oder im Tod zu erwarten haben: "Einige erhoffen sich Trost und Beistand beim Umgang mit dem Sterben oder dem Tod Nahestehender, und nicht wenige verbinden mit diesem Thema ein echtes existenzielles Interesse, weil es die Frage berührt, wie die unbekannte Grenze des Lebens aussieht", erklärt der Experte. So wimmelt es denn auch im Internet von Erfahrungsberichten eigener Nahtoderfahrungen und von Internetseiten mehr oder minder seriösen Inhalts. Häufig betreiben die Betroffenen selbst Forschung, um das Phänomen zu verstehen, das sie am eigenen Leib erfahren haben. Nicht so Hubert Knoblauch: Der Soziologe beschäftigte sich mit Religionssoziologie und befragte im Rahmen eines Forschungsprojekts mehr als 4.000 Ost- und Westdeutsche zur Nahtoderfahrung. Ergebnis: Rund vier Prozent berichteten von solchen Erlebnissen. Ein einheitliches Muster ließ sich jedoch nicht finden ­ vielmehr spiegelten sich in den Berichten vielfältige biografische, kulturelle und soziale Einflüsse wider. Nicht immer direkter Zusammenhang mit nahem TodDie erste Erkenntnis: "Es gibt nicht immer den direkten Zusammenhang mit dem nahen Tod." Weniger als die Hälfte der im Nachhinein befragten Menschen waren bei dem einschneidenden Erlebnis auch tatsächlich fast tot. Manchmal reichte auch schon ein Beinahe-Unfall. In jedem Fall aber sei der Auslöser eine körperliche, dramatische Krisenerfahrung gewesen, betont Knoblauch. Umgekehrt hatten die meisten Menschen, die dem Tod nahe waren, keinerlei Nahtoderfahrung. Die Soziologen benannten die Nahtoderfahrung deshalb zunächst einmal treffender in "Todesnäheerfahrung"(TNE) um. Diese TNE kommt häufiger vor als angenommen: Selbst bei vorsichtigen Hochrechnungen dürften der Studie zufolge ungefähr 3,3 Millionen Deutsche solch eine Erfahrung gemacht haben. Dabei verteile sich die TNE gleichmäßig auf Männer und Frauen, West- und Ostdeutsche, das Durchschnittsalter der Betroffenen liege bei 35,6 Jahren, erklärt Knoblauch. Vielfalt der ErlebnisseDamit hören die Gemeinsamkeiten jedoch schon auf: Das berühmte Licht am Ende des Tunnels ist nur eine von vielen Erfahrungen: "Entgegen der gängigen Behauptung einer gleich bleibenden Struktur zeigte sich eine sehr große Vielfalt, was die inhaltlichen Elemente angeht." Universale, allgemein gültige Elemente konnte die Forscher kaum ausmachen, dagegen aber sehr spezifische kulturelle Motive: So trat bei manchen Betroffenen der Sensemann auf, bei anderen waren es Engel; manche begriffen die TNE als bedrohlich, andere als wunderbares, unbeschreibliches Erlebnis. "Keine Nahtoderfahrung gleicht der anderen", bilanziert der Experte. Allerdings sei es kurzsichtig, solche Erfahrungen lediglich als neurophysiologische Prozesse abzutun. Knoblauch hofft auf intensivere, kulturvergleichende Forschung ­ womöglich könnte sie für etwas Licht sorgen am Ende des Tunnels.

Kaputte Umwelt - kranke Menschen

Forscher fordert ökologische PerspektiveKaputte Umwelt - kranke Menschen

London (rpo). In den 70er Jahren war schon vom Ende der Infektionskrankheiten die Rede, doch in jüngster Vergangenheit scheinen diese eher ein Revival zu erleben. Die Entstehung zahlreicher neuer Krankheiten ist nach Ansicht eines australischen Experten auf Umweltzerstörung und Überbevölkerung zurückzuführen. In den vergangenen 25 Jahren sind laut Professor Tony McMichael von der Universität Canberra 35 Infektionskrankheiten entweder neu entstanden oder entdeckt worden. Hinzu komme das Wiederauftauchen alter Krankheiten wie Tuberkulose, Cholera und Malaysia. All dies seien Auswirkungen des modernen Lebenswandels, betonte McMichael in einer Rede vor der Londoner Royal Society. Falls die Menschheit keine ökologische Perspektive im Umgang mit dem Phänomen findet, drohen nach Einschätzung des Mediziners in den kommenden Jahrzehnten Dutzende weitere neue Infektionskrankheiten. Verantwortlich für diese Entwicklung sei die Kombination mehrerer Faktoren, unter anderem Armut, übervölkerte Städte, Abholzen der Wälder, intensive Agrarproduktion, Klimawandel und die Zunahme des internationalen Reiseverkehrs. Antibiotika reichen nichtMcMichael fordert, Krankheitserreger nicht einfach nur blindwütig mit Antibiotika zu bekämpfen, sondern auch die tiefer liegenden Ursachen zu berücksichtigen. Als Beispiel nennt der Mediziner das Nipah-Virus, an dem 1999 in Malaysia 100 Menschen starben. Träger des bis dahin unbekannten Erregers waren Fledermäuse, die durch Abholzen der Regenwälder ihren natürlichen Lebensraum verloren. Die Tiere wichen zur Nahrungsmittelsuche auf Obstplantagen in der Nähe menschlicher Siedlungen aus. Dort übertrug sich das Virus von den Fledermäusen zunächst auf Schweine, die wiederum die Bauern infizierten. Auch das Auftreten der durch Zecken übertragenen Lyme-Borreliose, die erstmals 1976 im Osten der USA identifiziert wurde, führt der Forscher vor allem auf Abholzen und die Ausdehnung der Vorstädte zurück. Andere Krankheiten wie SARS können sich durch die Zunahme des Reiseverkehrs mit bisher ungeahnter Geschwindigkeit weltweit ausbreiten. "In den 1970er Jahren sprachen bedeutende Menschen schon vom Ende des Zeitalters der Infektionskrankheiten", sagte McMichael. "Nach den Erfahrungen der 1980 und 1990er Jahre wissen wir nun, wir sind trauriger und klüger."

Studie: Deo und Achselhaar-Rasur erhöhen Brustkrebsrisiko

Wissenschaftlicher Beweis steht aber noch ausStudie: Deo und Achselhaar-Rasur erhöhen Brustkrebsrisiko

London (rpo). Frauen, die regelmäßig ein Deo benutzen und ihre Achselhaare rasieren, haben möglicherweise ein höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Zu dieser Erkenntnis kam eine amerikanische Studie aus Chicago, Forscher aus Seattle warteten allerdings mit gegensätzlichen Ergebnissen auf. Zu diesem Schluss kamen Forscher der Northwestern University in Chicago, wie das Fachmagazin "New Scientist" berichtete. Die Forscher vermuteten, dass Aluminiumbestandteile in Deos für das höhere Risiko verantwortlich seien. Ein Beweis sei die Studie aber noch nicht. Die Ergebnisse müssten in einer größeren Untersuchung überprüft werden. Dem Bericht zufolge hatte der Arzt Kris McGrath in seiner Untersuchung 437 Brustkrebspatientinnen in vier Gruppen nach der Häufigkeit der Deo-Benutzung und der Achselhaar-Rasur aufgeteilt. Der Brustkrebs trat bei jenen Patientinnen, die mindestens drei Mal die Woche ihre Achselhaare rasiert und mindestens zwei Mal die Woche ein Deo benutzt hatten, 15 Jahre früher auf, als bei Frauen, die nichts von beidem taten. Keinen Hinweis auf ein höheres Brustkrebsrisiko habe es jedoch gegeben, wenn Frauen ausschließlich ein Deo benutzt oder stattdessen nur ihre Achselhaare rasiert haben. Mehr als die Hälfte aller Brusttumore träten in der Nähe der Achselhöhle auf. Zu einem entgegengesetzten Ergebnis kamen dagegen Forscher um Dana Mirick vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle in einer Studie an 1.600 Frauen vor zwei Jahren. Dabei wurden 800 Patientinnen mit Brustkrebs und 800 gesunde Frauen miteinander verglichen. In der Untersuchung aus dem Jahr 2002 wurde auch nach der Deo-Benutzung und der Achselhaarrasur gefragt. Eine Verbindung zu einem erhöhten Krebsrisiko habe nicht festgestellt werden können.

Hirnstruktur bestimmt Sexualtrieb

Mandelgroßes Areal für Emotionen zuständigHirnstruktur bestimmt Sexualtrieb

London (rpo). Welche Faktoren bestimmen die sexuelle Potenz? Gerne vermessen Männer auf der Suche nach einer Antwort ihr bestes Stück. Lohnender wäre ein Blick ins Hirn, wie Wissenschaftler jetzt herausgefunden haben. Der Sexualtrieb eines Menschen hängt offenbar von der Größe einer bestimmten Hirnregion ab.Eine australische Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass der Geschlechtstrieb in direktem Zusammenhang zum Volumen des Mandelkerns (Amygdala) steht. Dieses etwa mandelgroße, für Emotionen zuständige Areal wurde zwar schon früher mit sexuellem Verlangen in Verbindung gebracht, auf seine Größe achteten Forscher jedoch bislang nicht. Wissenschaftler der Universität Melbourne untersuchten nun die Gehirne von 45 Patienten mit chronischer Epilepsie, die typischerweise mit einem gedämpftem Sexualtrieb einhergeht. Den Patienten war während der Behandlung ein Teil des Gehirns entfernt worden. Je weniger dabei die Amygdala beschädigt wurde, desto stärker war laut dem Magazin "Nature" der Sexualtrieb ausgeprägt. Die Suche nach der Wurzel des Geschlechtstriebs hat auch einen kommerziellen Hintergrund: Der Erfolg des Potenzmittels Viagra hat gezeigt, dass es für lustfördernde Mittel einen riesigen Ansatzmarkt gibt.