Betriebsklima leidet Krise macht auch Chefs Angst

Hamburg (RPO). In Zeiten der Wirtschaftskrise fürchten viele Arbeitnehmer um ihren Job. Aber die Angst macht auch vor Chefs nicht Halt. Viele sprechen dies aber nicht offen aus. Doch die gereizte Stimmung wirkt sich auf das Betriebsklima aus.

Diese Jobs sind krisensicher
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Foto: ddp

"Angst wird in Unternehmen fast immer ausgeblendet", sagte Jens Braak, Führungskräfte-Coach aus Hamburg. "Auf die Frage "Wie geht's?" antworten wir üblicherweise "Alles bestens"." Es gehöre meist nicht zur Unternehmenskultur, Schwierigkeiten und Rückschläge offen anzusprechen. "Und es ist schon zu beobachten, dass durch den zunehmenden Druck alle auch höherem Stress ausgesetzt sind." Nach Braaks Einschätzung sind bereits Auswirkungen auf das Betriebsklima zu spüren.

"Viele Mitarbeiter werden nervös. Aber auch Führungskräfte haben die Krise immer im Hinterkopf", sagte Braak. Chefs, die zum Beispiel angesichts von deutlichen Umsatzeinbrüchen Angst um ihre Stelle, ihre Abteilung oder das gesamte Unternehmen haben, sollten einerseits beim Umgang mit den Mitarbeitern ihre Gefühle unter Kontrolle haben, andererseits aber auch authentisch sein und klar sagen, was Sache ist. "Die Mitarbeiter spüren sowieso, dass etwas los ist", sagte Braak.

Schwierigkeiten nicht verleugnen

Wer offen, aber sachlich über wirtschaftliche Schwierigkeiten spreche und zum Beispiel sagt "Ich habe viel Respekt vor der aktuellen Entwicklung", werde von den Mitarbeitern als ehrlich wahrgenommen. Andererseits sollte der Chef klare Entscheidungen treffen und den Mitarbeitern deutlich machen, dass gerade in der Krise das Engagement von allen gebraucht werde.

Statt Ärmel-hoch-Appelle auszugeben, sei es besser, individuelle Kompetenzen zu nutzen und die Zusammenarbeit im Team sicherzustellen, wenn der Wind von vorn kommt, sagte Braak. "Das ist wie beim Segeln. Bei starkem Wind kann man sich nur einen Fehler leisten, dann reißen die Segel." An einem Strang zu ziehen, sei deshalb umso wichtiger.

"Das Fahrwasser wird jedenfalls enger." Teamarbeit habe dabei allerdings nichts mit Schmusekurs zu tun und schon gar nicht mit strategischen Zugeständnissen an die Mitarbeiter. Es gehe darum, das Potenzial der eigenen Mitarbeiter zu nutzen. Krisen setzten in dieser Hinsicht Kreativität frei, die sonst unentdeckt bleibt. "In der Krise ist für vieles allerdings auch einfach weniger Zeit."

(tmn)
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